Grundlagen #2 - Das Wort Gottes
Nach der Wiedergeburt ist der frisch gebackene Christ noch lange nicht vollkommen. Die Wiedergeburt ist lediglich der erste Schritt der Wiederherstellung der Gottesbeziehung. Es ist eben wie eine Geburt, der Neugeborene ist wie ein kleiner Säugling, dersich jetzt entwickeln muss:
und wie neugeborene Kindlein seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, auf daß ihr durch dieselbe wachset zur Errettung (1Pe 2:2)
Was ist die vernünftige, unverfälschte Milch durch die wir in unserer Errettung (griech.: soteria) wachsen? Es ist nichts anderes als Gottes Wort und Gottes Gedanken.
Und er speiste dich mit dem Manna, das du nicht kanntest und das deine Väter nicht kannten, um dir kundzutun, daß der Mensch nicht von Brot allein lebt, sondern daß der Mensch von allem lebt, was aus dem Munde Jahwes hervorgeht. (Deu 8:3)
Zunächst einmal bedeutet das für jeden Neugeborenen, dass er das geschriebene Wort Gottes lesen muss, um seine Seele und seinen Geist damit zu füttern. Doch obwohl das die primären Bereiche in uns sind, die das Wort Gottes benötigen, so ist auch die Wirkung des Wortes nicht auf Seele und Geist beschränkt, sondern wirkt sich sogar auf unseren Körper aus:
Mein Sohn, merke auf meine Worte, neige dein Ohr zu meinen Reden. Laß sie nicht von deinen Augen weichen, bewahre sie im Innern deines Herzens. Denn Leben sind sie denen, die sie finden, und Gesundheit ihrem ganzen Fleische. (Pro 4:20-22)
Das geschriebene Wort Gottes (=die Bibel) ist allerdings noch nicht alles, was es in Bezug auf das Wort Gottes zu sagen gibt. Wer Gottes Wort auf den bloßen Buchstaben beschränkt, der wird wie die Pharisäer enden. Jesus sagt zu den Schriftgelehrten:
Ihr erforschet die Schriften, denn ihr meinet, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen; und ihr wollt nicht zu mir kommen, auf daß ihr Leben habet. (Joh 5:39-40)
Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret, indem ihr die Schriften nicht kennet, noch die Kraft Gottes; (Mat 22:29 )
Die Schriftgelehrten und die Pharisäer waren sehr fleissige Leser und Studenten des Wortes Gottes, aber es brachte ihnen kein Gewinn, da sie das Wort Gottes lediglich auf den geschriebenen Buchstaben beschränkten. Das Resultat dieser Haltung ist immer dasselbe, es brachte sie in theologische Widersprüche und in Verwirrung (Mat 22:23-29). Jesus bezeugt ihnen, dassdie Schriftenvon Jesus zeugen, aber es ist notwendig zu Jesus zu kommen.
Um die wahre Natur des Wortes Gottes zu erfassen müssen wir verstehen, dass Gottes Wort mehr ist als nur der Buchstabe. Gottes Wort ist nicht ein Buch, sondern eine lebendige, niemals sterbende Person:
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater), voller Gnade und Wahrheit; (Joh 1:14)
Im ganzen ersten Kapitel des Johannesevangliums wird diese Wahrheit erklärt, dass das Wort Gottes eine Person ist. Diese Wahrheit hat den Apostel Johannes niemals losgelassen, denn in seinen Briefen beginnt er mit derselben Wahrheit:
Es war von Anfang an da; wir haben es gehört und mit eigenen Augen gesehen; wir haben es angeschaut und mit unseren Händen berührt: das Wort des Lebens. Ja, das Leben ist erschienen. Das können wir bezeugen. Wir haben es gesehen und verkündigen es euch: das ewige Leben, das beim Vater war und bei uns sichtbar geworden ist. (1Jn 1:1-2)
Johannes sagt hier, dass sie das Wort betastet, gefühlt und gesehen haben. Er sagt, dass das Wort für sie sichtbar geworden ist. Dies ist nicht einfach eine blumige Redensart über die dreieinhalb Jahre, die Johannes mit Jesus zusammen verbracht hat, denn zu dieser Zeit hatten die Jünger noch gar nicht erkannt, dass Jesus das ewige Wort des Vaters ist, denn zu dieser Zeit kannten sie Jesus nur nach dem Fleisch. Petrus sagt in seiner Erkenntnis, dass von Jesus “Worte des ewigen Lebens” ausgehen, aber er sieht Jesus und das Wort noch nicht als Einheit. Diese Offenbarung kommt erst später, nach der Auferstehung. Johannes sagt, dass das Wort Gottes etwas ist, was man erleben kann, und zwar nicht nur an der Seele und am Geist, sondern ebenfalls am eigenen Leib (sehen, fühlen, hören).Wenn das Wort Gottes so lebendig ist, das man es erfahren kann, dann gibt es vieleder Bekehrung nachfolgende Erfahrungen, die ein Christ machen kann. Es gibt Christen, die behaupten, dass es nach der Bekehrung keine einschneidende Erfahrungen mehr gibt, aber diese Menschen haben die Natur des Wortes Gottes nicht verstanden. Hudson Taylor, Georg Müller, Finney, Watchman Nee, Spurgeon und viele bezeugen uns auch heute noch, dass uns jeder Vers in der Bibel zu einer lebendigen Erfahrung werden kann.
