Mein Senf zum Korintherbrief, Teil 9

einem anderen aber Glauben in demselben Geiste... (1. Kor 12:9)

Die Gabe des Glaubens ist nicht mit dem errettenden Glauben zu verwechseln, Glaube als Gnadengabe ist eine besondere Kraft, um Schwierigkeiten und Unmöglichkeiten zu überwinden und Glaubenswerke zu vollbringen, die alle natürlichen Beschränkungen überschreiten. Erinnern wir uns an die Waisenhäuser von Georg Müller in Bristol, er hat riesige Waisenhäuser aufgebaut, ohne einen Pfennig zu besitzen, und hat geglaubt, dass Gott ihm alles zu Verfügung stellen wird. Oder denken wir an Hudson Taylor, der den Glauben hatte, China zu missionieren und es entgegen allen Widerstand, Verfolgung und Mangel auch geschafft hat. Es gibt noch unzählige andere Beispiele für Menschen,die die Gnadengabe des Glaubens gehabt haben und so das Unmögliche möglich gemacht haben.

…einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in demselben Geiste, (1. Kor 12:9)

Bei dieser Beschreibung fällt auf, dass es die erste Gabe ist, die in der Mehrzahl steht. Es heisst nicht Gnadengabe der Heilung, sondern Gnadengaben der Heilungen, und das deutet darauf hin, dass es mehre gibt. Ich habe keine Ahnung, wie diese Heilungsgaben sich unterscheiden, ob sie sich in Bezug auf den Zeitpunkt der Heilung unterscheiden, oder in Bezug auf die Krankheiten, oder in Bezug auf andere Dinge, darüber gibt uns die Bibel keine Auskunft. Wenn wir uns den Dienst von Jesus anschauen, so werden wir merken, dass er keinen Menschen auf die gleiche Art und Weise geheilt hat. Dem einen hat er Brei auf die Augen geschmiert, andere mussten einen bestimmten Ort aufsuchen, wieder andere hat er nur durch ein Wort geheilt und andere wurden gesund, indem er Dämonen austrieb. Wir sollten vorsichtig sein, hier irgendwelche Regeln aufzustellen, vertrauen wir lieber dem Heiligen Geist, dass er uns in allen Situationen entsprechend leiten wird.

Auch hier ist von Gnadengaben (also übernatürliche Gaben) die Rede, nicht von natürlichen Gaben, sonst würde hier nicht das Wort charismata stehen. Natürlich kann ein Arzt auch heilen, aber wenn wir die natürliche Heilkunst mit Gottes Auferstehungskraft verwechseln, dann stehlen wir Ihm die Ehre. Es gibt in der Bibel keinen einzigen Vers, der daraufhinweist, dass diese Heilungsgaben aufgehören werden, selbst in den vielzitierten Stellen aus 1. Korinther 13 ist nicht von Heilungsgaben die Rede, dort werden nur Sprachen, Erkenntnis und Weissagung erwähnt, nicht aber Heilungsgaben.

Ich gebe zu, dass die Heilungsgaben bei uns heute (in der westlichen Welt) selten bis gar nicht auftauchen, und wenn sie auftauchen, dann sind es oft nur Pseudoheilungen. Wenn wir jedoch denken, die Gabe gibt es nicht, nur weil wir sie nicht in unserer Umgebung erleben, dann stellen wir unsere Erfahrung über das Wort Gottes. So berichtet man zum Beispiel von Spurgeon, dass die Ärzte in London arbeitslos wurden, weil er für so viele Kranke betete und diese gesund wurden. Oder denken wir an den Pfarrer Blumhardt in Bad Boll, zu dem unzählige Menschen hinpilgerten, damit er für sie und ihre Krankheiten bete – und sie wurden nicht nur gesund, nein, sie bekehrten sich auch. Man weiß auch von Lord Radstock, den Erweckungsprediger aus St. Petersburg, dass er die Gabe der Heilung besaß – viele freikirchliche Gemeinden in Russland sind durch seinen Dienst damals entstanden, die Erweckung erfasste dort auch die Mennoniten und Baptisten. Ich erwähne hier bewusst Prediger aus der Zeit bevor die Pfingstbewegung über Europa ging. Diese Leute waren keine Pfingstler.

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Mein Senf zum Korintherbrief, Teil 8

…das Wort der Weisheit… (1. Kor 12:8)

Darby schreibt über diese Gabe: “Weisheit ist die Anwendung des göttlichen Lichtes um Falsches vom Richtigen zu unterscheiden, in allen Umständen, die wir durchleben – dieser Ausdruck umfasst ein weites Feld, denn es betrifft jede Situation, in der wir ein Urteil zu fällen haben.” (“Wisdom is the application of divine light to right and wrong, and to all the circumstances through which we pass — an expression which has a wide extent, because it applies to everything with regard to which we have to form a judgment.” – J. N. Darby, Synopsis of the Bible).

In deinem Licht sehen wir das Licht (Psalm 36:9), schreibt David, das bedeutet nichts anderes, als dass wir nicht alleine ein richtiges Urteil fällen können, sondern Gottes Hilfe bedürfen. Wenn wir aus unserem Verstand ein Urteil fällen, so basiert unser Urteil auf unserem natürlichen Menschen, es kommt aus unser Seele. Unser Urteil gründet sich auf unsere Erziehung, unsere Ausbildung und unsere Lebenserfahrung, unsere Wertmaßstäbe und Vorlieben, und all diese Dinge verfälschen die Sicht der Dinge. Deswegen brauchen wir das Wort der Weisheit, um die Dinge so zu sehen, wie Gott sie sieht. Darby weist darauf hin, dass die Beschreibung dieser Gabe sehr weitläufig ist, es macht also keinen Sinn, hier genaue Grenzen zu ziehen und sagen: “Dies ist ein Wort der Weisheit und das andere ist ein Wort der Erkenntnis” – Es macht überhaupt wenig Sinn, so schematisch an die Gaben heranzugehen und sie in Schubladen zu packen, dazu sind die Beschreibungen in der Bibel viel zu ungenau. Hätte Gott gewollt, dass wir dies Thema wie ein Mathematiker behandeln, dann hätte er uns eine genaue Definition geben können, anstatt weitläufige Beschreibungen zu benutzen. Paulus erklärt hier auch gar nicht, wie so ein Wort der Weisheit genau aussieht, anscheinend wußten die Korinther, was er meint. Denn wenn wir geistliche Menschen sind, dann werden wir durch den Geist erkennen und wissen, was Gottes Wort meint, wir brauchen dann keine verstandesmäßigen Erklärungen.

