Glauben

Kommentar zum Korintherbrief (#25) – Von Angesicht zu Angesicht

Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindisch war. Denn wir sehen jetzt durch einen Spiegel, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin. (1. Kor 13:11-12)

Paulus spricht hier von einem bedeutenden Unterschied um diesen Sachverhalt zu erklären: der Unteschied zwischen Kind und Mann. Und dann vergleicht er das jetzige mit dem zukünftigen, das was jetzt ist, dass entspricht der Erfahrung des Kindes und das was dann kommt, entspricht der Erfahrung des Mannes. Ein Kind beurteilt die Dinge anders als ein Mann, ein Kind sieht die Tatsachen nicht notwendigerweise falsch, aber es erkennt nicht, was dahinter steckt. Paulus vergleicht diesen Kind-Mann Unterschied mit der jetzigen Zeit und dem Zukünftigen, das noch kommen wird: Jetzt sehen wir durch einen Spiegel, undeutlich – das beschreibt den Kindheits-Zustand der Gemeinde, dann aber von Angesicht zu Angesicht – das beschreibt eine Zeit die noch nicht gekommen ist (…dann aber…), es beschreibt den Zustand der Reife, von dem Paulus auch in Epheser 4 geschrieben hatte, von dem „erwachsenen Mann“. Wenn wir diese beiden Stellen zusammen lesen, dann ist dieser Vers absolut einfach zu verstehen: Epheser 4:11-13 spricht vom „Vollkommenen“ und vom „erwachsenen Mann“, und 1. Korinther 13:10-12 spricht ebenfalls vom „Vollkommenen“ und vom „erwachsenen Mann“. Aus Epheser 4 erfahren wir, dass die Dienste (und damit auch die Gaben) solange notwendig sind, bis dieser vollkommene Zustand erreicht ist, und aus 1. Kor 13 erfahren wir, dass gewisse Gaben nicht mehr notwendig sind, wenn das Vollkommene gekommen ist. Diese Verse aus dem Korintherbrief erklären uns aber noch mehr als das: Wenn das Vollkommene gekommen ist, dann schauen wir von Angesicht zu Angesicht:

Denn wir sehen jetzt durch einen Spiegel, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht, Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin. (1.Kor 13:12)

Spätestens jetzt muss jedem klar werden, dass hier niemals die Bibel gemeint sein kann, denn niemand kann aus dem geschriebenen Wort Christus von Angesicht zu Angesicht erkennen. Der Ausdruck „Angesicht zu Angesicht“ beschreibt eine reale Begegnung mit der Person Christus, die man dann sehen kann, die man „von Angesicht“ – also mit den eigenen Augen – sehen kann. Dies kann daher nur dann der Fall sein, wenn Christus ein zweites Mal auf die Erde wiederkommt, und wie wir wissen wird das dann der Fall sein, wenn er als Bräutigam die Gemeinde als seine Braut abholt. Und diese Braut wird dann ohne Flecken und Runzeln sein, sie wird „vollkommen“ sein. Durch diese Beschreibung ergibt sich ein klares Bild von den Zusammenhängen:

Die Geistesgaben sind zur Auferbauung der Gemeinde notwendig, bis die Gemeinde einen Reifezustand der Vollkommenheit erreicht hat. Dann ist die Vorbereitung der Gemeinde zur Braut Christi abgeschlossen und Jesus wird seine Braut persönlich abholen kommen. Dann haben die Geistesgaben ihren Zweck erfüllt und sie werden aufhören, weil das Vollkommene gekommen ist: die Gemeinde, die zusammen mit ihrem „Bräutigam“ auf dem Thron sitzt und über die Erde herrscht. Christus wird dann von Zion aus über die gesamte Welt herrschen, das Heil wird von den Juden ausgehen, die Völker werden sich bekehren, es wird keine Versuchungen zur Sünde mehr geben, weil der Teufel für tausend Jahre gebunden ist und es wird das erste Mal seit Anbeginn der Zeit echten Frieden auf der gesamten Erdkugel geben. Dies wird von den Theologen normalerweise als das 1000-jährige Reich beziechnet, und dieses Friedensreich wird dann beginnen, wenn Jesus wiederkommt, um seine Gemeinde abzuholen. Und während dieser Zeit werden die Gläubigen Christus von Angesicht zu Angesicht sehen, denn sie sind vom und durch den Glauben zum Schauen gekommen. In der jetzigen Zeit wandeln wir im Glauben, wenn das Vollkommene da ist, dann hat unser Glaube seine Erfüllung gefunden. Dann gibt es kein „Stückwerk“ mehr, dann gibt es nur noch Vollkommenes.

Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe. (1. Kor 13:13)

Dieser Vers fasst noch einmal die wichtigste Lektion dieses Kapitels zusammen: Ohne die Liebe bringen die Gnadengaben keine lebendige Frucht, ohne die Liebe verlieren die Gnadengaben ihren Nutzen. Ohne Liebe wird die Wirkung der Gnadengaben sogar ins Gegenteil verkehrt. Die Liebe ist das das Fundament, „das größte von diesen“ ganzen guten Dingen.

Niemand würde hier auf die Idee kommen, dass Glaube und Hoffnung was schlechtes wären, nur weil die Liebe hier als das größte bezeichnet wird. Daher ist es auch sinnlos die Gnadengaben als etwas schlechtes hinnzustellen, nur weil in diesem Kapitel die Liebe als das Fundament der Gnadengaben beschrieben wird. Die Liebe ist das Endziel (Tit 1:5), und diese übernatürliche Liebe ist durch den Heiligen Geist in unser Herz gegossen worden.

(Wenn man sich die letzten drei Teile dieser Auslegungsreihe nacheinander durchliest, dürften die wesentlichen Fragen zu Kapitel 13 alle beantwortet sein: Teil 23, Teil 24)

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Kommentar zum Korintherbrief (#24) – Stückweise erkennen und prophezeien

Denn wir erkennen stückweise, und wir prophezeien stückweise (1. Kor 13:9)

Jetzt ändert sich der Fokus, in den vorigen Versen war von der Liebe und von drei Gnadengaben die Rede, jetzt konzentriert sich der Apostel Paulus auf die Gnadengabe der Erkenntnis und der Prophetie. In diesem Vers erfahren wir zunächst eine immens wichtige Begleiterscheinung, die gerade mit diesen beiden Gaben verknüpft ist. Die Ausübung dieser Gaben ist nicht “vollkommen”, sondern “stückweise”. Diese beiden Worte sind Gegensätze in der Heiligen Schrift. Gerade das Wort “Vollkommen” wird oft falsch verstanden, es bedeutet nicht “fehlerfrei” oder “sündlos”, sondern es ist eher im Sinne von “komplett” oder “vollständig” zu verstehen1 (dies erkennt man aus dem Zusammenhang in dem das Wort an den verschiedensten Stellen in der Bibel gebraucht wird, es würde den Rahmen sprengen, hier genauer darauf einzugehen. In den Anmerkungen der Scofield-Bibel wird dies genauer erklärt). Das Wort “stückweise” bedeutet dagegen “unvollständig”, das Gegenteil zu “vollkommen”. Wenn wir jetzt beachten, dass sich die Prophetie stückweise, also nicht vollständig ereignet, und ebenso das Wort der Erkenntnis kein vollständiges Wort ist, dann verstehen wir, warum diese Außerungen in der Gemeinde so oft falsch verstanden oder missbraucht werden. Selbst wenn das prophetische Wort eines Predigers 100% von Gott ist, bedeutet es noch lange nicht, dass damit alles gesagt ist, deswegen gibt Paulus im 14. Kapitel auch die Anordnung, das mehrere Propheten sprechen, und nicht nur einer. Hat unsere Gemeinde dagegen ein Pastoralsystem, wo ein Pastor die meisten Predigten hält, aber nicht von anderen Brüdern ergänzt wird, so ist die Lehre, die Erkenntnis, und das prophetische Wort dieses Pastors vielleicht nicht falsch, aber auch nicht vollständig. Das muss es in der Gemeinde Christi auch nicht sein, denn Gott hat ja zum Glück kein Pastoralsystem angeordnet, sondern die aktive Gemeinschaft aller Gläubigen, so wie wir das aus 1. Kor 14:26 erfahren:

