Kommentar zum Korintherbrief (#27) – Merkmale der Sprachenrede

Paulus sagt ganz konkret, um welche Gabe wir am meisten eifern sollen, nämlich die Gabe der Prophetie oder Weissagung (14:1). Ich bin in Kapitel 12 schon kurz darauf eingegangen, wie diese Gabe aussieht, und in diesem Kapitel werde ich das noch ausführlicher tun, denn in keinem anderen Kapitel in der Bibel wird so ausführlich über irgendeine Gabe gesprochen. In diesem Kapitel werden zwei Gaben ganz besonders beschrieben, zum einen die der Weissagung oder Prophetie und zum anderen die der Sprachenrede. Diese beiden Gaben werden hier miteinander verglichen und dadurch erhalten wir ausführliche Beschreibungen und Informationen über diese beiden Charismata.

14:2 Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht es, im Geiste aber redet er Geheimnisse.

Hier haben wir vier wichtige Merkmale der Sprachenrede. Erstens, die Sprachenrede richtet sich an Gott. Warum? Weil es zweitens niemand von den Menschen versteht. Drittens redet er im Geist, und viertens redet er Geheimnisse. Wir beginnen mit dem ersten Punkt:

a) Sprachenrede ist Rede zu Gott

Wenn wir die erste Episode in der Bibel lesen, in der die Sprachenrede geschildert wird, fällt uns als erstes zu diesem Thema ein, dass jeder aus der Volksmenge in Apostelgeschichte 2 die Ansprache des Petrus in seiner Muttersprache hörte. Wie passt das mit dieser Aussage zusammen? Und wie passt das mit dem zweiten Merkmal zusammen, (niemand versteht es…), wo es doch gerade in Apostelgeschichte 2 alle verstanden haben? Nun, dieser scheinbare Widerspruch ist sehr leicht zu lösen. Als die Jünger in Apg 2 mit dem Heiligen Geist getauft werden, hat das unter anderem zur Folge, dass sie in neuen Sprachen reden (Apg 2:4). Wo geschah dies? In dem Obergemach, wo sie sich versammelten (Apg 1:13). Da saßen sie jetzt, wurden erfüllt mit dem Heiligen Geist und begannen in neuen Sprachen zu reden – vermutlich alle gleichzeitig, denn da steht, dass sie alle redeten. Das Sprachenreden wird wahrscheinlich richtig Krach gemacht haben, das störte aber niemanden, da sich gleichzeitig noch ein Brausen wie von einem gewaltigen Wind ereignete, was eine noch viel gewaltigere Geräuschkulisse gewesen sein muss. Zu diesem Zeitpunkt haben die Jünger in neuen Sprachen geredet, aber sie hatten noch keine Zuhörer – die waren noch nicht gekommen. Sie waren im Obersaal, und redeten in neuen Sprachen zu Gott, zumindest für eine bestimmte Zeit. Sie haben sich da aus Angst vor den Römern natürlich heimlich getroffen, doch durch den Lärm, den der gewaltige Wind machte, konnte dieses Treffen nicht mehr heimlich bleiben, und so lesen wir, dass sich das Gerücht verbreitete und die Menge zusammenkam um nachzusehen, was da vor sich geht (Apg 2:6). Natürlich verbreiten sich Gerüchte schnell, aber es wird zumindest eine Weile gedauert haben, bis die Leute alle bei diesem Obersaal angekommen waren. Die Jünger hatten zu keiner Zeit die Absicht zu dem Volk zu reden, sie waren mit Gott beschäftigt, durch den Heiligen Geist und haben sich gar nicht um die schaulustige Menge gekümmert, denn da steht dass sie einfach weitergeredet haben: Als sich aber das Gerücht hiervon verbreitete, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt, weil jeder einzelne in seiner eigenen Mundart sie reden hörte (Apg 2:6). Die Menge hörte sie reden und jetzt passiert ein neues Wunder, nämlich die Menge versteht das was die Jünger reden, und zwar jeder in seiner eigenen Muttersprache. Hier passiert ein zweites Wunder. Das erste Wunder war das Reden in neuen Sprachen, jetzt passiert ein zweites Wunder, aber dieses Wunder passiert bei den Zuhörern: Sie verstehen, was geredet wird. Es ist nicht ein Sprachen-Wunder, sondern ein Hör-Wunder. Die Jünger halten noch keine Ansprache an das Volk, das kommt erst später durch Petrus, sie sind damit beschäftigt, in neuen Sprachen zu Gott zu reden. Doch Gott tut ein zweites Wunder und lässt die Menge das Gesagte verstehen. Was haben sie denn da gehört? Wir lesen in 2:11, dass sie etwas über die großen Taten Gottes verstehen – mit anderen Worten, die Jünger preisen und loben Gott für seine Taten. Erst als die Menge sich darüber entrüstet, steht Petrus auf, und richtet sich direkt an die Menge (2:14). Jetzt erst beginnt die Predigt zu den Leuten, und diese Predigt ist keine Sprachenrede mehr, es ist nicht mehr Rede zu Gott, sondern Rede zu den Menschen. Bis hierher war es Sprachenrede, die Jünger haben zu Gott geredet und Gott für seine Taten gelobt. Ähnlich lief es auch im Hause des Kornelius ab, sie wurden mit dem Heiligen Geist getauft und Petrus hörte sie in neuen Sprachen reden und Gott preisen (Apg 10:46).