…einem anderen aber das Wort der Erkenntnis... (1. Kor 12:8)

Erkenntnis als Gnadengabe dürfen wir ebenfalls nicht mit natürlicher Erkenntnis verwechseln. Erkenntnis als Gnadengabe bringt zum Beispiel Klarheit in bestimmte Bibelstellen, sie offenbart uns Worte und Zusammenhänge aus der Bibel, auf die wir alleine niemals gekommen wären. Paulus erwähnt oft, dass ihm die Geheimnisse Gottes anvertraut wurden, von vielen Dingen, über die er schreibt, behauptet er, dass es Geheimnisse sind. Woher kennt Paulus diese Geheimnisse? Durch die geistliche Erkenntnis. Diese Erkenntnis kommt nicht durch Bibelstudium und Verse auswendiglernen, sie kommt allein durch den Geist. Erkenntnis erklärt uns die göttlichen Prinzipien, die hinter dem bloßen Buchstaben der Bibel stehen. Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen: Angenommen, man erzählt einem Kind, dass noch nicht die Rechenregeln der Multiplikation beherrscht, dass 3 mal 4 gleich 12 ist und das Kind glaubt uns. Jetzt kommt aber jemand anders und erzählt dem Kind, dass 2 mal 6 gleich 12 ist. Auf einmal ist das Kind verwirrt, und weiss nicht was es glauben soll. Da es noch nicht richtig rechnen kann, kann es auch nicht wirklich nachprüfen. Wenn jetzt aber jemand dem Kind die Regeln der Multiplikation erklärt, und das Kind rechnen gelernt hat, dann entdeckt es auf einmal, das die beiden Aussagen sich gar nicht widersprechen, und es kann selber nachprüfen, welche Zahlenpaare noch alles 12 ergeben und welche nicht. So ähnlich funktioniert auch das Wort der Erkenntnis – wenn wir Bibelstellen haben, die sich scheinbar widersprechen, oder die wir nicht zusammenbringen können, so kann der Heilige Geist durch das Wort der Erkenntnis diese Stellen so erklären, dass wir Gottes Prinzipien hinter diesen Stellen verstehen, und das hat dann zur Folge, dass wir nicht nur auf einmal die Stellen verstehen, sondern dass wir auch noch weitere Stellen verstehen, weil wir den dahinterliegenden tieferen Sinn verstanden haben. Gleichzeitig werden wir in uns die Gewissheit haben, dass wir niemals von selber auf diese Zusammenhänge und Prinzipien gekommen wären, auch nicht durch stundenlanges Nachdenken und Studieren. Wenn ein Lehrer oder ein Prediger diese Gabe nicht besitzt, so kann er nur das lehren oder predigen, was er irgendwo anders gelesen oder gehört hat. Diese Gabe ist gerade für die Lehrer immens wichtig und überschneidet sich mit der Gabe zu lehren. Natürlich muss das Wort der Erkenntnis nicht nur in Bezug auf Bibelstellen gesehen werden – Gott kann einem auch bestimmte erlebte Situationen erklären oder irgendwelche Umstände benutzen um uns durch sie Christus erkennen zu lassen. Das Wort der Erkenntnis kann auch wirksam werden, indem es andere Christen entlarvt, es bringt verborgene Absichten ans Licht, oder es deckt Geheimnisse auf, die jemand verheimlichen möchte. Detmar Scheunemann schreibt über diese Gabe in seinem Buch “Und führte mich hinaus ins Weite – Über das Wirken des Heiligen Geistes”:

“Die Erkenntnisrede ist der Einblick in theologische Zusammnehänge […] Daß es sich hierbei nicht um ein bloßes theoretisches Erkennen handelt, wird daran deutlich, daß die genaue Bezeichnung dieser Geistesgabe Wort der Erkenntnis lautet. Die gottgeschenkte Erkenntnis gilt es seiner Gemeinde mitzuteilen. Hier berührt die Gabe der Erkenntnis eine andere wichtige Gabe: die Gabe des Lehrens. […] Für die anderen beiden Anwendungsgebiete der Gabe der Erkenntnis, Geschehnisse in der sichtbaren und unsichtbaren Welt zu durchschauen und das Verborgene im Menschen zu erkennen, gibt es in der Schrift viele Beispiele. Wir nenen einige: Der Prophet Elisa teilt dem König von Israel jeweils die Truppenbewegungen der syrischen Armee mit, so daß deren Überfalltaktik zum Scheitern verurteilt ist. Das verborgene, besitzgierige Handeln von Gehasi, dem Diener Elisas, wird durch die Gabe der Erkenntnis ans Licht gebracht. Ebenso geht es Hananias und Saphira in der Apostelgeschichte. Von Jesus selbst lesen wir: Er hatte von niemandem irgendeine Auskunft nötig, denn Er erkannte selbst, was im Menschen war. (S. 81f)

Wir sehen, dass es hier auch keinen Sinn macht, diese Gabe genau einzugrenzen oder sie zu definieren und ihr Gebiet abzustecken. Wenn man diese Gabe erlebt, dann wird man früher oder später wissen, dass es die Gabe war, die Gaben lernt man aus der Beziehung zu Gott und zum Heiligen Geist, man lernt sie nicht durch studieren.

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Mein Senf zum Korintherbrief, Teil 7

Denn dem einen…einem anderen…einem anderen… (1. Kor 12:8)

Das einleitende Wörtchen denn zeigt, dass die jetzt folgenden Erklärungen sich auf Vers 7 beziehen. Einem jeden wird eine Wirkung des Geistes gegeben, und jetzt gibt Paulus Beispiele, wie dieses Aussehen kann.

Denn dem einen wird durch den Geist…gegeben… (1. Kor 12:8)

Bevor ich jetzt kurz auf das Wort der Weisheit eingehe, möchte ich noch einmal klarstellen, dass es durch den Geist gegeben wird. Das bedeutet, dass es vom Heiligen Geist kommt und nicht aus uns Menschen selber, da wird mir jeder zustimmen. Das heißt aber auch, dass es nicht aus unserem Verstand, aus unseren Gefühlen oder unser Erfahrung her kommen kann. Es ist nicht von ungefähr, dass die Bibel das was wir im allgemeinen unter dem Wort Geistesgaben verstehen, mit dem Wort Gnadengaben bezeichnet. Gnade bedeutet nämlich erstens dass wir es uns nicht verdient haben, und zweitens bedeutet es, dass wir nichts dazu beigetragen haben. Wenn die Bibel von Gaben spricht, dann meint sie natürliche Begabungen, die der Mensch durch Training und Schulung erlangt hat. Spricht die Bibel dagegen von charismata, von Gnadengaben, dann schließt sie damit die natürlichen Gaben aus. Warum ist es so wichtig, hier eine Unterscheidung zu machen und warum macht die Bibel diesen Unterschied? Bei Gnadengaben, die durch den Geist gegeben werden kann der Mensch keine Ehre einstecken – es ist einfach nicht sein Verdienst, und alle Ehre gebührt Gott. Gnadengaben gibt der Heilige Geist aufgrund des Werkes, das Christus auf Golgatha vollbracht hat (Epheser 4). Sie werden vom Geist gegeben und aufgrund der Gnade empfangen, nicht aus eigenem Verdienst. Bei den natürlichen Gaben ist es sehr wohl auch des Menschen Verdienst, denn obwohl Gott ihn geschaffen hat, hat der Mensch hart trainiert oder viel gelernt, so dass er bestimmte Fähigkeiten erlangt, die er sonst nicht hätte. Die Frage nach Gottes Ehre ist aber alles entscheidend – hier versteht Gott keinen Spaß, denn er sagt in den Propheten oft, dass er seine Ehre mit niemandem teilen wird und schon gar nicht mit irgendwelchen Menschen (siehe Jesaja 42:8 + 11).

