Natürlich ist nicht jeder alles – wenn schon einige Lehrer sind, dann sind sie keine Apostel mehr, wenn einige Propheten sind, dann sind sie keine Lehrer, das ist natürlich logisch. Jeder hat eine Berufung, aber das erklärt den Vers noch nicht ganz. Denn leider gibt es viel mehr Leute, die von Gott zu einem Amt berufen sind, als Leute die diese Berufung auch wirklich ergreifen und fest machen. Viele Leute sollten sein, sind aber nicht, weil sie Gott in einigen Dingen ungehorsam sind, oder noch schlimmer, weil sie sich weigern ihr Leben komplett unter die Herrschaft des Geistes zu stellen. Dies ist meistens der Hauptgrund. Wir denken oft, der Hauptgrund, warum bestimmte Dienste und Gaben nicht in unserer Mitte sind, ist der das Gott es nicht will, und kümmern uns nicht weiter darum. Aber das ist durch und durch oberflächlich und fleischlich. Gerade bei den Ämtern muss man einen Preis zahlen, um in diese Berufungen hineinzukommen, aber viele Leute sind nicht bereit, diesen Preis zu zahlen, und das ist der Hauptgrund, warum viele nicht sind, was sie sein sollten. Wenn wir denken, wir haben keine Propheten, weil der Geist nicht will, dann ist das nur eine faule Ausrede für unsere Fleischlichkeit. Wir sehen aus der Bibel klar, dass der Heilige Geist nicht will, dass eine Ortsgemeinde ohne Propheten ist, ohne ein göttliches Korrektiv, dass die Heuchelei und falschen Motive aufdeckt, das betont Paulus vor allem in 1. Kor 14. Wenn in unser Gemeinde niemand mit dieser Berufung ist, dann liegt das nicht daran, dass der Geist „nicht will“, sondern dann liegt das daran, dass die Berufenen den Preis nicht zahlen wollen. Wir kommen dann schnell mit diesem Vers und sagen als Begründung: „Aber es steht geschrieben, es sind nicht alle…“ – Ja, dass „nicht alle“ sind, heisst genauso, dass es wenigstens einige sind, oder wenigstens einer. Wenn wir mit diesem Vers aber unser Gewissen beruhigen und als Begründung dafür nehmen, dass es sowas bei uns überhaupt nicht gibt, dann haben wir uns vom Wort Gottes abgewandt und sind auf dem Weg der Verführung.
Ich habe Verständnis dafür, wenn wir in Deutschland keine echten, gereiften Propheten haben, weil wir auch kaum echte neutestamentliche Gemeinden haben, aber es sollte zumindest „Propheten in der Ausbildung“ geben, damit meine ich Glieder, die bereit sind, diesen Weg zu gehen und den Preis zu zahlen, falls Gott sie dazu beruft. Solche „Potentielle Berufene“ gibt es in fast jeder Gemeinde, und es ist die Verantwortung der Ältesten, diese zu entdecken und in den Wegen des Geistes zu lehren. Ich habe jetzt speziell das prophetische Amt als Beispiel genommen, da wir ja bei Lehrern immer sehr schnell sind, jeder der auch nur halbwegs eine Bibelschulausbildung hat wird ja von den Gemeinden als Lehrer bezeichnet – wobei es Heiligen Geist nicht interessiert, welche natürliche Ausbildung jemand hat. Ein Bachelor- oder Magisterabschluss macht uns nicht zum Lehrer oder Hirten oder zum Propheten, Apostel oder Evangelisten. Wir haben bereits in diesem Kapitel gesehen, was einen Menschen dazu