Wenn ihr zusammenkommet, so hat ein jeder einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Sprache, hat eine Offenbarung, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung. (1. Kor 14:26)

Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder – dies ist eine der ganz wenigen Ordnungen im Neuen Testament, die uns konkrete praktische Anweisungen erteilt, was wir zu tun haben, wenn wir uns im Namen Jesu versammeln. Und es ist so wichtig, dass “ein jeder hat”, denn was der eine nicht hat, dass wird das Stückwerk des anderen nicht vervollständigen.

Gerade diese beiden Gaben sind “Stückwerk”, das bedeutet auch, dass sie bei jedem unterschiedlich ausgeprägt sind – nicht jeder hat gleiche Erkenntnis aus dem Wort der Schrift, und nicht jeder hat die gleiche prophetische Einsicht in das Herz Gottes. Das müssen wir respektieren, es ist eine Tatsache. Versammeln wir uns auf der Grundlage der Erkenntnis, so wird unsere Versammlung niemals eine Einheit sein, denn die Erkenntnis ist in jedem verschieden. Besteht die Grundlage unserer Gemeinde darin, dass alle Mitglieder die gleiche Lehre vertreten, so ist das eine Einheit auf der Grundlage der Erkenntnis – und diese Einheit ist nur Stückwerk und wird früher oder später zerbrechen. Versammeln wir uns auf Grundlage gewisser Prophezeiungen, die vielleicht über uns, oder über unsere Stadt gemacht wurden, so ist auch diese Grundlage nur Stückwerk und kein festes Fundament.

Das die Gabe der Prophetie stückwerk ist, das sollte uns auch eine Warnung sein, nüchtern mit einem prophetischen Wort umzugehen. Wenn ein Wort von Gott ist, dann wird es göttliche Frucht bringen, es wird nicht leer zurückkehren und es wird eintreffen, wenn es eine Voraussage ist. Wir sollten das prophetische Wort ernst nehmen, aber es muss unbedingt geprüft werden und wir sollten uns niemals von einem prophetischen Wort zu einer unüberlegten Tat hinreissen lassen. Wir müssen auch aufpassen, dass wir uns von dem prophetischen Wort niemals unter Druck setzen lassen, viel Missbrauch ist in dieser Hinsicht schon passiert (vor allem in der Word-of-Faith-Bewegung, wo in machen extremen Gemeinden das prophetische Wort mit dem Bibelwort gleichgesetzt wird, was aber problematisch ist, da die Bibel kein Stückwerk ist, das prophetische Wort dagegen schon). Mehr dazu im 14. Kapitel, es reicht, wenn wir uns hier merken, dass diese beiden Gnadengaben “Stückwerk” sind.

wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden. (1. Kor 13:10)

Jetzt kommen wir zu einem wunderbaren Vers, der uns die Zussammenhänge weiter erklärt. Dieser Vers bezieht sich zunächst auf den vorhergehenden, wo Paulus erklärt, was Stückwerk ist, nämlich die Prophetie und die Erkenntnis. Wenn jetzt das Vollkommene kommt, dann verschwindet das Stückwerk, also die Prophetie und die Erkenntnis.

