–"Ach ihr Deutschen, ihr müsst endlich mal aufhören, immer nur auf euren Verstand zu hören!" –"Ihr seid so organisiert und ordentlich, ihr müsst euch mal entspannen und normal werden!" –"Gib die Kontrolle ab, hör auf zu denken und empfange vom Heiligen Geist!"
Dies sind nur einige der Sprüche, die ich vor allem von afrikanischen und amerikanischen Predigern immer wieder gehört habe. Weitere Sprüche, die mir fast wortwörtlich so gesagt wurden, sind:
–"Ihr habt so einen kritischen Geist, ihr müsst immer alles kritisieren und hinterfragen, damit müsst ihr aufhören!" –"Das ist alles intellektueller Stolz!"
Ich habe diese Aussagen zuerst relativ unreflektiert angekommen, weil sie zumeist von geistlichen Leitern kamen, die weltweit im Leib Christi angesehen waren und die ich auch respektierte. Im Nachhinein erinnere ich mich aber auch, dass ich jedes Mal bei diesen Sprüchen innerlich ein seltsames Gefühl hatte, ein frühes Warnzeichen, dass hier etwas nicht stimmt.
Ich habe weiterhin bemerkt, dass bis auf einen, fast alle amerikanischen Prediger von uns Deutschen insgesamt etwas eingeschüchtert waren¹. Einige, die in Deutschland lebten taten sich wirklich schwer damit, unsere Sprache und Kultur zu lernen und sie machten kein Geheimnis daraus².
Ich habe gleichzeitig mit den Jahren erkannt, dass Gott ein totaler Fan von Diversität ist und mit Absicht alle Nationen unterschiedlich geschaffen hat, so dass jede Nation auch unterschiedliche Facetten von Gottes Charakter im Leib Christi verdeutlichen kann. Wenn das tatsächlich der Fall ist, dann muss jede Nation ihre spezifische nationale Berufung im Leib Christi finden und muss sich gleichzeitig davor hüten, sich von anderen einflussreichen Diensten (vor allem aus den USA) assimilieren zu lassen. Ich muss sicherlich an der Erkenntnis und Offenbarung des weltweiten Leibes Christi teilhaben, aber ich muss meine eigene Identität im Leib Christi kennen und darf diese selbstbewusst vertreten. Und eine der Gaben, die Gott uns Deutschen gegeben hat, ist nunmal das kritische Hinterfragen, das Ordnen & Sortieren und unser Drang, alles möglichst effizient zu machen. Diese Dinge haben auch ihre Schattenseiten, aber ich werde nicht zulassen, dass irgend ein Prediger mir meine gottgegebenen Begabungen schlechtredet.
FUßNOTEN:
1) Der eine Prediger war nicht von uns eingeschüchtert, sondern im Gegenteil sogar fasziniert, er war aber auch völlig "unamerikanisch". 2) Ich bin mir bewusst, dass viele Urteile über meine amerikanischen Brüder völlig subjektiv sind und nur meine Erlebnisse wiederspiegeln.