Natürliche Gaben mit Gnadengaben zu verwechseln ist daher sehr gefährlich, denn dadurch wird Gott die Ehre gestohlen, die ihm gebührt. Ich möchte hier nur an die unzähligen Beispiele aus dem Alten Testament erinnern, wo Gott es nicht zugelassen hat, dass die Menschen ihm aus eigener Kraft zu Hilfe kamen, ich denke da zum Beispiel an Mose, wo er den Ägypter erschlug um seinem Volk zu helfen, aber Gott akzeptierte diese „Hilfe“ von Mose nicht, obwohl Gott dasselbe Ziel wie Mose hatte. Ein anderes Beispiel ist Abraham, Gott hat ihm einen Sohn versprochen, und als Abraham das Warten auf diese Verheissung zu lange dauerte, wollte er Gott zu Hilfe kommen und zeugte den Sohn Ismael mit der Magd, der dann von Sara „adoptiert“ wurde. Aber Gott ließ sich auf diese natürliche Hilfe nicht ein, Abraham musste den Sohn und die Magd später fortjagen und obwohl Abraham lange die Hoffnungen hegte, dass Ismael der verheissene Sohn werden könnte, musste er ihn dann aufgeben, bevor er Isaak empfangen konnte. Isaak wurde aber erst empfangen, als der Leib Abrahams schon erstorben war, als Abraham schon zu alt war, um noch Kinder zu zeugen. Abraham konnte nichts dazu beitragen mit seinen natürlichen Fähigkeiten, dies war allein Gottes Werk. Paulus schreibt sehr ausführlich über diese Begebenheit im Galaterbrief. Wir sehen dies aber auch bei Josef, bei David und sogar bei Jesus selber, der nicht aus seiner eigenern natürlichen Kraft tat, sondern alles den Vater tun ließ. Am deutlichsten sehen wir das aber bei Paulus:

Paulus beschreibt in Philipper 3:1-8 seine natürliche Ausbildung und Begabung, er zeigt auf, dass er die anderen Gelehrten in dieser Hinsicht bei weitem übertrifft, und sagt dann: Bei meiner Ausbildung und meiner Begabung hätte ich allen Grund dazu, auf meine natürlichen Gaben zu vertrauen (Phil 3:4), und dann fügt er hinzu:

aber was mir einst Gewinn war, das habe ich um Christi Willen für Schaden erachtet (Phil 3:7)

Paulus sagt hier ganz deutlich: Meine natürliche Ausbildung, die für mich früher ein Gewinn, ein Nutzen war, die halte ich jetzt für “Schaden” oder auch “Dreck”. Jetzt wo Paulus geistliche Begabungen hat, erkennt er, wie wenig Nutzen natürliche Fähigkeiten vor Gott haben. Und um das nocheinmal mehr zu betonen sagt er in Vers 8:

ja ich achte nun auch alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe, und ich achte es für Kot, damit ich Christus gewinne (Phil 3:8)

Verstehen wir, wie radikal die Ansichtsweise von Paulus ist? Wie können wir da predigen, dass wir unsere natürlichen Befähigungen für Gott einsetzen sollen? Wie können wir es wagen, die natürlichen Fähigkeiten den geistlichen vorzuziehen, wenn Gott uns hier durch Paulus ausrichten lässt, wie wertlos die natürlichen Befähigungen in seinen Augen sind?1 Der Teufel lacht uns aus, wenn wir seinen Mächten und Gewalten mit unseren natürlichen Fähigkeiten entgegentreten. Wie wollen wir auch nur einen Dämon austreiben mit unserem Verstand? Nicht umsonst sagt Paulus im 2. Korintherbrief das dies ein geistlicher Kampf ist, wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte der Finsternis und wir kämpfen nicht mit den natürlichen Waffen, sondern mit geistlichen Waffen: Die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich… (2. Kor 10:3-5). Daher ist die Bemerkung, dass diese Gaben vom Geist gegeben werden so wichtig. Die Gnadengaben werden durch den Geist gegeben und nicht erlernt oder antrainiert. Was vom Fleisch kommt, das ist Fleisch und was vom Geist kommt, das ist Geist und damit geistlich (Joh 3:6).

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Mein Senf zum Korintherbrief, Teil 6

Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben. (1. Kor 12:7)

In einigen Bibelübersetzungen steht zum Nutzen aller oder zum allgemeinen Nutzen, aber das Wort aller oder das Wort allgemein steht da im griechischen überhaupt nicht. Denn die Gaben müssen nicht zwingenderweise allen nutzen, denn nicht alle haben immer die gleichen Probleme. Was da allerdings steht ist, dass jede Gabe einen Nutzen, einen Sinn und Zweck hat. Paulus fasst die vorher genannten Gaben, Dienste und Wirkungen unter dem Wort Offenbarung des Geistes zusammen. Im griechischen Text steht hier das Wort phanerosis. Dieses Wort bedeutet wortwörtlich nichts anderes als sichtbarwerden. Jede Gnadengabe ist ein Sichtbarwerden des Geistes, der Heilige Geist tritt in Aktion und es hat ein sichtbares Resultat, welches einen Nutzen hat, zur Folge.

Weiterhin steht hier, dass diese Kraftwirkungen jedem gegeben werden. Wenn jetzt ein Christ keine Wirkung des Geistes in seinem Leben hat, so kann er unmöglich Gott die Schuld geben, ebensowenig kann er sagen, Gott gab früher, aber heute gibt er nicht mehr. Dieser Vers zeigt, dass es nicht an Gott liegt, denn er verspricht hier jedem – wenn also jemand nicht hat, so muss der Grund nicht bei Gott gesucht werden, sondern bei sich selber.