b) Sprachenrede versteht niemand.

14:2 …denn niemand versteht es…

Dieser Punkt bereitet vielen Schwierigkeiten. Grundsätzlich ist es ein Merkmal der Sprachenrede, dass sie unverständlich ist, aber wir lesen in den weiteren Versen und haben bereits in Apg 2 gesehen, dass es hier Ausnahmen gibt. Wenn Gott aber nicht ein „Hör-Wunder“ tut wie in Apg 2 oder ein „Versteh-Wunder“ (wie zum Beispiel die Gabe der Auslegung der Sprachen) dann versteht niemand es. Dies ist gerade ein Punkt, der für die meisten Menschen das größte Hindernis für die Ausübung dieser Gabe ist. Es ist eine Demütigung für den Verstand und besonders für den Intellektuellen Menschen, Dinge auszusprechen, die er nicht versteht. Das Problem ist ja nicht nur, dass die anderen nichts verstehen, sondern dass der Sprecher selber nicht versteht, was er ausspricht. In diesem gesamten Abschnitt macht Paulus deutlich, das gerade dieses Merkmal der Sprachenrede der entscheidende und kritische Punkt ist. Weil niemand die Sprachenrede versteht (es sei denn dass sie durch die Gabe der Auslegung verständlich gemacht wird), deswegen kann diese Gabe nicht als Ersatz für die Gabe der Prophetie dienen. Weil niemand das Gesagte versteht, deshalb erbaut/belehrt/ermahnt es die Versammlung auch nicht. Warum soll man die Gabe denn überhaupt ausüben? Diese Frage wird noch geklärt werden, aber dazu brauchen wir erst weitere Informationen, die Paulus uns in den kommenden Versen geben wird.

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5 Antworten auf Kommentar zum Korintherbrief (#27) – Merkmale der Sprachenrede

  1. Holger sagt:

    Ich nehme zurück, was ich bei der fehlenden Erklärung von “Weissagung” in “Senf” zu 1Kor 14,1 gesagt habe, es kommt ja noch ;-)

    Was ist daran so doof, wenn man seine eigene Sprachenrede nicht versteht? Dahinter muß doch die Angst stecken, dass Gott nicht ganz gut ist. So nach dem Motto: Wenn ich in Sprachen bete, könnte ich Gott um etwas bitten, was ich gar nicht möchte, oder so. Und weil Gott ja mutmasslich nicht vollkommen gut sein könnte, würde mir dann ein Unglück zustoßen (= Gott nimmt mir meine geliebte Sucht;-) )

    Diese Angst vor Gott ist leider sehr verbreitet, ich kenne sie auch.