In 1. Petrus 1:23 steht, dass wir durch das Wort Gottes wiedergeboren wurden, aber aus vielen anderen Versen erfahren wir, dass wir durch den Geist Gottes wiedergeboren werden. Das Wort Gottes und der Geist Gottes sind also eins. Jesus wirft den Schriftgelehrten vor, dass sie weder die Schriften noch die Kraft Gottes kennen. Es ist also beides notwendig, wir müssen die Schriften (=Bibel) kennen und gleichzeitig aber auch den Heiligen Geist kennenlernen, der uns “in alle Wahrheiten hineinführt”. Das Wort Gottes arbeitet in absoluter Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Ohne den Heiligen Geist sind wir hoffnungslos verloren in Bezug auf das Wort Gottes. Aber er ist jederzeit bereit uns zu führen und zwar führt er uns nicht VOR die Wahrheiten, er sagt nicht zu uns: “Hier ist die Wahrheit, lies sie, und schau sie dir gut an und versuche so gut Du kannst, sie einzuhalten!”. Vielmehr führt er uns “in” die Wahrheit hinein, das bedeutet, er transformiert unser Leben so, dass wir in dieser Wahrheit leben - das wir uns nicht antrengen müssen, uns die Wahrheit nicht ständig ins Gedächtnis rufen müssen, sondern er bewirkt vielmehr dass es für uns ganz normal und natürlich wird, gemäß der göttlichen Wahrheit zu leben. Glaubst Du das, dass er das auch bei dir tun will?
Das geschriebene Wort ohne die Person Christus (oder den Heiligen Geist) macht uns zu Pharisäern, das geschriebene Wort in Christus (oder im Heiligen Geist) macht uns zu Jüngern. Das geschriebene Wort ohne Christus bringt uns in Widersprüche und Verwirrung, das geschriebene Wort in Christus führt uns in alle Wahrheit. Das geschriebene Wort ohne Christus ist tot und leblos, aber das geschriebene Wort in Christus ist in allen Bereichen unseres Lebens erfahrbar. In der Apostelgeschichte wird das Wort immer als etwas lebendiges beschrieben:
- Das Wort Gottes wuchs (Apg 6:7)
- Das Wort Gottes aber wuchs und mehrte sich. (Apg 13:49)
- Euch ist das Wort dieser Errettung gesandt (Apg 13:26)
- Das Wort des Herrn aber wurde ausgebreitet durch die ganze Gegend. (Apg 13:49)
- Also wuchs das Wort des Herrn mit Macht und nahm überhand. (Apg 19:20)
Das Wort ist etwas, was wachsen kann, was vor Gefahren erretten kann, was sich ausbreiten kann, etwas was Macht hat, usw. Wir müssen bedenken, dass es zu der Zeit keine “Neuen Testamente” gab, auch die Schriften des Alten Testamentes waren in den Synagogen aufbewahrt und nicht jedermann zugänglich. Wenn die Apostel in dieser Weise vom Wort Gottes schreiben, dann reden sie nicht von geschriebenen Büchern, sondern von Christus. Diese Wahrheit ist zu groß, als dass ich sie hier adäquat mit Worten erklären könnte. Das Wort ist eine Person. Jedes Wort Gottes ist eine Erfahrung. Bruder Yun hat z.B. das Wort aus den Psalmen “mit meinem Gott kann ich über Mauern springen” am eigenen Leib erfahren, als er aus dem Gefängnis fliehen sollte und vor der letzten großen Mauer stand und Gott ihm befahl, über die Mauer zu springen. Rees Howells hat das Wort aus Römer 8:30 “Wir sind in Christus verherrlicht” richtig erlebt. Spurgeon hat das Wort über die Erwählung am eigenen Leib erfahren, er sagt selber, dass er es innerlich gespürt hat, dass er von Gott erwählt worden war.
Es gibt noch viele weitere Eigenschaften des Wortes Gottes, die ich aus Platzgründen nicht ausführen kann (man beachte z.B. den 119. Psalm). Einen einzigen Aspekt - der nebenbei schon genannt wurde - will ich allerdings nochmal betonen. Jesus sagt:
Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben; (Joh 6:63)
Damit das Wort Gottes ein lebendiges Wort für uns wird, müssen wir im Geist und mit dem Geist leben. Studieren wir die Bibel um unsere Erkenntnis zu vermehren, so werden wir unweigerlich Widersprüche und Verwirrung finden, studieren wir dagegen die Bibel um Nahrung für unseren inneren Menschen zu bekommen und in der Hoffnung, dass Gott uns die geschriebenen Worte offenbart, dann wird das geschriebene Wort zur vernünftigen Nahrung. K. P. Yohannan sagt oft in seinen Predigten: “Wenn Du berühmt werden willst, dann studier die Bibel - wenn du wie Jesus werden willst, dann studiere IHN!” Ich kann dem nur zustimmen. Wenn wir die Bibel lesen, um schlau zu werden, oder um einfach theologisches Wissen anzuhäufen, dann wird uns das Stolz machen, und Gott widersteht den Stolzen. Wenn wir die Bibel aber lesen, um zu erfahren, wer dieser Jesus Christus war, und was ihn auszeichnete, dann wird unserst demütigen und dann in sein Bild verwandeln. Für die meisten von uns wird es höchste Zeit, dass wir anfangen, mit der Bibel auf diese Weise umzugehen. Für die meisten von uns wird es wirklich Zeit, dass wir anfangen, Gottes Wort in aller Einfachheit zu lesen. Das Wort ist uns in erster Linie nicht dazu gegeben, um es zu studieren, sondern um es zu glauben. Die Bibel ist uns gegeben, damit wir etwas haben, wo wir Gott beim Wort nehmen können und unseren Glauben ganz praktisch ausüben können.
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16. November 2008 um 17:13
Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig…
Danke für den Beitrag Helmut, diese Sache ist finde ich voll wichtig, um zu einem Diener des neuen Bundes zu werden (2.Kor.3) durch den Gott viel mehr Herrlichkeit bewirken kann, als wenn wir unser eigenes Ding drehen.