In diesem Vers wird eine klare Besitzangabe gemacht. Wem gehören die Offenbarungen, die Wirkungen und Manifestationen? Es sind die Wirkungen des Geistes – und mit dem Geist auch der Herr und Gott. Diese Verse sind nicht nur eine Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes, sondern sie sind gleichzeitig auch eine Warnung: Es ist nicht unsere Kraft, nicht unsere Wirkung, es ist die Wirkung des Geistes. Die Geistesgaben gehören dem Geist. Wer diese Kräfte für seine eigenen Kräfte ausgibt und nicht anerkennt, dass es Gott ist, der sie wirkt, der begeht eine große Sünde und nimmt Gott die Ehre. Wer diese Gnadengaben und Kräfte verhindert oder gar verbietet, der begeht ebenfalls eine große Sünde, er hindert Gott daran, sein Werk auszuführen.

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Mein Senf zum Korintherbrief, Teil 5

Es bestehen aber Unterschiede in den Gnadengaben, doch es ist derselbe Geist; auch gibt es unterschiedliche Dienste, doch es ist derselbe Herr, und auch die Kraftwirkungen sind unterschiedlich, doch es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt.(1. Kor 12:4-6)

Dreimal wird hier betont, dass es “Unterschiede” oder “Verschiedenheiten” gibt, sowohl bei den Gaben, als auch bei den Diensten (oder auch: “Ämtern”, je nach Übersetzung) und bei den Manifestationen, den Kraftwirkungen, aber dahinter steckt ein- und derselbe Gott. Daher ist es wichtig, die Dinge nicht nach ihrem Äußeren zu beurteilen, da dies immer unterschiedlich aussehen kann. Die Bibel gibt eine dreimalige Betonung nur äußerst selten.

Paulus unterscheidet hier weiterhin zwischen Gnadengaben, Diensten und Kraftwirkungen. Die Gnadengaben sind das, was allgemein unter Geistesgaben verstanden wird, die Dienste sind dagegen keine Geistesgaben, sondern Berufungen fürs Leben, ein Amt, dass man von Gott empfängt und für das man von Gott ein Leben lang ausgebildet und geformt wird. Als drittes gibt es dann noch verschiedene Kraftwirkungen oder Manifestationen, die nicht unter die ersten beiden Kategorien fallen, aber auch durch die Kraft des Geistes gewirkt sind. Wir werden nachher noch genauer den Unterschied zwischen den Gnadengaben und den Diensten feststellen. Von den Gnadengaben zählt Paulus in diesen Kapiteln einige auf (aber auch nicht alle, denn in Römer 12 stehen zum Beispiel Gnadengaben, die hier nicht erwähnt werden), von den Diensten nennt Paulus hier drei (Apostel, Propheten, Lehrer) und erwähnt die beiden anderen (Evangelisten und Hirten, siehe dazu Epheser 4) nicht, von den Manifestationen zählt er keine auf. Dies macht noch einmal deutlich, wie wichtig der vorher erwähnte Test ist, es ist die einzige Möglichkeit, Gewissheit zu erlangen, welche Wirkung von Gott ist und welche nicht, da Paulus uns nicht alle möglichen Wirkungen aufzählt. Selbst wenn wir jetzt alle Bibelstellen über dieses Thema zusammennehmen, können wir nicht sicher sein, ob wir jetzt alle haben oder nicht – aber das ist auch nicht notwendig, da wir ja von Gott eine ganz andere Art des Prüfens gezeigt bekommen haben. Hüten wir uns also, vorschnell irgendetwas Ungewohntes zu verurteilen, erst wenn wir den Test gemacht haben, können wir sicher sein. Schon Charles Finney erwähnte in seinen Werken über Erweckung dass Menschen, die unter dem Einfluss des Geistes stehen, manchmal ein merkwürdiges Verhalten an den Tag legen – sie stehen eben unter dem Einfluss eines anderen Geistes, der nicht von dieser Welt ist und der sich auch nicht darum schert, ob es den Menschen gefällt. Der Heilige Geist ist nur um die Ehre Gottes bemüht und handelt stets so, dass es Gott gefällt. Der Heilige Geist kümmert sich nicht darum, welche Traditionen und Gewohnheiten er jeweils in welchem Umfeld beachten muss, wenn wir uns darauf einlassen wollen und die Kraft des Geistes erleben wollen, so müssen wir bereit sein, unsere Gewohnheiten und Traditionen (die ja nicht unbedingt falsch sein müssen) über Bord zu werfen.

Darby weist in diesem Zusammenhang daraufhin, dass der Heilige Geist in keinster Weise eine untergeordnete Stelle hat, er wird hier als eins mit dem Herr und mit Gott bezeichnet. Hier wird deutlich, dass der Heilige Geist genauso eine Person ist wie Christus oder Gott selber, und dass diese drei eins sind, man kann diese Einheit nicht ohne weiteres “auflösen”. Wenn man sich an Gott richtet, dann richtet man sich ebenfalls auch an Christus und an den Geist. Sie sind absolut gleichrangig. Man kann sagen es ist Gott der alles wirkt, und man kann genauso sagen, dass der Geist Wirkungen verursacht. Für das spätere Verständnis ist es wichtig zu beachten, dass der Heilige Geist hier “denselben Rang” hat wie Gott und ebenso eine Person ist (siehe J. N. Darby – Synopsis of the Bible, Epistle to the Corinthians: “But these operations, which were attributed to God in Verse 6 (1. Co_12:6), are here attributed to the Spirit; and it is added, that He, the Spirit, distributes to each as He will. It is not therefore an inferior Spirit. Where He works, it is God who works; but these operations in men are gifts distributed according to the will of the Spirit, the Spirit being thus presented as acting personally in this distribution and according to His will.”).

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Mein Senf zum Korintherbrief, Teil 4

…und niemand kann sagen “Jesus ist Herr” außer im Heiligen Geist. (1. Kor 12:3)

Hier gibt uns Paulus ein Test, anhand dessen wir überprüfen können, unter welchen Geist jemand geraten ist. Wer unter der Kraft des Geistes steht, der kann sagen, dass Jesus sein Herr ist, denn die Herrschaftsfrage ist bei dieser Person geklärt. In den folgenden Versen erinnert Paulus immer wieder, dass die Auswirkungen der Kraft des Geistes verschieden sind, daher ist eine Beurteilung rein von den Auswirkungen beinahe unmöglich. Hätte Paulus uns einen Katalog mit Auswirkungen (Manifestationen) gegeben, so wäre die Sache einfach, wir beobachten, wie die Person reagiert, und dann würden wir unsere Beobachtungen mit dem Katalog vergleichen und urteilen, ob dieser Geist von Gott ist oder nicht. Aber Paulus gibt uns keinen Katalog, stattdessen betont er immer wieder, dass die Wirkungen, Gaben und Kräfte verschieden sind. Aber er gibt uns etwas viel besseres, er gibt uns einen Test, anhand dessen wir prüfen können ohne dass wir die Auswirkungen im einzelnen kennen müssten.

