Kirche

Lesetipp: Tim Keller – Center Church

Das Buch Center Church von Tim Keller zu empfehlen heißt eigentlich Eulen nach Athen zu tragen, aber ich bin mir sicher, dass es einige noch nicht kennen oder zumindest noch nicht gelesen haben und das Buch ist zu gut und zu nützlich. Meiner Meinung nach ist dieses Buch Pflichtlektüre für jeden Pastor, Gemeindeleiter oder Verantwortungsträger. Ich empfehle dieses Buch auch konfessionsübergreifend, es bildet das gesamte denominelle Spektrum ab.

Das Buch ist in drei Teile geteilt, der erste Teil dreht sich um das Evangelium: Was ist das Evangelium, was ist es nicht, was ist Erweckung und wie wird das in der Kirche/Gemeinde sichtbar. Im zweiten Teil geht es dann um die Kontextualisierung, wie bringt man das Evangelium als Kirche in das aktuelle Zeitalter, ohne den Kern zu verwässern.

“Contextualization means causing the right scandal – the one the gospel poses to all sinners – and removing all unnecessary ones” –Tim Keller

Übersetzt: “Kontextualisierung bedeutet den richtigen Skandal zu verursachen – den das Evangelium allen Sündern präsentiert – und all die unnötigen Skandale aus dem Weg zu räumen. Genau darum geht es in diesem Buch und wie man eine Gemeinde strategisch darauf ausrichtet und sie im Zentrum des Evangeliums hält, denn wenn man vom Kern des Evangeliums abweicht, verliert dieses auch seine eigentliche Kraft, weil es dann nicht mehr das echte Evangelium ist.

Das Buch ist ein dicker Schinken und die momentane krisenbedingte Quarantäne verschafft dem ein oder anderen sicher genug Zeit, um dieses Buch durchzulesen. Mein Tipp: Es reicht sogar, nur das erste Drittel zu lesen, da wird man als Leiter schon so viel dazugelernt haben, dass du es nicht bereuen wirst, das Buch gekauft zu haben.

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Ultimative Realität & Substanz

“Nun, da sie [die anderen Personen] im Licht standen, waren sie durchsichtig. (…) Sie waren in der Tat Schatten, menschgestaltete Flecken auf der Helligkeit der Luft. (…) Ich bemerkte, dass die Grashalme unter ihnen nicht nachgaben: Nicht einmal die Tautropfen ließen sich stören.”[1]

In dem Buch “Die große Scheidung” beschreibt C.S.Lewis die jenseitige Welt als eine Welt, die viel realer ist, als die “reale” diesseitige Welt. Die jenseitige Welt ist so real, dass alles diesseitige im Vergleich “unwirklich” und “wie ein Schatten” vorkommt. Ich finde diesen Gedanken mehr und mehr in der Bibel und vor allem im Neuen Testament wieder: Gott ist die ultimative Realität, Gottes Gegenwart in der “jenseitigen Welt” lässt unsere Welt wie ein “Abziehbild” oder wie ein “Schatten des Wirklichen” erscheinen.

“Dann fand eine geistige Anpassung oder eine Neueinstellung der Augen statt, und ich sah das ganze Phänomen in der Umkehrung. Die Menschen waren, wie sie immer gewesen sind, vielleicht wie alle Menschen, die ich gekannt habe, gewesen sind. Nun war es das Licht, das Gras, die Bäume, die anders waren; aus irgendeinem anderen Stoff gemacht, so viel fester als die Dinge in unserm Land, dass im Vergleich dazu die Menschen Schatten waren.”[1]

Gott ist ultimative Realität, ultimative Bedeutung, Sinn, Prägnanz, Authentizität, Realität, Wahrheit, Sein, das Echte, Substanz – und der Teufel, der eben nicht der duale Gegenspieler ist, sondern nur Parasit, der genauso auf Gottes ultimative Existenz angewiesen ist und von dieser zehrt (diese aber gleichzeitig pervertiert), ist und steht für das Gegenteil: Sinnlosigkeit, Nihilismus, Banalität, Unwirklichkeit, Schein (statt Sein), Schatten, Bedeutungslosigkeit, Substanzlosigkeit.

Analog dazu ist die Kirche dazu berufen “das Fundament und die Säule der Wahrheit” (1. Timotheus 3:15) zu sein – inmitten einer Welt, die zunehmend unrealer, unwirklicher, mehr und mehr “fake” ist und wo der “Schein” mehr zählt als das “Sein”. Dies fängt bei uns an, indem wir schonungslos ehrlich zu uns selbst sind, unsere Schwachheiten nicht mehr verheimlichen, sondern wie König David Lieder über unsere Sünden und unser Versagen schreiben.

Wenn wir Christen uns in diese Richtung bewegen und aufhören, den eigenen Dreck unter den Teppich zu kehren, dann werden wir in dieser diesseitigen Scheinwelt ein umso helleres Licht sein. Dies ist die Realität, die gerade der evangelikalen Bewegung größtenteils völlig abhanden gekommen ist (und die sich dann nicht wundern muss, dass mehr und mehr ihrer eigenen Kinder ihr den Rücken kehren und ihre Sinnsuche woanders fortsetzen).

“Denn Abraham wartete auf die Stadt, welche feste Fundamente hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist” – Hebräer 11:10

Zitiert aus: 
1) Die große Scheidung, C.S.Lewis, S.31
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