Jetzt wird es so langsam richtig interessant in diesem Kapitel. Nachdem wir aus Vers 1 und 2b den Kontext herausgestellt haben, innerhalb dessen sich diese Dinge abspielen, wird Paulus jetzt konkreter und wendet sich dem Thema Geistesgaben zu. Aber bevor er von der Kraft des Geistes berichtet, erwähnt er eine andere, entgegengesetzte Macht, und zwar die der Götzen. Jeder Mensch, ob Christ oder nicht, hat schon mal diese Erfahrung gemacht, dass er zu den Götzen hingezogen, ja, fortgerissen wurde. Es wird sofort deutlich, wenn wir die Götzen beim Namen nennen: Sex, Geld, Machtbestreben, Karriere, Materialismus, Drogen usw – das sind Götzen, hinter denen eine Macht steht, die die Menschen zuerst anzieht, und danach wortwörtlich fortreißt. Wer mir das nicht glaubt, der soll einfach versuchen, mit diesen Götzen zu brechen: versucht doch mal aufzuhören mit den Drogen, versucht doch mal aufzuhören, euch mit Pornografie zu verseuchen, versucht doch mal, euer Geld zu verschenken, und ihr werdet merken, dass ihr es nicht ohne weitere Anstrengung schaffen werdet. Die meisten schaffen es ja noch nicht einmal, mit dem Rauchen oder mit dem Fressen aufzuhören. Wenn es irgendwo eine Sache gibt, von der du nicht einfach so loskommst, dann darfst du wissen, dass du unter dem Einfluss einer Macht stehst, nämlich die Macht der Götzen. Dein Leben wird zum Teil von dieser Macht beherrscht.
Deshalb tue ich euch kund,… (1. Kor 12:3)
Gerade weil die Götzen eine Macht darstellen, deshalb muss Paulus die Korinther über die Kraftwirkungen, über die Macht des Geistes aufklären. Weiterhin zeigt dieser Vers, dass Paulus sich an die Christen in Korinth schreibt, die früher unter dem Einfluss der Götzen standen, jetzt aber nicht mehr – er schreibt an die geistlichen Christen, denn wer immer noch im Einflussbereich der Götzen ist, der ist fleischlich.
...dass niemand, der im Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus!… (1. Kor 12:3)
Wer unter dem Einfluss des Geistes steht, der kann nichts gegen Christus sagen. Dies ist genau die entgegengesetzte Wirkung dieser anderen Macht, die im Gegensatz zu der Macht der Götzen steht. Die Macht der Götzen reisst uns mit in eine Richtung und die Macht des Geistes reisst uns ebenfalls mit, in die andere Richtung. Hier gibt es keinen Stillstand, wir schwimmen entweder gegen den Strom der Götzen, oder wir werden von der Strömung der Welt fortgerissen.
Hier wird eines besonders deutlich: Die ganze Angelegenheit der Kraft des Geistes, Geisteswirkungen und Geistesgaben ist ihrem Wesen nach eine Herrschaftsfrage: Von welcher Macht werde ich beherrscht? Unter welcher Herrschaft stehe ich? Von wem wird mein Leben gesteuert? Stehe ich unter dem Einfluss der Götzen oder stehe ich unter dem Einfluss des Geistes? In welche Richtung werde ich mitgezogen? Jeder, der gerne wissen möchte, wie er mit dem Heiligen Geist erfüllt werden kann und wie er in den Genuß der Kraft des Geistes kommen möchte, der muss zuerst die Herrschaftsfrage klären: Wer beherrscht mein Leben? Der Herr, der der Geist ist, oder die Götzen, hinter denen nichts anderes als die Macht Satans steckt. Die ganze Sache ist schrecklich schwarz-weiß, jeder der meint, er könne hier auch nur halbwegs neutral bleiben, unterliegt einem schrecklichen Irrtum.
Die Menschen, die sich auf ihre eigene Freiheit berufen, und sich nicht vorstellen können, ihr Leben freiwillig einem höheren Wesen zu unterordnen (ich rede hier nach nach menschlicher Art, ich schreibe aus der Sicht der Nichtchristen), die ihr Leben unabhängig vom Maßstab Gottes gestalten wollen und sich nur vor sich selbst rechtfertigen wollen, die werden eines Tages feststellen müssen, dass ihre scheinbare “Neutralität” sie in ein Gefängnis geführt hat, sie sind mit ihrer Unabhängigkeit in die Macht der Götzen (und damit unter die Macht Satans) geraten und ihr Leben ist kein Stück freiwillig und unabhängig, ihre eigene Zwänge, die sich sich selbst aufgeladen haben, bestimmen ihr Leben, dazu verdammt, jeden Tag das zu tun, was sie in eigentlich gar nicht möchten.
Die Menschen, die ihr bereits Christen geworden sind oder sich Christen nennen, aber in der Frage des Geistes neutral bleiben wollen, denen wird es genauso gehen, auch sie müssen für ihre Neutralität einen schrecklichen Preis bezahlen. Sie werden sich in Römer 7 wiederfinden, und mit Paulus sagen: Was ich nicht tun will, dass tue ich – ich will nicht, aber ich werde fortgerissen. Wer der Herrschaft des Geistes gegenüber gleichgültig ist, der ist auch der Herrschaft Christi gleichgültig, denn Paulus lässt uns wissen:
Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2. Kor 3:17)
Die einzige Freiheit, die dem Menschen bleibt, ist sich der Herrschaft des Geistes – und damit der Herrschaft Christi – freiwillig zu unterstellen. Andernfalls bleiben wir unter der Herrschaft der Götzen und damit unter dem Einfluss der Mächte und Gewalten der Finsternis. Bevor wir uns also den charismata zuwenden, bevor wir uns für die Dinge des Heiligen Geistes interessieren, müssen wir uns der Herrschaftsfrage stellen. Wer sein Leben nicht völlig an Gott abgegeben hat, der hat in diesem Kapitel nichts verloren. Wer die Herrschaftsfrage nicht in allen Bereichen seines Lebens geklärt hat, dessen Interesse für die Geistesgaben ist rein fleischlicher Natur und er soll die Bibel zuschlagen und seine Neugierde anders befriedigen oder Buße tun.