Wenn eine Person mit dem Heiligen Geist erfüllt wird, so sollte unmittelbar danach sofort der Test geschehen. Die anderen Brüder sollten diese Person im Namen Jesu fragen, ob sie Jesus als Herrn bezeugen kann. Kann die Person nicht, so wurde sie nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt, sondern mit einem unreinen Geist. Natürlich sind die dämonischen Geister schlau, meistens versuchen sie solchen Tests auszuweichen oder die fragenden Brüder abzulenken. In einem solchen Fall ist die Sache auch klar: Weicht die gesteste Person der Frage aus, so darf ihr kein Ausweg gelassen werden, die Frage muss solange im Namen Jesu gestellt werden, bis klar ist, dass die Person nicht bekennen kann. Kann die Person dagegen Jesus als den Herrn bekennen, so brauchen wir uns um ihr weiteres Verhalten keine weitere Sorgen zu machen, es ist der Heilige Geist. Wer hier ganz sicher gehen möchte, der kann auch noch den Test aus 1. Johannes 4:1-3 hinzuziehen und die Person befragen, ob sie Christus als den ins Fleisch gekommenen Gott bekennt.

Dieser Test bezieht sich vor allem dann, wenn jemand mit dem Heiligen Geist erfüllt wird, das heisst, theologisch genauer ausgedrückt, wenn der Geist auf eine Person kommt. Wenn wir von der Kraft des Geistes, den Geistesgaben und der Erfüllung mit dem Geist reden, dann meinen wir nicht den innewohnenden Geist, den die Person mit der Wiedergeburt empfängt, sondern den ausgegossenen Geist. Jedesmal wenn im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist von der Wiedergeburt die rede ist, so finden wir im Neuen Testament die Präposition in, der Heilige Geist kommt in die Person hinein und nimmt dort Wohnung. Wenn dagegen im Neuen Testament von der Kraft des Geistes und von Geisteswirkungen und Geistesgaben die Rede ist, so steht da die Präposition auf – Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein (Apg. 1:8) – vergleiche dazu folgende Verse: Matth. 3:16, Matth 12:18, Luk 4:18, Apg 10:44, Apg 11:15 und Apg 19:6. Der innewohnende Geist wirkt in uns die Wiedergeburt und die Frucht des Geistes, verändert unseren Charakter, und der ausgegossene Geist wirkt die Kraft zum Dienst. Der Geist in uns bezieht sich auf unser Sein und unser Leben, und der Geist auf uns bezieht sich auf unseren Dienst und unser Tun. Ich möchte darauf nicht genauer eingehen, wer dazu mehr wissen möchte, dem sei das Buch “The Communion of the Holy Spirit” von Watchman Nee empfohlen, wo er dies sehr deutlich anhand verschiedener Bibelstellen erklärt. Es sei den Lesern an dieser Stelle noch mal empfohlen, die Bibelstellen selber nachzuschauen (z.B. Mit E-Sword oder anhand einer Konkordanz, dadurch werden viele Stellen sehr einfach verständlich).

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Mein Senf zum Korintherbrief, Teil 3

Jetzt wird es so langsam richtig interessant in diesem Kapitel. Nachdem wir aus Vers 1 und 2b den Kontext herausgestellt haben, innerhalb dessen sich diese Dinge abspielen, wird Paulus jetzt konkreter und wendet sich dem Thema Geistesgaben zu. Aber bevor er von der Kraft des Geistes berichtet, erwähnt er eine andere, entgegengesetzte Macht, und zwar die der Götzen. Jeder Mensch, ob Christ oder nicht, hat schon mal diese Erfahrung gemacht, dass er zu den Götzen hingezogen, ja, fortgerissen wurde. Es wird sofort deutlich, wenn wir die Götzen beim Namen nennen: Sex, Geld, Machtbestreben, Karriere, Materialismus, Drogen usw – das sind Götzen, hinter denen eine Macht steht, die die Menschen zuerst anzieht, und danach wortwörtlich fortreißt. Wer mir das nicht glaubt, der soll einfach versuchen, mit diesen Götzen zu brechen: versucht doch mal aufzuhören mit den Drogen, versucht doch mal aufzuhören, euch mit Pornografie zu verseuchen, versucht doch mal, euer Geld zu verschenken, und ihr werdet merken, dass ihr es nicht ohne weitere Anstrengung schaffen werdet. Die meisten schaffen es ja noch nicht einmal, mit dem Rauchen oder mit dem Fressen aufzuhören. Wenn es irgendwo eine Sache gibt, von der du nicht einfach so loskommst, dann darfst du wissen, dass du unter dem Einfluss einer Macht stehst, nämlich die Macht der Götzen. Dein Leben wird zum Teil von dieser Macht beherrscht.

Deshalb tue ich euch kund,… (1. Kor 12:3)

Gerade weil die Götzen eine Macht darstellen, deshalb muss Paulus die Korinther über die Kraftwirkungen, über die Macht des Geistes aufklären. Weiterhin zeigt dieser Vers, dass Paulus sich an die Christen in Korinth schreibt, die früher unter dem Einfluss der Götzen standen, jetzt aber nicht mehr – er schreibt an die geistlichen Christen, denn wer immer noch im Einflussbereich der Götzen ist, der ist fleischlich.

...dass niemand, der im Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus!… (1. Kor 12:3)

Wer unter dem Einfluss des Geistes steht, der kann nichts gegen Christus sagen. Dies ist genau die entgegengesetzte Wirkung dieser anderen Macht, die im Gegensatz zu der Macht der Götzen steht. Die Macht der Götzen reisst uns mit in eine Richtung und die Macht des Geistes reisst uns ebenfalls mit, in die andere Richtung. Hier gibt es keinen Stillstand, wir schwimmen entweder gegen den Strom der Götzen, oder wir werden von der Strömung der Welt fortgerissen.

Hier wird eines besonders deutlich: Die ganze Angelegenheit der Kraft des Geistes, Geisteswirkungen und Geistesgaben ist ihrem Wesen nach eine Herrschaftsfrage: Von welcher Macht werde ich beherrscht? Unter welcher Herrschaft stehe ich? Von wem wird mein Leben gesteuert? Stehe ich unter dem Einfluss der Götzen oder stehe ich unter dem Einfluss des Geistes? In welche Richtung werde ich mitgezogen? Jeder, der gerne wissen möchte, wie er mit dem Heiligen Geist erfüllt werden kann und wie er in den Genuß der Kraft des Geistes kommen möchte, der muss zuerst die Herrschaftsfrage klären: Wer beherrscht mein Leben? Der Herr, der der Geist ist, oder die Götzen, hinter denen nichts anderes als die Macht Satans steckt. Die ganze Sache ist schrecklich schwarz-weiß, jeder der meint, er könne hier auch nur halbwegs neutral bleiben, unterliegt einem schrecklichen Irrtum.

