Mehr oder weniger christliche Realsatire

Wem soll ich jetzt glauben? Da schreibt doch ein Hans Werner Deppe (der Leiter des Betanien-Verlags, kommt ursprünglich aus der Brüderbewegung, ziemlich konservativ und selbsternannter Irrlehrer-Jäger) über Johannes Reimer und die Bibelschule Wiedenest:

Auch im Wiedenester Fachbereich Missiologie, der vom mehr oder weniger charismatisch-liberalen Dozenten Prof. Johannes Reimer geleitet wird, findet man einige Belege für unbiblische Tendenzen, z.B. die Doktorarbeit von Daniel Schott über die Evangelisation des Extrem-Pfingstlers Reinhard Bonnke. Darin wird auf unwissenschaftliche und hermeneutisch unhaltbare Weise die Theologie und vor allem die Person Reinhard Bonnkes glorifiziert. Beim Lesen der Arbeit entsteht der Eindruck, als sei Bonnke eine Art Inkarnation des Evangelisten Philippus. Hier wird in einer von Wiedenest verantworteten Arbeit - noch dazu auf akademisch niveaulose Weise - extreme charismatische Theologie verbreitet.
Unterstrichen wird diese Tendenz auch in dem von Wiedenest herausgegebenen Büchlein “Gott hören und staunen” (edition Wiedenest 2006). Dort widerspricht z.B. der Wiedenester Lehrer Horst Afflerbach sich selbst, indem er erst schreibt, dass “es kein Wort Gottes außerhalb der Schrift” gibt und “alle Versuche, Gottes Wort außerhalb der Schrift zu hören” im Irrtum verlaufen (S. 290), dann aber sagt, dass Gott auch heute wie damals durch Träume, Prophetien und Visionen rede (S. 30): “Wer wollte Gott in seinem Reden einengen?” Muss man solches Reden nicht doppelzüngig nennen? Ähnlich argumentieren auch die übrigen Autoren (vgl. S. 41: “Träume und Visionen” etc.).
Wenn man bedenkt, dass der Wiedenester Leiter Gerd Goldmann noch kürzlich Vorwürfe zurückwies, in Wiedenest seien bibelkritische oder charismatische Einflüsse vorhanden, dann sind diese gegenteiligen Fakten schon sehr bedenklich.

Soso, die gute alte Bibelschule Wiedenest und mit ihr Johannes Reimer gehören jetzt also zu den Bösen, vor den gewarnt werden muss, behauptet Herr Deppe. Was bedeutet eigentlich “mehr oder weniger charismatisch-liberal”? Schwammiger geht es ja gar nicht mehr, diesen Begriff merke ich mir, falls ich mal irgendeinen Prediger schlechtmachen möchte, den ich nicht mag…

Nun ja, das witzige kommt aber noch: Herr Deppe gehörte eigentlich zu dem elitären Klub der www.bibelkreis.ch (eine der perversesten Seiten im Internet, da wird unter anderem behauptet dass Martin Luther vom Teufel besessen war und Spurgeon ein ganz schlimmer Irrlehrer war). Hans Werner Deppe war in dem Klub der “Splitter-in-den-anderen-Sucher” eigentlich recht anerkannt, doch was muss ich da lesen, was schreiben seine Freunde auf einmal über ihn (ich zitiere von dieser Seite):

…Es zeigt sich mittlerweile immer deutlicher welche Richtung H.W. Deppe eingeschlagen hat.

…wenn man sich gegen den christlichen Etikettenschwindel aussprechen würde, dann müsste man die Verlagsbezeichnung “Betanien” von H.W. Deppe eigentlich auf deutsch wiedergeben: “Haus der Armut” - damit auch jeder wirklich weiß, was von diesem Hause noch zu erwarten ist. was hier verbreitet wird, ist mehr als “arm” -> vielleicht sollte man den Verlag doch besser in “Betawen” (Haus des Frevels) umbenennen (Calvinismus ist Frevel in Reinkultur). Was will man von jemanden erwarten, der mir wörtlich geschrieben hat, dass Gott den Sündenfall vorherbestimmt hat…

…Dass Hans Werner Deppe im KFG eine Schlüsselrolle zugefallen ist, ist ein geschickter Schachzug Roms. Erinnert mich an den von Rom eingeschleusten angeblichen Expriester Dalliard, der die Evangelikale Welt auf dummdreist Art mit der Dämonenlehre der Allversöhnung neu unterwandert hat. Das ist der “Priester der lehrt dass alle die keine Allversöhner sind, Antichrsiten sind, und viel Evangelikalen schlucken dieses Gespei. Es gibt verschiedene Lehrdämonen. Diejenigen die Gott zum Teufel machen also der Calvinismus und diejenigen die den Zorn Gottes leugnen, also die Allversöhner. Ich bin zum Überzeugung gekommen, das wiedergeborene Christen keine solche Satanslehren längere Zeit in sich haben können…

Aha! Hans Werner Deppe ist also ein Geheimagent des Vatikan! Zumindest schreiben das seine alten Freunde über ihn und die müssen es ja wissen oder? Wem soll ich den nun glauben, wer ist hier der Bösewicht, der “mehr oder weniger liberal-charismatische” Johannes Reimer oder der “Geheime Schachzug Roms” mit Namen Deppe?

Warum schreibe ich das, fragen sich wahrscheinlich einige sanftere und harmoniesüchtige Gemüter? Eigentlich ist das hier ziemlich traurig, aber es verdeutlicht ein paar Dinge:

1. Im Internet kann jeder über jeden irgendeinen Mist schreiben - man sollte das alles nicht glauben, sondern solange neutral den Menschen gegenüber sein, bis man sie persönlich kennengelernt hat. So sollt ihr mit Johannes Reimer verfahren und genauso sollt ihr auch mit Herrn Deppe verfahren. Niemand, der sie nicht persönlich kennengelernt hat, kann aus dem hier und woanders im Netz veröffentlichten Sachen, die ja andere über andere geschrieben haben, ein endgültiges Urteil fällen.

2. Paulus schreibt in Galater 5,15 über solche Leute wie den Herrn Deppe und seine (ehemaligen) Freunde von Bibelkreis.ch:  Wenn ihr euch aber untereinander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht einer vom andern aufgefressen werdet. Nichts anderes ist dem Herrn Deppe passiert, er wird von seinen gesetzlichen Freunden aufgefressen, sobald er nicht mehr nach ihrer Pfeife tanzt (= nach ihren Lehren lebt). Der christliche Glaube basiert nicht auf einem Lehrsystem, dann würden wir uns nicht von den anderen Religionen unterscheiden. Der christliche Glaube steht und fällt mit einer Person und das ist Christus. ER ist das Leben, nicht die Lehren über ihn. Wenn wir mit ihm in einer Beziehung stehen, dann haben wir SEIN LEBEN an Stelle von unserem Leben. Und wenn wir sein Leben haben, das ist das einzige was uns verändert. Allein die Lehre verändert niemanden, wenn unser Glaube nur ein System von ethischen Grundsätzen ist (die vielleicht besser sind als die Grundsätze anderer Systeme) aber Christus nicht unser Leben ist, dann ist alles Heu und Stroh das am Tag des Gerichts verbrennen wird, dann ist unser Glaube nur ein Haus, das auf Sand gebaut ist.