Zunächst müssen wir anmerken, dass nur diese beiden Gaben verschwinden, wenn das Vollkommene kommt. Von der Gabe der Sprachenrede wird zwar in 13:8 gesagt, dass sie verschwinden wird, aber es wird nicht gesagt wann. In Bezug auf den Zeitpunkt des Verschwindens werden wir nur über die beiden Stückwerk-Gaben (Prophetie und Erkenntnis) aufgeklärt. Wenn jetzt jemand der Meinung ist, dass Vollkommene wäre schon da, so würde das erklären, warum Prophetie und Erkenntnis aufgehört hätte, es würde aber noch lange nichts über die Gabe des Sprachenredens aussagen. Paulus hat sich hier und im vorigen Vers auf diese beiden Gaben konzentriert, die Stückwerk sind. Die Gabe der Sprachenrede ist dagegen kein Stückwerk. Wenn das Vollkommene kommt, wird lediglich das Stückwerk aufhören. Diese logische Schlussfolgerung übersehen leider viele Menschen. Ich möchte daher noch einmal sehr dringlich darum bitten, nicht oberflächlich mit dem Wort Gottes umzugehen. Wenn wir von uns behaupten, dass wir bibeltreue Christen sind (was immer das auch heissen mag…), dann sollen wir bitte auch danach leben.

Was aber ist jetzt das Vollkommene? Ist es damit die Bibel gemeint? Einige Ausleger haben das so ausgelegt, allerdings gibt es in der ganzen Bibel selber keinen einzigen Hinweis darauf, dass mit dem Vollkommenen der abgeschlossene Kanon der biblischen Schriften gemeint ist. Wenn wir uns alle Verse im Neuen Testament anschauen, die dieses Wort benutzen, so fällt eines auf: Das Wort „Vollkommen“ wird fast immer in Bezug auf Personen benutzt. Es wird niemals eine Sache beschrieben, die vollkommen ist, es wird dagegen ein Zustand der Heiligung beschrieben und es steht im Zusammenhang mit Gott und Christus (Mat 5:48, Mat 19:21, Röm 12:2, 1 Kor 2:6, Eph 4:13, Phi 3:15, Kol 1:28, Kol 4:12, Heb 9:11, Jak 1:4, Jak 1:17, Jak 1:25, Jak 3:2, 1.Jo 4:18, Heb 5:14, 1.Ko 14:20). In den meisten Stellen werden wir dazu aufgefordert „vollkommen“ zu werden (und ich habe schon vorher erklärt, dass dies nicht Sündlosigkeit bedeutet, sondern Vollständigkeit, die Personen die die Bibel für vollkommen erklärt waren auch nicht sündlos). Ein Vers gibt uns einen besonderen Schlüssel zum Verständnis:

bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus; (Eph 4:13)

Wo steht in diesem Vers das Wort „Vollkommen“? Das Wort wurde hier übersetzt mit „dem erwachsenen Manne“, und wie wir vorher schon gezeigt haben, steht dieser Vers im Zusammenhang mit den Diensten (und damit auch mit den Gnadengaben). Dieser Vers beschreibt den genauen Zeitpunkt, bis wann es die Dienste (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer) geben wird: Bis der Leib Christi zum erwachsenen (vollkommenen) Mann herangewachsen und auferbaut ist. Hier wird zugleich auch der Sinn und Zweck beschrieben: Die Dienste (und damit auch die Gaben, denn die Dienste beinhalten ja die Gaben und Kraftwirkungen) sind das Werkzeug zum Bau des geistlichen Menschen, zur Auferbauung des Leibes Christi, der Gemeinde. Wenn die Gemeinde zubereitet und vollkommen ist, dann kommt Jesus wieder und wird sie als seine Braut abholen und dann sind die Gnadengaben und Dienste nicht mehr notwendig. Das zeigt uns Paulus in den folgenden Versen sogar noch deutlicher auf.