Die Menschen, die sich auf ihre eigene Freiheit berufen, und sich nicht vorstellen können, ihr Leben freiwillig einem höheren Wesen zu unterordnen (ich rede hier nach nach menschlicher Art, ich schreibe aus der Sicht der Nichtchristen), die ihr Leben unabhängig vom Maßstab Gottes gestalten wollen und sich nur vor sich selbst rechtfertigen wollen, die werden eines Tages feststellen müssen, dass ihre scheinbare “Neutralität” sie in ein Gefängnis geführt hat, sie sind mit ihrer Unabhängigkeit in die Macht der Götzen (und damit unter die Macht Satans) geraten und ihr Leben ist kein Stück freiwillig und unabhängig, ihre eigene Zwänge, die sich sich selbst aufgeladen haben, bestimmen ihr Leben, dazu verdammt, jeden Tag das zu tun, was sie in eigentlich gar nicht möchten.

Die Menschen, die ihr bereits Christen geworden sind oder sich Christen nennen, aber in der Frage des Geistes neutral bleiben wollen, denen wird es genauso gehen, auch sie müssen für ihre Neutralität einen schrecklichen Preis bezahlen. Sie werden sich in Römer 7 wiederfinden, und mit Paulus sagen: Was ich nicht tun will, dass tue ich – ich will nicht, aber ich werde fortgerissen. Wer der Herrschaft des Geistes gegenüber gleichgültig ist, der ist auch der Herrschaft Christi gleichgültig, denn Paulus lässt uns wissen:

Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2. Kor 3:17)

Die einzige Freiheit, die dem Menschen bleibt, ist sich der Herrschaft des Geistes – und damit der Herrschaft Christi – freiwillig zu unterstellen. Andernfalls bleiben wir unter der Herrschaft der Götzen und damit unter dem Einfluss der Mächte und Gewalten der Finsternis. Bevor wir uns also den charismata zuwenden, bevor wir uns für die Dinge des Heiligen Geistes interessieren, müssen wir uns der Herrschaftsfrage stellen. Wer sein Leben nicht völlig an Gott abgegeben hat, der hat in diesem Kapitel nichts verloren. Wer die Herrschaftsfrage nicht in allen Bereichen seines Lebens geklärt hat, dessen Interesse für die Geistesgaben ist rein fleischlicher Natur und er soll die Bibel zuschlagen und seine Neugierde anders befriedigen oder Buße tun.

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Relaunch: Mein Senf zum Korinterbrief, Teil 1

Die meisten Ausleger legen schon beim ersten Vers des 12. Kapitels eine erstaunliche Oberflächlichkeit an den Tag, denn in fast allen Bibelübersetzungen wird hier das Wort “Gaben” hinzugefügt:

Was aber die geistlichen [Gaben] betrifft, Brüder,… (12:1)

Das ist zwar im Grunde nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig, denn das Wort „Gaben“ haben an dieser Stelle die Bibelübersetzer selber hinzugefügt. Wer eine sehr genaue Übersetzung nimmt, der wird merken, dass hier das Wort Gaben nicht steht.

Zumindest in der Scofield-Bibel (Elberfelder-Übersetzung) steht unten in den Anmerkungen, dass das Wort Gaben hier eigentlich nicht steht. Denn was hier mit “geistlichen” übersetzt wird ist das Wort “pneumatikos” und nicht das Wort “charismata”. Ersteres bedeutet “geistlichen”, letzteres bedeutet “Gnadengaben”. Natürlich geht es in Kapitel 12 um die Gnadengaben, deswegen waren sich auch 90% der Übersetzer und Exegeten der Meinung, dass Paulus sich hier mit dem Wort “pneumatikos” auf die Gaben bezieht. Es liegt scheinbar nahe, ja, es scheint sonnenklar, dass mit pneumatikos eigentlich die Geistesgaben gemeint sein müssen, nur wenn Paulus sie wirklich gemeint hat, warum benutzt er dann nicht die richtige Bezeichnung?

Genau diese oberflächliche Herangehensweise an das Wort Gottes hat nicht zuletzt zu der heutigen babylonischen Verwirrung in Bezug auf Geistesgaben geführt. Das Fatale ist nicht, dass man sich nicht im griechischen auskennt, das tun die meisten Übersetzer – das Fatale hier ist, dass die Auslegung und Übersetzung mit der menschlichen Meinung angeglichen und abgestimmt wird. Es liegt nicht an der fachlichen Ausbildung, es liegt an der geistlichen Schulung: Das Wort Gottes wird in die Schubladen des menschlichen Denkens einsortiert, und deswegen wissen wir auch, was da eigentlich stehen müsste, bzw. was Paulus ja eigentlich unser Meinung nach gemeint haben müsse. Das dadurch dann Ungereimtheiten entstehen, kümmert uns nicht weiter, darüber zerbrechen wir uns nicht mehr den Kopf.

Wenn Paulus Geistesgaben meint, dann benutzt er das Wort charismata und wenn er ein anderes Wort benutzt, dann meint er wahrscheinlich auch etwas anderes, denn mir ist keine Stelle in der Bibel bekannt, wo Paulus die Geistesgaben mit einem anderen Wort als charismata beschreibt.

Man kann diesen Vers stattdessen wie folgt übersetzen:

Was aber die Geistlichen betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr ohne Kenntnis seid. (12:1)

Wenn man es so liest, dann bezieht sich pneumatikos auf die Brüder, das würde Sinn machen, da Paulus in den vorigen Kapitel die fleischlichen Brüder adressiert. Oder es besteht die andere Möglichkeit, dass man das Wort pneumatikos an dieser Stelle ganz allgemein auf „geistliche Angelegenheiten“ bezieht. Letztere Möglichkeit beinhaltet natürlich auch das Thema Gaben, aber es geht noch weit darüber hinaus. Wenn wir uns den Aufbau des Korintherbriefes genauer anschauen und uns einen Überblick verschaffen, dann werden wir schnell merken, dass Paulus in der ersten Hälfte (bis einschließlich Kapitel 11) die fleischlichen Christen in Korinth anspricht und hauptsächlich über fleischliche Dinge spricht. Schon ganz am Anfang des Briefes benutzt Paulus dieses Wort pneumatikos:

Der Geistliche aber beurteilt alles, er selbst aber wird von niemand beurteilt; (1. Kor. 2:15)

Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christo. (1. Kor. 3:1)

Hier benutzt Paulus das Wort pneumatikos um eine bestimmte Sorte Christen zu beschreiben, nämlich geistliche Christen, die im Gegensatz zu fleischlichen Christen stehen. Und im ersten Vers des dritten Kapitels macht Paulus unmissverständlich klar, welche Sorte Christen er jetzt adressiert, nämlich an die fleischlichen Christen:

Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht Speise; denn ihr vermochtet es noch nicht; aber ihr vermöget es auch jetzt noch nicht, denn ihr seid noch fleischlich. (1. Kor. 3:2)

Und in den folgenden Kapiteln bis Kapitel 11 einschließlich bezieht sich Paulus hauptsächlich auf die fleischlichen Christen in Korinth. Er spricht die fleischlichen Sünden an (Ehebruch, Streit, siehe Kapitel 5), er muss die Korinther darauf hinweisen, dass sie nicht vor weltliche Gerichte ziehen (Kapitel 6), er muss ihnen klarmachen, dass sie ihren Leib heiligen (Kapitel 6), er klärt sie über die Heiligkeit des Ehebundes auf (Kapitel 7) und setzt ihnen Ordnungen über heiraten und verheiratet werden vor (Kapitel 7). Danach klärt er sie über das Götzenopfer und ihre neugewonnene Freiheit in Bezug auf unreine Speisen auf (Kapitel 8), im neunten Kapitel geht es ebenfalls um elementare Dinge wie Arbeit und Lohn, und dann bis Kapitel 11 um den Ablauf das Abendmahls. Dies sind alles elementare Dinge und eher äußerliche Angelegenheiten (über geistliche Angelegenheiten spricht Paulus zum, Beispiel im Kolosser und Philipperbrief an, wenn man das vergleicht, dann sieht man den Unterschied).

Es ist ein klares Kennzeichen von Fleischlichkeit, wenn es um Äußerlichkeiten geht. Daher beginnt Paulus mit Christus und dem Wort vom Kreuz, denn das ist die Grundlage, um den Sieg über das Fleisch zu erlangen. Er erklärt ihnen nochmal bis Kapitel 4 den Unterschied zwischen geistlichen und fleischlichen Christen, und legt die einzige Grundlage vor, die die Korinther von ihrer Fleischlichkeit befreien kann: Jesus Christus und sein Tod am Kreuz. Wir erfahren aus diesen Kapiteln, dass es ja nicht das erste Mal ist, dass Paulus ihnen diese Grundlagen einschärft (Kapitel 2,1-5) und dass einige unter den Korinthern diese Grundlagen (Christus und die Befreiung durch das Kreuz) immer noch nicht verstanden haben (Kapitel 3,1-3). Daher erwähnt Paulus diese Dinge auch nur relativ kurz, geht dann auf die konkreten äußerlichen Angelegenheiten ein, und schließt diese Zurechtweisung der fleischlichen Christen dann in Kapitel 11 ab.

Nachdem Paulus in den ersten Kapiteln zu den fleischlichen Christen über fleischliche Angelegenheiten gesprochen hat, richtet er sich ab dem 12. Kapitel an die andere Gruppe von Christen in Korinth, nämlich an die geistlichen und möchte sie über geistliche Themen unterrichten. Und jetzt wo wir diesen Zusammenhang gesehen haben, macht es auch Sinn, dass Paulus in 12:1 genauso wie in 3:1 das Wort pneumatikos benutzt, vorher hat er sich an die sarkikos, die Fleischlichen gerichtet, jetzt ist Schluß mit Äußerlichkeiten und Paulus beginnt über die geistlichen Dinge zu reden. Paulus möchte nicht, dass die geistlichen Brüder über geistliche Dinge in Unkenntnis sind. Daher würde es ebenso Sinn machen, das Wort pneumatikos an dieser Stelle auf den Inhalt zu beziehen, also generell auf geistliche Themen. Einige Übersetzungen machen dies zum Glück auch, sie fügen dann das Wort „Dinge“ hinzu.

Was für einen Sinn macht es, fleischliche Christen über geistliche Dinge zu lehren? Sie werden dadurch nur noch fleischlicher und hochmütiger und je mehr Gaben sie an sich entdecken, umso hochmütiger werden sie. Zudem stehen sie in der allergrößten Gefahr, über die Gaben den Geber aus den Augen zu verlieren, das heißt, sie verlassen das Fundament, Jesus Christus und sein Tod am Kreuz. Das macht keinen Sinn, daher richtet Paulus dieses Kapitel nicht an die Fleischlichen, sondern an die Geistlichen, das sind nicht die Menschen, die nicht sündigen, sondern dass sind die Menschen, die auf dem Fundament stehen, das Jesus Christus auf Golgatha gelegt hat: Nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir!

So betont auch Andrew Murray, dass das Streben nach der Kraft des Geistes nichts nützt, es sei denn man hat zuvor die Erfahrung von Römer 6 gemacht, dass man erkannt hat, dass man mit Christus gestorben ist und durch das Mitgekreuzigtsein die Befreiung von der Macht der Sünde erlebt hat. (siehe dazu Andrew Murray – “Der Geist Jesu Christi”)

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Mein Senf zum Senf…

Hallo liebe Leser, sicher erwartet ihr schon gespannt die weiteren Teile, und es wird sie auch geben, d. h. es gibt sie schon, ich habe bereits 15 Seiten voll geschrieben. Aber ich habe ein paar Nächte darüber geschalfen und ich bin zu dem Entschluß gekommen, dass ich meinen Senf noch etwas reifen lassen werde, bevor ich ihn veröfentliche.

Außerdem tut mir mittlerweile mein aggressiver Ton Leid, denn die meisten Menschen lassen sihc dadurch vom eigentlichen Inhalt ablenken und fühlen sich angegriffen oder vertragen solche deutliche Worte nicht.

Es ist viel wichtiger, wenn es um den geistlichen Inhalt geht, als wenn hier um Formulierungen gestritten wird, deswegen werde ich den ersten Teil noch mal überarbeiten (und ja, ich werde die Metapher mit dem Furz streichen…)

Der zweite Teil bleibt erstmal so online, obwhl ich da ne Menge Rechtschreib-, Grammatik- und Ausdrucksfehler sind.

Es kommt noch erschwerend dazu, dass ich momentan kein Internet habe, sondern nur in der uni Bi zugang habe, daher wird es noch etwas dauern, bis ich was veröffentliche.

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Mein Senf zum Korintherbrief, Teil 2

Ihr wißt, dass ihr, als ihr zu den Heiden gehörtet, zu den stummen Götzenbildern hingezogen, ja, fortgerissen wurdet (1. Kor. 12:2)

Dieser Vers beginnt mit einem ähnlich inhaltsschwangerem Hinweis: als ihr zu den Heiden gehörtet – Die Hauptbedeutung des Wortes “Heiden” meint “ein nichtjüdisches Volk”. Soll das etwas bedeuten, dass die Korinther jetzt auf einmal Juden geworden sind, wenn Paulus von einer Zeit spricht, als sie einmal Heiden waren? Oder besteht die Gemeinde in Korinth hauptsächlich aus wiedergeborenen Juden? Oder – und das würde den modernen Bibelauslegern gefallen – wird die Bedeutung des Wortes “Heiden” kastriert und einfach im Sinne von “Nichtchristen” ausgelegt? Letzteres scheint uns am naheliegendsten, aber darin zeigt sich wieder nichts als Oberflächlichkeit und durch diese Oberflächlichkeit gehen uns wichtige Erkenntnisse verloren.

