Mein Senf zum Korintherbrief, Teil 8

…das Wort der Weisheit… (1. Kor 12:8)

Darby schreibt über diese Gabe: “Weisheit ist die Anwendung des göttlichen Lichtes um Falsches vom Richtigen zu unterscheiden, in allen Umständen, die wir durchleben – dieser Ausdruck umfasst ein weites Feld, denn es betrifft jede Situation, in der wir ein Urteil zu fällen haben.” (“Wisdom is the application of divine light to right and wrong, and to all the circumstances through which we pass — an expression which has a wide extent, because it applies to everything with regard to which we have to form a judgment.” – J. N. Darby, Synopsis of the Bible).

In deinem Licht sehen wir das Licht (Psalm 36:9), schreibt David, das bedeutet nichts anderes, als dass wir nicht alleine ein richtiges Urteil fällen können, sondern Gottes Hilfe bedürfen. Wenn wir aus unserem Verstand ein Urteil fällen, so basiert unser Urteil auf unserem natürlichen Menschen, es kommt aus unser Seele. Unser Urteil gründet sich auf unsere Erziehung, unsere Ausbildung und unsere Lebenserfahrung, unsere Wertmaßstäbe und Vorlieben, und all diese Dinge verfälschen die Sicht der Dinge. Deswegen brauchen wir das Wort der Weisheit, um die Dinge so zu sehen, wie Gott sie sieht. Darby weist darauf hin, dass die Beschreibung dieser Gabe sehr weitläufig ist, es macht also keinen Sinn, hier genaue Grenzen zu ziehen und sagen: “Dies ist ein Wort der Weisheit und das andere ist ein Wort der Erkenntnis” – Es macht überhaupt wenig Sinn, so schematisch an die Gaben heranzugehen und sie in Schubladen zu packen, dazu sind die Beschreibungen in der Bibel viel zu ungenau. Hätte Gott gewollt, dass wir dies Thema wie ein Mathematiker behandeln, dann hätte er uns eine genaue Definition geben können, anstatt weitläufige Beschreibungen zu benutzen. Paulus erklärt hier auch gar nicht, wie so ein Wort der Weisheit genau aussieht, anscheinend wußten die Korinther, was er meint. Denn wenn wir geistliche Menschen sind, dann werden wir durch den Geist erkennen und wissen, was Gottes Wort meint, wir brauchen dann keine verstandesmäßigen Erklärungen.

…einem anderen aber das Wort der Erkenntnis... (1. Kor 12:8)

Erkenntnis als Gnadengabe dürfen wir ebenfalls nicht mit natürlicher Erkenntnis verwechseln. Erkenntnis als Gnadengabe bringt zum Beispiel Klarheit in bestimmte Bibelstellen, sie offenbart uns Worte und Zusammenhänge aus der Bibel, auf die wir alleine niemals gekommen wären. Paulus erwähnt oft, dass ihm die Geheimnisse Gottes anvertraut wurden, von vielen Dingen, über die er schreibt, behauptet er, dass es Geheimnisse sind. Woher kennt Paulus diese Geheimnisse? Durch die geistliche Erkenntnis. Diese Erkenntnis kommt nicht durch Bibelstudium und Verse auswendiglernen, sie kommt allein durch den Geist. Erkenntnis erklärt uns die göttlichen Prinzipien, die hinter dem bloßen Buchstaben der Bibel stehen. Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen: Angenommen, man erzählt einem Kind, dass noch nicht die Rechenregeln der Multiplikation beherrscht, dass 3 mal 4 gleich 12 ist und das Kind glaubt uns. Jetzt kommt aber jemand anders und erzählt dem Kind, dass 2 mal 6 gleich 12 ist. Auf einmal ist das Kind verwirrt, und weiss nicht was es glauben soll. Da es noch nicht richtig rechnen kann, kann es auch nicht wirklich nachprüfen. Wenn jetzt aber jemand dem Kind die Regeln der Multiplikation erklärt, und das Kind rechnen gelernt hat, dann entdeckt es auf einmal, das die beiden Aussagen sich gar nicht widersprechen, und es kann selber nachprüfen, welche Zahlenpaare noch alles 12 ergeben und welche nicht. So ähnlich funktioniert auch das Wort der Erkenntnis – wenn wir Bibelstellen haben, die sich scheinbar widersprechen, oder die wir nicht zusammenbringen können, so kann der Heilige Geist durch das Wort der Erkenntnis diese Stellen so erklären, dass wir Gottes Prinzipien hinter diesen Stellen verstehen, und das hat dann zur Folge, dass wir nicht nur auf einmal die Stellen verstehen, sondern dass wir auch noch weitere Stellen verstehen, weil wir den dahinterliegenden tieferen Sinn verstanden haben. Gleichzeitig werden wir in uns die Gewissheit haben, dass wir niemals von selber auf diese Zusammenhänge und Prinzipien gekommen wären, auch nicht durch stundenlanges Nachdenken und Studieren. Wenn ein Lehrer oder ein Prediger diese Gabe nicht besitzt, so kann er nur das lehren oder predigen, was er irgendwo anders gelesen oder gehört hat. Diese Gabe ist gerade für die Lehrer immens wichtig und überschneidet sich mit der Gabe zu lehren. Natürlich muss das Wort der Erkenntnis nicht nur in Bezug auf Bibelstellen gesehen werden – Gott kann einem auch bestimmte erlebte Situationen erklären oder irgendwelche Umstände benutzen um uns durch sie Christus erkennen zu lassen. Das Wort der Erkenntnis kann auch wirksam werden, indem es andere Christen entlarvt, es bringt verborgene Absichten ans Licht, oder es deckt Geheimnisse auf, die jemand verheimlichen möchte. Detmar Scheunemann schreibt über diese Gabe in seinem Buch “Und führte mich hinaus ins Weite – Über das Wirken des Heiligen Geistes”:

“Die Erkenntnisrede ist der Einblick in theologische Zusammnehänge […] Daß es sich hierbei nicht um ein bloßes theoretisches Erkennen handelt, wird daran deutlich, daß die genaue Bezeichnung dieser Geistesgabe Wort der Erkenntnis lautet. Die gottgeschenkte Erkenntnis gilt es seiner Gemeinde mitzuteilen. Hier berührt die Gabe der Erkenntnis eine andere wichtige Gabe: die Gabe des Lehrens. […] Für die anderen beiden Anwendungsgebiete der Gabe der Erkenntnis, Geschehnisse in der sichtbaren und unsichtbaren Welt zu durchschauen und das Verborgene im Menschen zu erkennen, gibt es in der Schrift viele Beispiele. Wir nenen einige: Der Prophet Elisa teilt dem König von Israel jeweils die Truppenbewegungen der syrischen Armee mit, so daß deren Überfalltaktik zum Scheitern verurteilt ist. Das verborgene, besitzgierige Handeln von Gehasi, dem Diener Elisas, wird durch die Gabe der Erkenntnis ans Licht gebracht. Ebenso geht es Hananias und Saphira in der Apostelgeschichte. Von Jesus selbst lesen wir: Er hatte von niemandem irgendeine Auskunft nötig, denn Er erkannte selbst, was im Menschen war. (S. 81f)

Wir sehen, dass es hier auch keinen Sinn macht, diese Gabe genau einzugrenzen oder sie zu definieren und ihr Gebiet abzustecken. Wenn man diese Gabe erlebt, dann wird man früher oder später wissen, dass es die Gabe war, die Gaben lernt man aus der Beziehung zu Gott und zum Heiligen Geist, man lernt sie nicht durch studieren.

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