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Kommentar zum Korintherbrief (#23) – Prophezeiung und Erkenntnis werden weggetan, Sprachen werden aufhören

Die Liebe vergeht niemals, seien es aber Prophezeiungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. (1. Kor 13:8)

Wie sollte diese Liebe auch vergehen, wenn Gott die Liebe ist? Das ist unmöglich. Die Gnadengaben sind lediglich Werkzeuge, die Liebe aber ist kein Werkzeug, sie Teil von Gottes Charakter. Die Gnadengaben sind für einen bestimmten Zweck gegeben, und wenn dieser Zweck erfüllt ist, dann braucht man sie nicht mehr. Wenn das Haus einmal fertig gebaut ist, dann benötigt man den Kran, den Betonmischer und die übrigen Werkzeuge nicht mehr. Es wäre sinnlos, nach der Beendigung des Baus immer mehr Werkzeuge zu kaufen oder die Werkzeuge auszubessern. Genauso ist es auch mit den Gaben, sie sind Mittel zum Zweck, Werkzeuge um das geistliche Haus, den Leib Christi, zu erbauen. Wenn dieser erbaut ist, dann braucht kein Mensch mehr die Gnadengaben.

In diesem Vers ist von drei Dingen die Rede, die „weggetan“ werden: Prophezeiungen, Sprachen, Erkenntnis. Aus dem vorigen Kapitel wissen wir, dass dies Gnadengaben sind. Wer diesen Vers allerdings als Begründung anführen möchte, warum es diese Gnadengaben nicht mehr gibt, der muss sich immer noch eingestehen, dass hier lediglich von drei Gaben die Rede ist. Mit diesem Vers lassen sich Gnadengaben wie Heilungen und Wunder nicht wegerklären.

Fest steht, dass zumindest diese drei Gaben aufhören werden, und die logische Folgerung ist, dass sie deshalb aufhören, weil sie ihren Zweck erfüllt haben. Die Liebe dagegen ist das Endziel, die Summe unseres ganzen Glaubens, sie ist der ultimative Charakterzug Gottes, zu dem wir berufen sind:

so setzet nun all euren Fleiß zu dem hinzu und reichet dar in eurem Glauben die Tugend, in der Tugend aber die Erkenntnis, in der Erkenntnis aber die Enthaltsamkeit, in der Enthaltsamkeit aber die Ausdauer, in der Ausdauer aber die Gottseligkeit, in der Gottseligkeit aber die Bruderliebe, in der Bruderliebe aber die Liebe zu allen Menschen. (1. Petr 1:5-7)

Wir sehen hier, dass diese reine Liebe nicht das erste ist, was wir in unserem Leben erfahren. Denn obwohl diese Liebe durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist, kann es sehr wohl eine Weile dauern, bis wir sie wirklich in unserer Erfahrung erleben. Petrus zählt hier gewisse Dinge auf, die aufeinander folgen und aufbauen, und die Liebe steht als letztes, sie ist das höchste Ziel, dem nichts mehr folgt. In der Aufzählung des Petrus ist die Liebe eine Folgerung aus den vorigen Dingen. Paulus bezeichnet die Liebe sogar als „Endziel“:

Das Endziel des Gebotes aber ist: Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben (Titus 1:5)

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Kommentar zum Korintherbrief (#22) – Göttliche Liebe und menschliche Liebe

Ist schon ne Weile her, seit ich den letzten Beitrag dieser Art gepostet habe. Daher noch mal den letzten Satz aus Teil 21 zum einfacheren Einstieg:

Wenn wir „in Christus“ sind, dann sind wir auch in seiner Liebe.