Wenn wir das Alte Testament genau lesen, dann werden wir merken, dass sämtliche Verheißungen über Wiedergeburt, über die Innewohnung des Heiligen Geistes, über die Kraft des Geistes und über den neuen Bund an das Volk Israel gerichtet sind. Lesen wir zum Beispiel Hesekiel 36, eine der ausführlichsten Beschreibungen der Weidergeburt und des neuen Bundes im Alten Testament, so werden wir merken, dass diese Verheissung der Wiedergeburt und der Empfang des Geistes an das Volk Israel gerichtet ist und nicht an die Heiden. Für Gott ist das “Christentum” eng mit Israel verbunden. Israel ist das Volk des Bundes, dem alle Verheissungen gelten, die Heiden haben eigentlich keinen Anspruch darauf (vgl. Jesu Ausspruch zu der syrophönizischen Frau, zu der er sagt: Ich bin nur zu den Schafen des Hauses Israel gesandt…).

Wie kann es sein, dass wir trotzdem in den Genuß dieser Tatsachen kommen, ebenso damals die Korinther, die ja zum großen Teil nichtjüdisch waren? Hier sind viele Geheimnisse verborgen, und wenn man dies versteht, dann werden einem viele alttestamentliche Verheissungen und Absichten Gottes klar. Aber für unsere Auslegung reicht es, wenn ich auf Paulus Aussage in Römer 9 verweise:

Meine Verwandten nach dem Fleisch; die Israeliten sind, deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Gottesdienst und die Verheißungen; deren die Väter sind und aus denen dem Fleisch nach der Christus ist… (Röm 9:4f)

Hier sagt Paulus dasselbe: Die Segnungen des Bundes gehören zu Israel, und in den nächsten Versen erklärt er dann, wie Gott das Volk Israel sieht und löst somit die Spannung:

Nicht aber als ob das Wort Gottes hinfällig geworden wäre… (Röm 9:6)

Auf keinen Fall hat Gott seine Verheißungen zurückgezogen oder einfach geändert. Er hat seine Verheißungen nicht einfach den Israeliten weggenommen und den Heiden gegeben., noch hat er Israel einfach beiseite gesetzt:

…denn nicht alle, die aus Israel sind, die sind Israel,… (Röm 9:6)

Und hier sehen wir, dass Israel nicht gleich Israel ist. Denn Gott schaut nicht auf den natürlichen Ursprung, sondern er schaut auf den geistlichen Ursprung. Gott schaut nicht auf das Äußere, sondern auf das Innere:

…auch nicht weil sie Abrahams Nachkommen sind, sind alle Kinder, sondern in Isaak wird dir eine Nachkommenschaft genannt werden. Das heißt: Nicht die Kinder des Fleisches, die sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommenschaft gerechnet.

Aus diesen Versen sehen deutlich, dass es zwei Arten von Israel gibt, einmal das Israel nach dem Fleisch und zum anderen das Israel nach der Verheißung, das Israel nach dem Geist. Die Israeliten im Alten Testament, die sich einen Dreck um Gottes Gebote geschert haben, die hat Gott niemals als “echte” Israeliten gesehen, sie waren zwar Abrahams Kinder, aber lediglich nach dem Geist, beschnitten am Fleisch, aber nicht beschnitten am Herzen. Die Israeliten jedoch, die sich um Gottes Gebote gesorgt hatten, die sich vor Gott gedemütigt hatten und an seine Verheissungen glaubten, die waren die eigentlichen Kinder Abrahams. Und in dieser Tradition steht die Gemeinde, der Leib Christi, dass ist das geistliche Israel, die durch den Heiligen Geist am Herz beschnittenen Nachkommen Abrahams, die den abrahamitischen Glauben haben – diese sind es, die in den Genuß der Verheißungen kommen. Das Israel nach dem Fleisch hatte die natürlichen Verheissungen, wie zB Bewahrung vor Krankheiten und Versorgung mit Essen als sie durch die Wüste zogen, sie kamen jedoch nicht in den Genuß der geistlichen Verheißungen, sie haben nicht die Ruhe gefunden und sind nicht in das Allerheiligste eingekehrt, wie wir aus Hebräer 3 und 4 erfahren.

Weil die Korinther als glaubende Kinder Gottes das Israel nach dem Geist darstellen, gerade deswegen steht ihnen die Kraft des Geistes samt ihren konkreten Auswirkungen (wie die in 12-14 erwähnten Geistesgaben und Kraftwirkugen) zu. Wir brauchen die Bibel nicht “zurechtbiegen”, damit sie mit unseren Erfahrungen übereinstimmt, wir dürfen uns vom Geist Gottes die scheinbaren “Widersprüche” erklären lassen und erhalten so eine tiefere Einsicht in die Pläne und Absichten Gottes.

Die Gaben des Geistes stehen und fallen mit dem Glauben – und wie wollen wir glauben, wenn wir doch Ungewißheit haben, ob sie uns überhaupt zustehen? Wie können wir von Gott etwas im Glauben erwarten, was uns nicht zusteht, oder wo wir uns nicht sicher sind, ob es uns zusteht, und ob Gott es uns geben will? Das wird niemals funktionieren. Deswegen war es so wichtig, diese Grundlage zu legen, um ein- für allemal klarzumachen, dass das Alte Testament nicht nur für das alte Israel ist (das natürliche Israel nach dem Fleisch), und uns heute nichts angeht, im Gegenteil: Das Alte Testament geht die neutestamentiche Gemeinde mehr an, als sie es gerne wahrhaben möchte.

Es fällt uns leicht, zu sagen: Das war früher, jetzt leben wir im Zeitalter der Gemeinde, das gilt jetzt nicht mehr – aber dies ist nichts als eine faule Ausrede, ein stinkender Kompromiß, der aus unserem oberflächlichen Umgang mit dem heiligen Wort Gottes entsprungen ist. Die gesamte Bibel ist Gottes Wort an die gesamte Welt, an die Heiden, an die Juden und vor allem an Abrahams Kinder nach der Verheissung. Natürlich können wir im Gegenzug dazu nicht jede beliebige Verheißung aus dem AT herauspflücken und auf uns anwenden, das wäre genauso oberflächlich und entspricht dem anderen Extrem. Wir dürfen aber den Heiligen Geist bitten, uns die Verheißungen zu erklären und uns zu überführen – und er wird das gerne tun, wenn wir die dafür notwendige Geduld aufbringen.

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