Das Problem bei einem kritischen Geist ist, dass man einer Sache gegenüber nicht neutral sein kann. Man wird gezwungen, Stellung zu beziehen. Man muss dafür oder dagegen sein. Wer das hat, hat definitv einen kritischen Geist. Dies ist bei einigen Menschen sogar so schlimm, dass sie, wenn sie etwas neues hören, dass nicht einfach stehen lassen können, sondern sich sogleich sämtliche Bücher und Internetseiten zu diesem Thema anschauen müssen, denn sie sind gezwungen, Stellung zu beziehen. Sie können nicht warten, bis Gott ihnen Licht in dieser Sache gibt. Solche Leute sind oft gequält.
In Diskussionen können sie die Aussagen des Anderen, mit denen sie nicht übereinstimmen, nicht einfach stehen lassen. Sie sind gezwungen, unbedingt etwas dagegen zu sagen. Danach fühlen sie sich dreckig oder spüren die Härte in ihrem Herzen, gleichzeitig rechtfertigen sie sich damit, dass sie doch “Recht haben”. Sie spüren niemals “Friede, Freude und Gerechtigkeit” (Das Reich Gottes, siehe Römer 14:17). Das ist ein kritischer Geist.
Was ist mit folgenden Bibelversen, die auffordern zu prüfen?
1. Thessalonicher 5,19-22:
“Den Geist dämpft nicht! Geht nicht geringschätzig über prophetische Aussagen hinweg, sondern prüft alles. Was gut ist, das nehmt an. Aber was böse ist, darauf lasst euch nicht ein, in welcher Gestalt auch immer es an euch herantritt.”
Oder 1. Johannes 4,1+2:
“Liebe Freunde, glaubt nicht jedem, der behauptet, seine Botschaft sei ihm von Gottes Geist eingegeben, sondern prüft, ob das, was er sagt, wirklich von Gott kommt. Denn in dieser Welt verbreiten jetzt zahlreiche Lügenpropheten ihre falschen Lehren.”
Sind das nicht Aufforderungen dazu eben nicht neutral zu sein, sondern Stellung zu beziehen und falsche Lehren nicht stehen zu lassen?
Diese Bibelstellen sind absolut wichtig und sie sind genauso das Wort Gottes wie die ganzen Stellen über das Richten. Prüfen ist absolut notwendig und nicht richten/kritisieren ist auch absolut notwendig. Kritisieren und Prüfen sind zwei total verschiedene Dinge. Die griechischen Begriffe, die im NT für kritisieren gebraucht werden bedeuten “streitsüchtig sein” oder “überall Fehler suchen” (es gibt da auf diesem Blog ausführlichere Lehre darüber, wenn du dir die durchgelesen hättest, dann wären deine Fragen beantwortet…).
Viele Dinge kann man nicht in ein paar Sekunden/Minuten prüfen (und das gilt vor allem für die Leute, die die Bibel nur ein paar Mal durchgelesen haben und nicht wirklich mit dem Wort Gottes vertraut sind oder ihr Wissen nur aus Sekundärliteratur über die Bibel haben).
Manche Dinge versteht man erst nach Jahren. Was macht man in der Zwischenzeit? Neutral bleiben, bis man selber Erkenntnis in der Sache bekommen hat. Jemand der einen kritischen Geist hat, kann das nicht…
Jedesmal wird diese Frage gestellt. Anscheinend habt ihr meine Artikel nicht alle gelesen, denn da wird diese Frage beantwortet (siehe auch den nächsten Kommentar, inhaltlich die gleiche Frage)
HIer gibt es ausführlichere Infos zu diesem Thema:
http://hrichert.de/?s=kritik
Hallo Helmut.
Ich kann zustimmen, dass man zu “kleinlich” sein kann. Ich gebe dir auch recht, dass man, wenn man erst mal kein klares Bild von einer Sache hat, vorsichtig sein sollte, so lange bis man Klarheit hat. Aber prinzipiell ist urteilen/Stellung beziehen nicht ungeistlich oder unbiblisch. (…jetzt kommt ganz viel Text, vom Autor dieses Blogs gekürzt…) Christen sollen immer und alles prüfen und vorsichtig sein. Dies kann bisweilen schon mal als “kritischer Geist” ausgelegt werden. Ich sehe aber, dass dies klar eine Anweisung von Christus und den Aposteln ist. Was denkst du dazu?
Diese Frage, die du mir hier stellst, wird mir jedes mal, nach jedem Artikel, den ich über das Richten schreibe, gestellt. Ich habe diese Frage bereist mehrmals auf diesem Blog innerhalb der Artikel beantwortet, deswegen werde ich hier nicht darauf eingehen. Wenn dich meine Antwort dazu interessiert, dann lies die Artikel über Richten doch nochmal genau durch. Jemanden kritisieren und richten ist nicht dasselbe wie etwas beurteilen, da gibt es einen Unterschied.
Kurzes Update. Dieser Vierzeiler von Goethe hat mir das, was du meinst, näher gebracht:
Wer will denn alles gleich ergründen!
Sobald der Schnee schmilzt, wird sich’s finden.
Hier hilft nun weiter kein Bemühn!
Sind’s Rosen, nun sie werden blühn.