macht, nämlich ausschließlich Gottes Geist. Der Geist gibt die Dienste und die Gaben, und nicht die Bibelschule. Es geht hier um Gnadengaben und nicht um natürliche Gaben. Es ist eine große Irrlehre, wenn wir der Meinung sind, dass wenn wir Menschen für drei Jahre auf eine Schule schicken, wo zu 95% der Verstand gefüttert wird und nicht der Geist, dass diese Menschen dann ihre Berufung entdecken. Seit den Tagen von Abraham gibt es nur einen einzigen Weg, seine Berufung zu entdecken, das hat sich niemals geändert: Es ist absolute Lebenshingabe an Gott, gefolgt von einem absoluten Gehorsam, der die Beziehung zu Gott über alle natürlichen Bindungen (Verwandte, Brüder, Schwester, Eltern, usw.) stellt und der im Zweifelsfall für Gott und gegen die Menschen entscheidet. Wer diesen Preis nicht zahlen will, und wer den Weg des absoluten Gehorsams nicht gehen will, der wird nicht einmal bis in die „Wüste“ kommen, die die einzige und wichtigste Ausbildungsstätte Gottes für die Menschen ist. Abraham musste in der Wilderniss leben, Mose musste in die Wüste, David lebte in der Wüste, Jesus musste in die Wüste, usw. Es ist total lächerlich, wenn wir glauben, wir könnten Menschen in einer so kurzen Zeit zu „Dienern Gottes“ machen, als ob die Bibelschule oder ein Kurzeinsatz eine Abkürzung zur Berufung darstellen würde. Auf der Bibelschule lernen die meisten Leute mit natürlichen Mitteln Texte im Hinblick auf historisches Hintergrundwissen zu analysieren (das lernt man in Literaturwissenschaften und in Geschichte auch, nur mit nichtchristlichen Texten und als praktische Anwendungen zeigt man ihnen dann, wie man „effektive Rundbriefe“ schreibt und einen großen Unterstützerkreis aufbaut. Sowas hatten die Männer Gottes in der Bibel nicht, aber sie hatten was viel besseres: Sie hatten eine Berufung von Gott, sie hatten Gnadengaben von Gott, sie konnten zwar nicht so gut Texte analysieren, aber dafür konnten sie die Menschen aus den Bindungen des Teufels befreien, sie konnten erkennen, wenn jemand von Dämonen gequält wurde und sie hatten Glauben, um diese Dämonen auszutreiben. Und sie hatten noch etwas, was man heute nicht auf der Bibelschule lernt: Sie hatten so eine enge Beziehung zu Gott, dass sie dem Tod ohne Angst ins Auge blicken, und im festen Vertrauen auf Gott Folter und Tod ertragen konnten. Sie haben gepredigt, obwohl sie genau wussten, dass jedes Wort ihr Todesurteil bedeuten konnte – die meisten der heutigen sogenannten Diener Gottes verzweifeln schon, wenn andere Christen falsche Gerüchte über sie verbreiten, oder wenn sie Ablehnung und Widerstand erfahren, oder wenn sie auf ihr Auto und ihre schöne Wohnung verzichten müssen. Das ist der Unterschied zu einer Bibelschule und zu der Schule Gottes. Deswegen sollten wir uns nicht wundern, wenn bei uns nicht alle Berufungen und Gnadengaben haben. Unser ganzes christliches Ausbildungssystem, was auf die Auferbauung und Ausrüstung des Verstandes abzielt kann solche Ergebnisse niemals bewirken. Hüten wir uns also, diese Verse aus Ausrede für unser Versagen zu missbrauchen.
