Wenn man sich mit Theologie beschäftigt, dann stößt man früher oder später auf Lehren und Bücher, die ungefähr folgende Botschaft verkündigen: Wir haben schon alles in Christus, wir müssen nur glauben und dann wird es sich manifestieren. Interessanterweise findet sich diese Lehre bei konservativen Theologen als auch bei vielen charismatischen Theologen wieder. Und in Epheser 1:3 steht ja auch, dass wir „in Christus mit jedem geistlichen Segen in der Himmelswelt gesegnet sind“. Wo ist das Problem mit dieser Lehre? Der Vers ist das Wort Gottes und ist absolut wahr. Das Problem ist nur, dass meine geistlichen Schätze und Segnungen mir gar nichts nützen, solange sie sich in der Himmelswelt befinden und nicht in meinem Alltag. Viele Christen werden von diesen Lehren angesteckt und verkündigen dann: Ich habe schon alles. Zuhause schreien diese Christen, die im Glauben schon alles haben, ihre Ehefrauen und Kinder an, obwohl sie ja fest überzeugt sind, dass sie im Glauben die Frucht des Geistes schon haben. Wir müssen wieder echt und normal werden. Wenn meinem Glauben keine Werke folgen, dann habe ich nichts! Wenn ich glaube und meinem Glauben folgen keine sichtbaren Werke, dann ist da irgendwo ein Problem. Die Lösung ist nicht, dass ich noch mehr proklamiere und versuche noch mehr zu glauben, sondern dass ich mich demütige und zugebe: Ich habe nichts!
Die Gemeinde von Laodizäa hatte diese Lehre auch. Jesus selbst bestätigt dies, indem er ihnen sagt:
Offenbarung 3:17 „Denn du sprichst: Ich bin reich und habe alles und bedarf nichts! und weißt nicht,
daß du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt!„
Jesus selber sagt, wohin diese Lehre führt: In die Lauheit. Wenn wir tatsächlich denken, dass wir schon alles haben, dann sind wir verführt und in Wahrheit sind wir „arm, blind und nackt“. Wenn wir schon alles haben, dann haben wir keinen Hunger mehr. Wenn wir schon alles haben, dann brauchen wir nicht „mehr Jesus“ und mehr von seinem Heiligen Geist in unserem Leben. Dieses Denken wird niemals zur Erweckung führen.
Wenn unser Alltagsleben voller Angst, Furcht, Selbstmitleid, Sorge, Ärger, Hass, Wut, Verurteilen, Verwirrung, Stress, Bitterkeit, Unvergebenheit, Anspannung und Herzenshärte ist, dann haben wir nichts! Wenn unser Familienleben von Anspannung und Streit gekennzeichnet ist, dann haben wir nichts außer Stolz in unserem Herzen und belügen uns selber:
Sprüche 13:10 Durch Stolz entsteht Streit…
Sprüche 13:10 Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns
Wir müssen erkennen, dass wir nackt blind und bloß sind. Paulus sagt uns, dass wir nur durch die Gnade Gottes nicht sündigen und nicht fallen. Wenn ich also in einem Bereich immer wieder sündige und falle, dann bedeutet das, dass Gott mir in diesem Bereich keine Gnade gibt. Gott gibt aber gerne Gnade, er erweist sich von Herzen gerne als gnädiger und freundlicher Gott. Wo ist also das Problem? Habe ich einen bösen Gott, den ich überzeugen muss, mir Kraft und Gnade zu geben? Niemals, stattdessen haben wir einen guten Gott, der den bösen Menschen gerne Gnade gibt, wenn sie sich demütigen und ihre Bosheit bekennen. Gott wiedersteht den Stolzen, den Demütigen gibt er Gnade (1. Petrus 5:5, Jakobus 4:6). Damit bleibt uns keine Ausrede: Wenn wir irgendwo fallen und uns in einem Bereich unseres Alltagslebens an Gnade mangelt, dann liegt es nicht daran, dass Gott böse ist oder geizig, es liegt einfach daran, dass wir soviel Stolz in unserem Herzen haben, dass Gott keine andere Wahl hat, als uns zu widerstehen bis wir uns demütigen.
Ich finde das Beispiel von der letzten Predigt hier sehr gut: Ein Aussätziger wurde im AT dann rein gesprochen, wenn er vom Fuß bis zum Kopf voller Aussatz war. Genauso werden wir rein, wenn wir bekennen, dass in uns nichts Gutes ist. Dann kann Gott uns füllen. Wir müssen leer sein, damit er uns füllen kann. Johannes der Täufer sagt dazu: Ich muss abnehmen, er (Jesus) aber muss zunehmen.
Hallo Helmut,
hier noch einmal die kurze Fassung meines längeren, wahrscheinlich gelöschten Kommentars´:
Du schreibst: “Das Problem ist nur, dass meine geistlichen Schätze und Segnungen mir gar nichts nützen, solange sie sich in der Himmelswelt befinden und nicht in meinem Alltag.”
Epheser 2, 6 sagt: “und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen [Regionen] in Christus Jesus”
Die Segnungen müssen nicht in meinen Alltag kommen, sondern ich muss mir im Alltag bewusst sein, dass ich in Jesus Christus bereits zu den Segnungen gebracht bin. Daran ändern meine Gefühle und Stress, Kindergeschrei und Unausgeschlafenheit und sonstwas gar nichts. Nur ich entscheide durch meinen Glauben im Alltag, ob ich die Segnungen erlebe oder nicht.