    Sprachenrede ist ne tolle Erfindung von Gott, und ja auch eine Aussage über die Gemeinde: Das was Gott bei Babel (in der Genesis) vereitelte, indem er die Sprachen der Menschen verwirrte, die GEMEINSAM “einen Turm bauen[wollten], der in den Himmel reicht und sich einen Namen machen[wollten], das lässt Gott jetzt zu und fördert es sogar: Die Einheit innerhalb seines Reiches, Einheit von Juden, Griechen, Ostfriesen, Lipper usw., was sich durch das Sprach- und Hörwunder auch ausdrückt.

  2. matthiasfriesen sagt:

    helmut glaubst du nicht das deine auslegung von dem hörwunder nur eine spekulation ist?
    warum sollten die 120 nicht wirklich in den menschlichen sprachen derzeit von christus als den gekreuzigten und auferstandenen gesprochen haben. es heiß doch dass sie die großen taten gottes verkündigten und welche größere taten gibt es noch neben der auferstehng christi?
    die reaktion derjenigen die meinten die 120 seien betrunken müsste nicht unbedingt für ein höwunder der zuhörenden sprechen, also dass sie eine solche aussage machen, weil ihnen das gesagte als fremd erscheint. einfach nur jemanden in chinesisch oder koreanisch reden hören lässt nicht gleich den eindruck entstehen die person wäre betrunken. Ich denke das sich das ereignis von apg2 und korinther14 unterscheiden.
    in korinth wurden unverständliche sprachen gesprochen, daher müssen sie auch ausgelegt werden und nicht direkt übersetzt werden, und die arten der sprachenrede unterscheiden sich auch in reden zu gott oder reden zu menschen. in apg2 könnte es auch ein Sprache zu menschen gewesen sein. Mag sein das diese verkündigung aus einem lobpreis hervorging, dann wäre es ein sprechen zu gott in psalmen. wie auch immer meine interpretation ist eben auch nur eine annahme. ein wichtiger unterschied ist jedoch die Ordnung und der Friede den Paulus in 1kor14 anspricht. in apg. reden sie alle durcheinander und das gleichzeitig weil sie frieden mit gott haben und aus diesem frieden heraus muss das durcheinander eine ordung gewesen sein. der friede geht der ordnung voraus, denn wo er es nicht tut schaffen menschen ordnungen um frieden zu produzieren. das heißt die ordnung kann nur festgestellt werden wenn der friede vorhanden ist und der ordnung vorausgeht und nicht umgekehrt. trotzdem wird den korinther eine ordnung vorgeschrieben. Helm ich würde gern mehr dazu erfahren was es mit dem sprachenreden in der versammlung auf sich hat. als art katz da war, war es so selbstverständlich für ihn vor den anderen in sprachen zu beten und zu singen ohne es auszulegen. ich selbst genieße es wenn in den versammlungen in zungen gesungen wird. ehrlich gesagt scheint mir alles worshipgetue mit vorgelegten texten von der bühne, so charismatisch die auch sind wie ein vorgesprochenes gebet das ich nachspreche. (meißt recht trocken und unnatürlich)
    als ich sah wie art katz aus seiner inspiration in zungen und in verstänlicher sprache gesungen hat wollte ich nichts anderes als meine gebete auch spontanen zu singen. das andere schien lötzlich so gemacht zu wirken. vieleicht versteht mich da ja jemand. ich fand es vor jahren nicht einfach vor meiner frau in zungen zu beten und zu singen, aber heute ist es das natürlichste. ich hoffe das ich meine hemmungen auch hier bei dem insperierten singen in verständlicher sprache vor anderen verliere. Helmut ich danke dir für deine auslegung und hoffe das sie irgendwann in heft oder buchform erscheint, vieleicht mit dem titel “der gestank der pharisäer” ; ). wenn du schon weiter gekommen bist würde ich schon gerne den anderen voraus sein: ) aslo meld dich doch

