Nun setze doch einen König über uns, damit er über uns Richter sei, wie es bei allen Nationen ist! – 1. Samuel 8,5
I) Das Volk Israel konnte mit Gott als ihr König nichts anfangen. Sie wollten einen “natürlichen” und “realen” König, weil Gott für sie nicht wirklich real war. Dies zeigt, dass ihr Gottesbild sich nicht groß von den der Heiden unterschied. Gott war jemand, den sie angebetet haben, wenn sie Hilfe brauchten und mit natürlicher und menschlicher Hilfe nicht zu rechnen war.
II) Sie ertrugen es nicht anders zu sein. Israel war eine Art “Aussenseitervolk” – sie hatten andere Sitten als die angrenzenden Völker, die Gebote die Gott ihnen gegeben hatte grenzten sie total aus. Während die anderen Völker ähnliche Kulturen hatten, ähnliche Religionen mit ähnlichen Ritualen waren die Israeliten total anders. Und genau dies war Gottes Absicht für dieses Volk, es sollte ein Licht unter den Nationen sein, sie sollten ein Priester-Volk sein, dass den anderen Völkern den Unterschied zwischen dem Heiligen und den Unheiligen aufzeigt, eine Art lebendiges Zeugnis für den ewigen Gott Jahwe. Aber da die meisten Menschen dieses “Priestervolkes” mit Jahwe nicht wirklich was anfangen konnten und seine Aktualität und Wirklichkeit nicht verstanden hatten, konnten sie es nicht ertragen, anders zu sein. Sie wollten die Anerkennung der umliegenden Nationen, sie wollten das haben, was sie auch hatten, sie wollten genauso angesehen sein, wie die anderen. Durch das Anderssein ist die Anerkennung der Mehrheit meist schon von vorneherein ausgeschlossen.
Diese zwei Aspekte (und ich bin mir sicher, da stecken noch mehr dahinter) führen dazu, dass Israel immer wieder den direkten Kontakt zu Gott ablehnt. Sie wollen einen König, der sie führt (natürlich nach Gottes Wegen…) aber sie wollen nicht von Gott direkt geführt werden.
Folgerung I) Wenn Gott für uns nicht Realität und Wirklichkeit ist, dann führt das unweigerlich dazu, dass wir den direkten Kontakt mit diesem Gott nicht wollen. Unser Kontakt und unsere Beziehung mit Gott spielt sich dann über dritte ab: Vorbilder, Prediger, und andere Menschen, die uns was von Gott erzählen und zwischen uns und einer direkten Beziehung mit Gott stehen. Wann hast du das letzte Mal etwas von Gott empfangen? Wann hat Gott dir das letzte Mal seine Absichten erklärt?
Folgerung II) Wir Christen sind dazu berufen, anders zu sein, als die Welt. Wir sind das geistliche Israel, und die Welt ist geistlich gesehen die umliegenden Nationen um dieses geistliche Israel. Wir sind anders und wir sollen es auch sein. Gemeinde bedeutet die “Herausgerufenen” (gr.: ecclesia). Wir sind aus dieser Welt “herausgerufen”, durch die Taufe haben wir diesen Schritt getan und sind für die Welt gestorben und für das Reich Gottes lebendig geworden. Warum versuchen wir dann wieder, mit der Welt Schritt zu halten? Wir brauchen mit der Welt nicht konkurrieren. Dies gilt für jeden einzelnen, aber besonders gilt es für die Gemeinde: Wenn man sich die Art und Weise der Gottesdienste oder auch Jugendgottesdienste anschaut, dann fällt sofort auf, dass hier eine Art Wettlauf mit der Welt stattfindet: Man möchte genauso “cool” sein wie die Welt. Man möchte die gleiche Musik haben. Man möchte die Besucher mit denselben Dingen beeindrucken, mit denen sie auf weltlichen Veranstaltungen beeindruckt werden. Das wird niemals funktionieren. Natürlich, diese Dinge sind ja nur “Lockmittel” um die armen Heiden in unsere Veranstaltungen zu locken…So ein Blödsinn. Wenn man sich die Ausmaße anschaut, dann merkt man sofort, dass uns diese Dinge wichtiger geworden sind als das eigentlich wichtige: Gottes Realität in unser Mitte. Das ist das einzige was die Leute nachhaltig beeindrucken wird. Ist der einzige Unterschied unserer Veranstaltungen, dass wir andere Informationen an die Leute geben, oder werden sie bei uns mit einer anderen Realität konfrontiert, weil Gott für uns wirklich real ist? Dann können wir ja tatsächlich auf den ganzen organisatorischen Aufwand verzichten…