Paulus fordert uns auf, in der Gemeinde einander täglich zu ermahnen. Gleichzeitig verbietet Jesus uns, den anderen zu kritisieren und zu richten. Was ist da der Unterschied zwischen Kritik und echter Ermahnung?
Der Unterschied liegt – wie so oft – nicht in den Worten, sondern in der Herzenshaltung. Ob die Worte lebendigmachende Ermahnung oder vergiftende Kritik sind, darüber entscheidet alleine unsere Herzenshaltung.
Wenn ich den anderen auf seine Fehler hinweisen möchte, weil der Fehler mich stört, dann ist das eine falsche Herzenshaltung. Wenn ich die Menschen mit ihren Fehler nicht ertragen kann, so gehöre ich zu den “Schwachen im Glauben”, über die Paulus in Römer 14 spricht. Jesus hatte kein Problem, mit Zöllnern und Huren Gemeinschaft zu haben. Jesus hat den Sünder geliebt und die Sünde gehasst.
Bei uns ist es jedoch meistens anders: Für uns ist die kleinste Abweichung von unserem Geschmack bei Menschen die uns sowieso nicht sympathisch sind ein Grund, diese Menschen zu kritisieren oder zu richten. Haben wir sie dann gerichtet, dann können wir auch keine richtige Gemeinschaft mehr mit ihnen haben.
Wenn wir jemanden “ermahnen”, weil wir durch sein Verhalten verletzt sind, dann ist es immer Kritik und Richten. Unser Reden ist dann bloß selbstzentriert und es geht uns nur darum, den Anderen so umzubiegen, dass sein Verhalten in unser Schema passt oder uns kein Anstoß ist. Diese Art von Ermahnen ist wirklich böse, denn es ist nichts anderes als Manipulation, zusammen mit Kritik- und Richtgeist. Hinter so einer Haltung stecken wirklich üble Dämonen aus der Hölle, damit ist nicht zu spaßen. Ich habe jetzt keine Lust und Zeit, alle Bibelstellen aufzuführen, aber das wäre eigentlich notwendig, da die meisten Christen ihre Bibel nicht kennen. Jeder der mir nicht glaubt, soll doch bitte einmal alle Verse im Zusammenhang mit Richten, der Zunge und dem Herzen studieren. Vor allem im Jakobusbrief ist deutlich und klar gesagt, dass diese “menschliche Weisheit” dämonisch ist und Jesus sagt, dass die Zunge den ganzen Körper verunreinigt!
Ermahnen dagegen geschieht aus einer ganz anderen Herzenshaltung: Wir sehen, dass der Andere vor die Hunde geht und es bricht uns das Herz. Wir ermahnen nicht, weil er uns mit seiner Sünde verletzt (denn dann wäre es nur Kritik und Richten), sondern weil wir den Menschen so lieb haben, dass wir es nicht mehr mit ansehen können, wie er zugrunde geht. Und wenn wir dann zum Menschen gehen um mit ihm zu reden, haben wir vorher schon dafür gebetet, für Freiheit zum Reden, für eine passende Gelegenheit, für ein offenes Herz, usw. Und wenn er unsere Ermahnung nicht annimmt, dann sind wir nicht beleidigt oder verletzt, sondern können uns trotzdem freuen, da wir wissen, dass das Wort Gottes ein Same ist, der durch uns gesät wurde und vielleicht – wenn wir und andere diesen Menschen in die Fürbitte nehmen – später aufgeht.
Jesus sagt uns, dass wir direkt mit dem Menschen sprechen sollen, wenn wir ihn bei einer Übertretung sehen. Das wird uns sehr sehr schwer fallen, wenn wir diesen Menschen vorher in unserem Herzen gerichtet oder kritisiert haben. Dann gehen wir lieber zu anderen Menschen und reden mit ihnen über diesen Menschen. Oder wir gehen zum Pastor und sagen ihm, er soll doch mit diesem Menschen reden. Das ist klar gegen das Wort Gottes. Wir dürfen nicht mit anderen Menschen über die Sünden unseres Nächsten reden. Wir dürfen aber direkt zu ihm hingehen und mit ihm reden – wenn wir frei vom Richtgeist sind und die Liebe Gottes aus unseren zerbrochenen Herzen hinausfließen kann. Wenn wir dies verstanden haben, dann haben wir eine sehr wichtige geistliche Grundlage verstanden.