Unser heutiges Christsein ist auf bestimmte einzelne Erfahrungen ausgerichtet. Selbst die Denominationen, die ständig vor einem “Erfahrungsgeprägten Christsein” warnen, sind es. (Damit meine ich z.B. die konservative Brüderbewegung, die ganzen neuen reformierten Calvinisten und Erwählungsfreaks, die ganzen Anti-Geistesgaben-Christen und die meisten Mennoniten) sind erfahrungsfokussiert. Du bist einer von diesen und streitest es ab? Ich beweise es dir gleich. Vorher möchte ich noch erwähnen, dass alle anderen Denominationen (Pfingstler, Charismatiker, Baptisten, Wasuchimmeristen) auch erfahrungsfokussiert sind.
Alle sogenannten bibeltreuen Christen blicken auf bestimmte Erfahrungen zurück und nehmen diese als Pfeiler/Grundgerüst für ihre Rechtfertigung. Nehmen wir die Wiedergeburt – wir erinnern uns an den Tag, an dem wir uns “bekehrt” haben, und jedesmal wenn wir Zweifel an unserem Glauben haben oder wenn irgendeine innere Stimme uns sagt, dass etwas nicht in Ordnung ist, dann können wir uns mit dieser Erfahrung, an die wir uns erinnern beruhigen. Genauso machen wir es mit der Erfahrung der Taufe oder anderen geistlichen Erfahrungen (z.B. Erfüllung mit dem Geist, völlige Heiligung, Empfangen von Gaben, Mit-Christus-gekreuzigtsein, Befreiungen von Sünden und Dämonen) die wir gemacht haben. Das ist auch an und für sich nicht verkehrt. Und wer überhaupt keine Erfahrungen gemacht hat, der sollte sein Christsein überprüfen, denn Jesus selbst sagt in Johannes 3, dass es unmöglich ist, das Reich Gottes überhaupt nur zu sehen, wenn man nicht von neuem geboren ist. Diese Erfahrungen sind also notwendig, und selbst die Erfahrungs-Warner unter den Christen haben hoffentlich die Erfahrung der Wiedergeburt gemacht.
Das schockierende an der Bibel (und vor allem im Neuen Testament) ist allerdings, dass dort eine viel größere Betonung auf den Wandel (= das tatsächliche Leben im Alltag) gelegt wird. Es gibt viel mehr Verse, die den Wandel betonen und es gibt auch viel ernstere Warnungen und Ermahnungen bezüglich des Wandels. Hier nur eine kleine Auswahl an drastischen Mahnungen bezüglich des Wandels:
Galater 5:16 Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Frucht des Fleisches nicht vollbringen
Galater 5:19-21 Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: Ehebruch, Unzucht (=Pornografie), Unreinheit, Ausschweifung; Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Ehrgeiz, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Mord; Trunkenheit, Gelage und dergleichen, wovon ich euch voraussage, wie ich schon zuvor gesagt habe, daß die, welche solches tun, das Reich Gottes nicht ererben werden.
Hier steht nicht “es sei denn Du bist wiedergeboren, dann kann dir das alles nicht passieren und Du darfst diesen Vers ignorieren, weil Du ja unter der Gnade bist“. Der ganze Brief ist an Christen geschrieben!!! Hallo!!1!
Es gibt noch tausende weitere Verse, die ähnlich drastisch sind – und die wir im Grunde alle aus unserem Bewusstsein verdrängen, indem wir zu uns sagen
“ich bin ja unter der Gnade”
“Ich bin ja wiedergeboren”
“Ich bin ja mit dem Geist erfüllt”
“Ich bin ja getauft”
und die Dämonen sind da sehr kreativ, uns viele weitere Ausreden einzugeben, damit wir alle Verse, die mit dem Wandel zu tun haben, nicht ernst nehmen und denken: Naja, diese Verse sind sozusagen die Zugabe, das Notwendige habe ich ja schon. Das ist alles Müll, denn Jesus warnt uns, dass es auf die Frucht ankommt. Frucht ist etwas, was man nicht in wenigen Tagen beobachtet, sondern über Jahre hinweg. Die Bibel warnt uns, dass die, welche ausharren bis ans Ende selig werden. Die Bibel warnt uns, dass nicht jeder, der behauptet, eine geistliche Erfahrung gemacht zu haben, auch ein echter Christ ist. Ich bin mir sicher, dass in den meisten bibeltreuen Gemeinden viele getaufte Gemeindeglieder sind, die überhaupt keine Christen sind. Jeder kennt sicher in seiner Gemeinde Menschen, die nur meckern, denen der Gottesdienst immer zu lang ist, die Gott nie freiwillig mit Liedern loben würden, Menschen, wo im Grunde klar ist, dass sie überhaupt kein Bock auf Jesus haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Menschen – egal welche Erfahrungen sie gemacht haben – nicht bis zum Ende dabei bleiben und das Reich Gottes nicht sehen werden und auch nicht betreten werden. Ein jeder Same bringt Frucht nach seiner Art. Aus dem Herzen kommt hervor Mord, Ehebruch, böse Gedanken, … Die Feiglinge aber und die Ungläubigen und die mit Greueln Befleckten und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner – ihr Teil wird in dem See sein, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod. Wer seinen Bruder nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder der seinen Bruder hasst ist ein Mörder und ihr wisst dass kein Mörder das ewige Leben bleibend in sich hat . Wenn jemand sagt “ich liebe Gott” und hasst doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt. Ich könnte noch viele Verse zitieren, aber ihr kennt sie selber alle…
Wir müssen unsere komplette Ausrichtung ändern. Wir müssen aufhören, in der Vergangenheit zu leben, d.h. uns auf unsere vergangenen Erfahrungen auszuruhen und anfangen in der Gegenwart zu leben: Wie ist mein geistlicher Zustand JETZT IN DIESEM MOMENT. Habe ich JETZT ein weiches Herz oder ein hartes Herz? Habe ich JETZT Lust in meinem Herzen? Habe ich JETZT Liebe oder habe ich grade Groll, Abneigung und Hass gegen andere Menschen? Nur so werden wir die Erfahrungsorientierung überwinden. Das Blut Jesu wirkt JETZT IN DIESEM MOMENT, der Hebräerbrief schreibt dass das Opfer Jesu am Kreuz zeitlos (das ist die eigentliche Bedeutung von “ewig”) war, und wenn ich JETZT meine Sünde bekenne, dann reinigt mich das Blut Jesu Moment für Moment. Was bringt dir deine vergangene Erfahrung, wenn du JETZT IN SÜNDE lebst? Jesus Christus ist ein immer gegenwärtiger Erretter, der dich jetzt in diesem Moment von deinem nutzlosen Wandel befreien kann, wenn du dich demütigst und deine Sünden bekennst, anstatt dich mit irgendeiner geistlichen Erfahrung selbst zu rechtfertigen. Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns nicht nur vergibt, sondern uns auch reinigt von aller Ungerechtigkeit.