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]]>Nach den Ämtern kommen die Kraftwirkungen, das heisst, die sichtbaren Wirkungen des Heiligen Geistes, zum Beispiel dass Menschen wiedergeboren werden, dass Menschen von der Sünde und von Bindungen frei werden. Kraftwirkungen können aber genauso auch Heilungen, Befreiungen von Dämonen und andere Wunder sein (z.B. Strafwunder), diese Kraftwirkungen zeigen, dass hier ein lebendiger Gott am Werk ist. Gerade in der Endzeit sind diese Dinge wichtiger denn je, denn je näher wir auf das Ende zusteuern, umso heftiger wird der Teufel wüten, er wird die Menschen gefangen nehmen und wir brauchen die Kraft des Heiligen Geistes, um sie aus der Gefangenschaft des Teufels zu befreien. Das bedeutet nicht nur Dämonenaustreibungen, es beginnt schon damit, dass wir den Menschen zeigen, wie sie von ihren Bindungen (verschiedene Süchte wie Drogen, Magersucht, Alkohol oder Minderwertigkeitskomplexe, Selbstmordgedanken usw) frei werden können. Wir brauchen bei solchen Dingen nicht lange auf Knien beten und Gott fragen, ob es sein Wille ist, dass die Person frei wird, wer das Neue Testament auch nur halb durchgelesen hat, der kennt die Stellen, wo Jesus deutlich klar macht, dass es sein Wille ist, dass wir den Menschen helfen, dass sie aus der Macht des Teufels befreit werden. Natürlich ist es oft nicht mit einem vollmächtigen Gebet getan, wenn Sünde im Spiel ist, dann ist auch immer Sündenbekenntnis und Buße notwendig, damit die betroffene Person aus der Macht Satans befreit wird. In den meisten Fällen sind die Menschen durch Lügen gefangen (z.B. bei Selbstmordgedanken), hier können wir gemäß 2. Kor 10:3-5 beten und die Person wird frei werden, wir müssen ihr die biblische Wahrheiten klar vor Augen halten und zeigen wie sie im Namen Jesu laut beten können und dem Teufel im Gebet widerstehen. Oft hängt in solchen Fällen alles davon ab, ob die betroffene Person den innerlichen Kampf gewinnt und laut im Gebet dem Teufel widersteht, aber wenn wir merken, dass die Person nicht die Kraft hat, die befreiende Worte auszusprechen, dann können wir ihr im Gebet beistehen (so wie Aaron dem Mose im Gebetskampf beistand und ihm die Arme hochhielt) und dem Teufel gebieten, und früher oder später wird er weichen (hier ist gerade am Anfang oft Hartnäckigkeit gefordert) und die Person kann das befreiende Gebet sprechen.
Dies alles gehört zu den Kraftwirkungen, aber es geht hier um viel mehr, als nur um Wunder zu tun, oder übernatürliche Kräfte zu erleben. Die Kraftwirkungen sind Demonstrationen, die zeigen, dass hier eine neue Kraft am Wirken ist, die im Gegensatz zu den Kräften dieser Welt steht, eine Kraft hinter der der König der Könige steht, der hier seine Herrschaft durch uns aufrichtet. Daher sind diese Kraftwirkungen des Geistes für die Gemeinde Christi so wichtig, denn sie zeigen, dass hier nicht das System der Welt, das Reich Satans regiert, sondern sie zeigt, dass die Glieder des Leibes Christi in ein neues Reich, in einen neuen Herrschaftsbereich versetzt wurden. Der Teufel ist nicht mehr unser Vater, und deshalb hat er auch kein Recht mehr uns zu strafen. Gott ist unser Vater und nur er darf uns züchtigen. Ein Vater darf nur seinen Sohn erziehen, er hat aber nicht das Recht, die Nachbarskinder zu erziehen, da diese nicht unter seiner Verantwortung stehen. Genau das muss die Gemeinde – gerade die Ortsgemeinde – demonstrieren. Das Wort, das im Neuen Testament mit „Gemeinde“ übersetzt wird, heisst ekklesia, und es bedeutet „herausgerufen“. Die Gläubigen sind die Menschen, die aus dem System der Welt, aus dem Herrschaftsbereich Satans herausgerufen und in das Reich Gottes hineinversetzt wurden.
…sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, Arten von Sprachen. (1. Kor 12:28)
Die Gnadengaben kommen erst jetzt. Die eben genannten Kraftwirkungen sind nicht besondere Gnadengaben, die einzelne tun, sondern gehören zu den typischen Merkmalen einer neutestamentlichen Gemeinde. Es sind natürliche Resultate der Herrschaft des Geistes, wenn die einzelnen Glieder ihr Leben in allen Bereichen unter die Kraft des Heiligen Geistes gestellt, dann werden diese Dinge denen folgen, die an daran glauben. In diesem Vers taucht wieder neue Gnadengaben auf, nämlich Hilfeleistungen und Regierungen. Wir sind oft geneigt diese Arten von Gaben als natürliche Gaben zu kategorisieren, aber die Bibel tut dies nicht. Viele Ausleger teilen die Geistesgaben in übernatürliche und in natürliche Gaben ein, aber wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass dies nicht biblisch ist. Geistesgaben sind durch und durch alle übernatürlich, denn der Mensch hat sie nicht durch Training üder Ausbildung empfangen, sondern durch Gnade. Auch hier stehen die Gnadengaben Hilfeleistungen und Regierungen (gemeint sind Administrations- , Leitungs- und Organisationsgabe) zwischen den Gnadengaben der Heilungen und den Arten von Sprachen. Diese Reihenfolge zeigt, dass Paulus diese Gaben nicht als natürlich versteht, sondern dass sie für ihn genauso übernatürlich sind wie die Sprachengabe und die Heilungsgabe sind.
Was ist denn so übernatürlich an einer Gnadengabe der Hilfeleistungen? Natürlich kann jeder Christ mit ein wenig Anstrengung und guten Vorsätzen Hilfsdienste verrichten, wenn er sich dazu überwindet. Das ist ganz normal und überhaupt keine besondere Gabe, allerhöchstens gute Erziehung. Wenn die Hilfeleistungen aber eine Gnadengabe vom Heiligen Geist sind, dann hat die so beschenkte Person die Kraft selbst ihren Feinden und den Leuten, die sie nicht mag, Hilfsdienste zu erweisen. Sie kann auch dann noch helfen, wenn alle natürlichen Umstände dagegen sprechen, auch dann, wenn sie selbst keine eigene Kraft mehr hat, denn die Kraft mit der sie die Hilfeleistungen verrichtet, ist nicht ihre eigene Kraft, sondern eine vom Heiligen Geist geschenkte übernatürliche Kraft. Wir sehen im Alten Testament, dass Gott manchmal Leute mit handwerklichen Gaben ausstattete (in der Wüste, zum Bau der Stiftshütte oder zur Zeit Salomos, zum Bau des Tempels). Das Resultat war, dass diese Leute auf einmal handwerkliche Fähigkeiten hatten, die sie sich unmöglich in so kurzer Zeit aneignen konnten. Wenn wir die Geschichten lesen, dann merken wir, dass sie zu höchst filigranen und komplizierten Arbeiten in der Lage waren, und wenn wir die Geschichten aufmerksam lesen, dann werden wir schnell die Passagen finden, wo geschrieben steht, dass sie diese Fähigkeiten nur deshalb hatten, weil der Heilige Geist auf sie gekommen war. Das ist ein großer Unterschied, denn diese Handwerker konnten sich nicht selbst die Ehre für ihre Leistungen geben, und jedermann im Volk wusste, dass es Gottes Kraft und Gottes Geschicklichkeit waren, mit denen die Arbeiter diese arbeiten verrichteten. Gott bekam dadurch die Ehre, und so ist es auch heute: Wenn es übernatürliche Fähigkeiten sind (selbst wenn sie ein natürliches Gegenüber haben, wie die Gabe des Lehrens, oder auch Hilfeleistungen und Regierungen), dann wird Gott die Ehre bekommen, wenn es natürliche Gaben sind, dann kriegt auch immer der Mensch die Ehre, denn er hat ja etwas dazu beigetragen. Aber zu einer Gnadengabe hat der Mensch nichts beigetragen, das wäre ein Widerspruch zu dem Verständnis von Gnade.
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