Was heisst dies ganz einfach und praktisch? Wenn du die Gabe der Lehre hast und lehrst, aber deine Beziehung zu Jesus ist aus irgendeinem Grund nicht in Ordnung (unbekannte Sünde, absichtlicher Ungehorsam, usw) dann wird dein Lehren keine dauerhafte Frucht bringen, weil du nicht in der Liebe bist. Die Menschen werden es eher als „belehrend“ anstatt als „überführend“ empfinden, es wird kein geistliches Leben bringen. Wenn du die Gabe der Erkenntnis hast, und du durchschaust und hinterschaust Dinge, die andere nicht sofort sehen, du aber keine Liebe hast, dann wird das in einem kritischen Geist resultieren, der nur noch Fehler sieht und kritisiert. Daher ist die Liebe und das „in Christus-Sein“ noch viel wichtiger als die Gaben selber. Der Geber ist größer als die Gaben, das dürfen wir niemals vergessen. Ich habe vorher geschrieben, dass die Gnadengaben, die Kraftwirkungen und die Dienste nichts anderes als Manifestationen von Christus sind, aber wenn du nicht „in Christus“ bist, dann sind es nur Manifestationen von dir selbst, von deinem Ich und deinem Fleisch. Du teilst nicht Christus an den Leib aus, sondern du teilst dich selbst dem Leib Christi mit. Die Ausübung deiner Gaben ist „irdisch“, und wenn du sie weiter exzessiv ausserhalb von Christus praktizierst, dann wird es nicht „irdisch“ bleiben, sondern es wird weiter abdriften, es wird seelisch und irgendwann dämonisch. Glauben wir wirklich, dass wir christlichen Dinge und Taten ausserhalb von Christus tun können? Selbst Jesus weigerte sich, seine eigene Kraft zu benutzen, obwohl er ohne Sünde war. Das heisst, es geht gar nicht darum wie gut oder wie schlecht unsere Taten sind, sondern ob sie „in Christus“ oder ausserhalb von Christus sind. Alles was nicht in Christus ist, das ist irdisch. Darauf kommt es an, und daran kann man erkennen, ob man Eins mit Christus ist oder nicht. Und darauf kommt es auch bei der Ausübung der Gnadengaben an, denn obwohl die Gaben an sich übernatürlich sind und vom Geist gegeben werden, so werden sie doch in unsere Verantwortung und zu unserer Verwaltung gegeben und wir werden Gott Rede und Antwort stehen, wenn wir seine übernatürlichen Werkzeuge für uns selbst missbrauchen indem wir sie ohne Liebe praktizieren. Denn die Gaben ohne Liebe zu praktizieren heisst gleichzeitig, sie nicht für die anderen, sondern für sich selbst auszuüben: Continue reading →

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Kommentar zum Korintherbrief (#21) – Gaben des Geistes oder Frucht des Geistes

Mittlerweile sind wir im 13. Kapitel angelangt und ich bin mit meinem Korintherbriefkommentar noch lange nicht fertig. Ich weiss, dass einige den Senf regelmäßig lesen und schätzen, aber ich habe keine Ahnung wie viele das sind – ist mir eigentlich auch egal, wäre aber mal interessant zu wissen, wer sich solche langen Beiträge durchliest…könnt ja nen Kommentar hinterlassen. Andererseits hat der Senf auch schon zu einigen relevanten Disskussionen geführt, was ich durchaus schätze. Das 13. Kapitel ist das Kernstück des Korintherbriefes in Bezug auf die Gnadengaben und den Heiligen Geist, und hier werden einige Fragen (zur Dauer der Gaben usw) beantwortet, die von immenser Wichtigkeit sind. Ich wünsche euch viel Spaß mit diesem Kapitel. Leider habe ich meine korrigierte Version irgendwo verschlürt, deswegen werde ich jetzt hier die fehlerhafte Fassung posten. Wer einen Fehler findet darf ihn behalten oder einen Kommentar posten…

Paulus erwähnte am Schluss von Kapitel 12 dass er einen noch besseren Weg aufzeigen möchte, und damit sind wir mitten im Thema des 13. Kapitels.
Was aber ist der bessere Weg? Was kann denn größer sein, als die Gaben, wenn wir aufgefordert werden, nach ihnen zu „eifern“, also sie von ganzem Herzen zu begehren? In welchem Maße sollen wir dann nachdem noch besseren Weg eifern? Diesen Fragen müssen wir uns stellen. Das Thema des 13. Kapitels kein Geheimnis, es ist Liebe, das wird schon im ersten Vers unmissverständlich klar. Continue reading →