  3. Corry sagt:

    Ich bin grad auf der Suche nach Sprachenrede und hab da grad deinen Blog entdeckt. Ich hab Freude, die Angst vor ihrer Sprachenrede haben, weil sie nicht genau wissen, was sie sagen. Sie haben Angst, dass sie auch Gott verfluchen könnten oder die Sprache gar nicht echt ist, weil es sich nur um zusammenhangslose Silben handelt. Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Christe, wenn er in Sprachen betet Gott verfluchen könnte, aber es gibt auch immer so Geschichten, wo das wohl schon vorgekommen sein soll. Ich finde es so schlimm, dass Satan uns diese so wunderschöne und kraftvolle Gabe wegnimmt und Christen darauf rein fallen. Ich kann meine Freunde sehr gut verstehen, aber ich denke, dass nicht mehr in Sprachen beten die falsche Lösung ist und uns sehr viel raubt. Was würdest du Christen sagen, die davor Angst haben???

  4. Helm sagt:

    Ich würde ganz einfach das sagen, was die Bibel sagt:

    1) Gott hat uns nicht ein GEIST der FURCHT gegeben, sondern ein Geist der Kraft, Nüchternheit, usw. (2. Timotheusbrief).

    Da steht wortwörtlich geschrieben, dass Angst ein Geist (Dämon) ist. Jegliche Form von Angst ist nicht von Gott. Johannes schreibt im Johannesbrief:

    2) In der Liebe ist keine Angst, die vollkommene Liebe treibt alle Angst aus

    also jegliches Handeln, welches aus Angst heraus motiviert ist, ist 100% nicht vom Geist Gottes, sondern von unten. Dasselbe sagt uns auch Jesus im Lukasevangelium:

    3) So wird der Vater den Kindern kein Stein oder Schlange usw geben, sondern den Heiligen Geist… (hab grad keine Zeit die Verse nachzuschlagen, zitiere sinngemäß)

    Deine Freunde haben Angst / Furcht / Misstrauen gegenüber Gott. Die Bibel nennt das auch Unglaube. Sie glauben mehr an den Teufel und was er alles schlechtes tun kann, als an Gott und was Gott alles an guten Dingen tun kann. Zuletzt zeigt sich in ihrer Angst aber auch ihre Rebellion gegen Gott und sein Wort. Es steht geschrieben, wir sollen danach trachten, es steht geschrieben, denen die glauben werden diese ZEichen folgen.

    Wir alle haben verborgene Widerstände gegen Gott, und das ist eine Art wie sich diese Rebellion gegen Gott zeigt. In den Psalmen steht geschrieben: DAS WORT DES HERRN IST GERADE. Das bedeutet, dass Wort Gottes ist so gemeint, wie es geschrieben steht. Wenn wir aber durch krumme Auslegungen versuchen, das Wort Gottes uns anzupassen, anstatt uns überführen zu lassen, dann ist das ein Zeichen, dass wir gegen GOtt rebellieren.

    Das kommt meistens dadurch zustande, dass man andere Menschen /Christen verurteilt oder gerichtet hat. Gott ist sehr ernst bezüglich richten. Wenn wir richten, dann werden wir einen kritischen Geist bekommen, der alles kritisiert, unser Herz wird hart werden und mit einem harten Herzen ist es unnmöglich zu glauben, das sagt Jesus mehrmals in den Evangelien. Deine Freunde müssen Buße tun, für all ihr richten, erst dann werden sie in der Lage sein, das ganze mit Gottes Augen zu sehen und es auch selber zu empfangen. Sonst werden sie immer eine Decke über dem Kopf haben und “Augen haben, aber nicht sehen”…

  5. Corry sagt:

    Vielen Dank für die schnelle Antwort!
    Ich fand vor allem deinen letzten Gedanken sehr interessant, das hatte ich so noch nie gehört, macht aber durchaus Sinn.
    Ob es wirklich Rebellion ist, weiß ich nicht, denn an sich möchten sie die Gabe gern ausüben.
    Das hat mir wirklich weitergeholfen… DANKE :)

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