Revolution bei EMI

Über die Musikindustrie kann man fast schon im Stundentakt bloggen, es wird immer spannender. Nachdem die letzten Tage schon erste Gerüchte durchsickerten, dass einige EMI-Künstler einen Aufstand gegen die neue Labelpolitik wagen – darunter so illustre Namen wie Robbie Williams (Bäh!) und Coldplay (Yeah!) – berichtet Heise.de heute genaueres:

Zum einen will EMI ca. 1000 Musikern die Verträge kündigen, dieser Schritt wird mit folgender Statistik begründet:

85 Prozent der Musiker erbrächten keinen Gewinn, leglich 200 der 14.000 Musiker sorgten für den größten Anteil der Umsätze. Jährlich koste es 25 Millionen Pfund, nicht verkaufte CDs einzustampfen. 70 Prozent seines Gewinns macht EMI mit dem Musikverlagsgeschäft, das weitgehend ungeschoren davonkommen soll. Künftig sollen mehr als 6 Prozent der EMI-Belegschaft aus Talentsuchern bestehen. Außerdem will EMI sich vom CD-Verkauf lösen und stärker auf Formate setzen, die von den Kunden gefordert würden.

Man muss natürlich bedenken, dass gerade EMI vor kurzem von der Kapitalgesellschaft Terra Firma aufgekauft wurde, und der Chef von Terra Firma jetzt auch bei EMI das sagen hat. Guy Hands – so der Name des neuen Chefs – hat zwar keine Ahnung von Musik, aber er scheint kein Dummkopf zu sein, denn folgendes Zitat stammt ebenfalls von ihm:

Die Musikindustrie habe den kreativen Prozess in Bürokratie begraben und ihre wirkliche Funktion aus den Augen verloren, heißt es in dem Bericht. Das Musikgeschäft stecke in einem Modell fest, das für eine Welt entwickelt worden sei, die unwiderbringlich verloren sei.

Das ist die vernünftigste Aussage die eine Plattenfirma in den letzten 5 Jahren gemacht hat – nun ja, eigentlich hat Guy Hands ja mit Musik nicht viel am Hut, also wundern wir uns nicht zu sehr darüber. Aber er hat Recht: Die traditionellen Labels sind dermaßen anachronistisch, dass es die normalen Menschen gar nicht wundert dass sie Verluste machen (man lese dazu das Interview mit Josh Homme…). Guy Hands will jetzt aufräumen und auf andere Vertriebsformen setzen – ich bin gespannt ob er auch die Verbraucher-Kriminalisierungs-Politik so weiterführen will. Falls ja, dann werden alle Revolutionen nichts nützen. Niemand ist so dumm, dass er die Leute, die seine Produkte kaufen sollen, beschimpft, schlechtmacht und kriminalisiert. Das bringt nur die Musikindustrie.

Die Künstler gehen jedoch zur geplanten Labelreform auf die Barrikaden: Robbie Williams und Coldplay haben bereits angekündigt, dass sie ihre geplanten Nueveröffentlichungen zurückhalten wollen, falls Guy Hands seine Pläne so verwirklicht. Bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt.

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