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Kommentar zum Korintherbrief (#2o) – Ein besserer Weg

…und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch. (1. Kor 12:31)

Das Ende von 12:31 zeigt, dass Kapitel 12 und Kapitel 13 nicht von einander zu trennen sind. Mit der Einteilung der Bibel in Kapitel bin ich sowieso auf dem Kriegsfuß, die Einteilung ist alles andere als “inspiriert”, meines Wissens nach wurde die Einteilung von Mönchen im Mittelalter vorgenommen, und sie hat ihren Wert darin, dass man sich in der Bibel besser zurechtfindet und nicht immer Seitenzahlen angeben muss. Allerdings hat sie auch ihre Nachteile und Grenzen, wenn Abschnitte, die zusammengehören, der Übersicht halber getrennt werden und im Laufe der Zeit dann von den Lesern als eigenständige Abschnitte wahrgenommen werden (So sehen wir in Jesaja 52-53 klar, dass die letzten Verse aus 52 eigentlich vom Sinn her nach 53 gehören müssten, ebenso macht die Trennung von Römer 6-7 keinen Sinn, es gibt noch viele weitere Beispiele). Wir müssen einfach im Kopf behalten, dass Paulus die Briefe in einem Stück geschrieben hat, ohne Satzzeichen und Absätze (die waren damals noch nicht erfunden, außerdem war das Papier damals für solche Scherze zu teuer).

Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass wir Menschen mit Aussagen wie “Diese Sache ist sehr gut, und diese ist noch besser” schlecht umgehen können. Wenn zwei Dinge miteinander verglichen werden, und eins sich als besser herausstellt, dann neigen wir dazu, dass erstere zu verwerfen. Dies zeigt jedoch, dass wir keine nüchterne Gesinnung haben. Paulus macht hier eine ähnliche Aussage: Die Gaben sind gut, und es gibt sogar noch etwas besseres. Viele Christen haben diese Aussage leider so verstanden, dass die Gaben irgendwie doch nicht gut sind, und das wir nur nach dem besten Streben sollen und mit so etwas wie Gnadengaben gar nicht erst die Zeit verschwenden sollten. Einige (z.B. Alexander Seibel) interpretieren diese Aussagen sogar als eine Art “Ironie” von Paulus, so als wolle er eigentlich genau das Gegenteil von dem sagen, was er da eigentlich geschrieben hat. Ich finde diese Interpretationsweise sehr erschreckend, denn sie verdreht das göttliche Wort so das genau das Gegenteil herauskommt. Dadurch kommt es, dass so viele Christen diese Kapitel über Gaben als kompliziert empfinden, wobei sie nüchtern betrachtet eher einfach und nicht sehr tiefgehend sind. Wenn Gottes Wort allerdings auf einmal nicht so gemeint ist, wie es geschrieben steht, dann wird es allerdings kompliziert – wie soll man es dann verstehen? Dann ist man ja auf gewisse Leute angewiesen, die einem Gottes Sarkasmus und Ironie erst einmal erklären. Wenn wir Gottes Wesen kennen, dann wissen wir, dass Gott schrecklich direkt und unkompliziert ist. Gott nennt die Dinge beim Namen, und was er sagt, das meint er auch. Wenn der Heilige Geist spricht, dann herrscht Klarheit und nicht Verwirrung.

Was also sagt Paulus hier? Er sagt, dass die Gaben gut sind, und dass man danach eifern soll. Nachdem diese Sache geklärt ist, zeigt er einen noch besseren Weg auf, den man ebenfalls gehen soll. Dadurch dass dieser Weg besser ist, wird der vorige nicht schlechter, denn in Gottes Ordnung hat alles seine Zeit und seinen Platz.

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