Auslegung

Kommentar zum Korintherbrief (#23) – Prophezeiung und Erkenntnis werden weggetan, Sprachen werden aufhören

Die Liebe vergeht niemals, seien es aber Prophezeiungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. (1. Kor 13:8)

Wie sollte diese Liebe auch vergehen, wenn Gott die Liebe ist? Das ist unmöglich. Die Gnadengaben sind lediglich Werkzeuge, die Liebe aber ist kein Werkzeug, sie Teil von Gottes Charakter. Die Gnadengaben sind für einen bestimmten Zweck gegeben, und wenn dieser Zweck erfüllt ist, dann braucht man sie nicht mehr. Wenn das Haus einmal fertig gebaut ist, dann benötigt man den Kran, den Betonmischer und die übrigen Werkzeuge nicht mehr. Es wäre sinnlos, nach der Beendigung des Baus immer mehr Werkzeuge zu kaufen oder die Werkzeuge auszubessern. Genauso ist es auch mit den Gaben, sie sind Mittel zum Zweck, Werkzeuge um das geistliche Haus, den Leib Christi, zu erbauen. Wenn dieser erbaut ist, dann braucht kein Mensch mehr die Gnadengaben.

In diesem Vers ist von drei Dingen die Rede, die „weggetan“ werden: Prophezeiungen, Sprachen, Erkenntnis. Aus dem vorigen Kapitel wissen wir, dass dies Gnadengaben sind. Wer diesen Vers allerdings als Begründung anführen möchte, warum es diese Gnadengaben nicht mehr gibt, der muss sich immer noch eingestehen, dass hier lediglich von drei Gaben die Rede ist. Mit diesem Vers lassen sich Gnadengaben wie Heilungen und Wunder nicht wegerklären.

Fest steht, dass zumindest diese drei Gaben aufhören werden, und die logische Folgerung ist, dass sie deshalb aufhören, weil sie ihren Zweck erfüllt haben. Die Liebe dagegen ist das Endziel, die Summe unseres ganzen Glaubens, sie ist der ultimative Charakterzug Gottes, zu dem wir berufen sind:

so setzet nun all euren Fleiß zu dem hinzu und reichet dar in eurem Glauben die Tugend, in der Tugend aber die Erkenntnis, in der Erkenntnis aber die Enthaltsamkeit, in der Enthaltsamkeit aber die Ausdauer, in der Ausdauer aber die Gottseligkeit, in der Gottseligkeit aber die Bruderliebe, in der Bruderliebe aber die Liebe zu allen Menschen. (1. Petr 1:5-7)

Wir sehen hier, dass diese reine Liebe nicht das erste ist, was wir in unserem Leben erfahren. Denn obwohl diese Liebe durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist, kann es sehr wohl eine Weile dauern, bis wir sie wirklich in unserer Erfahrung erleben. Petrus zählt hier gewisse Dinge auf, die aufeinander folgen und aufbauen, und die Liebe steht als letztes, sie ist das höchste Ziel, dem nichts mehr folgt. In der Aufzählung des Petrus ist die Liebe eine Folgerung aus den vorigen Dingen. Paulus bezeichnet die Liebe sogar als „Endziel“:

Das Endziel des Gebotes aber ist: Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben (Titus 1:5)

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Kommentar zum Korintherbrief (#22) – Göttliche Liebe und menschliche Liebe

Ist schon ne Weile her, seit ich den letzten Beitrag dieser Art gepostet habe. Daher noch mal den letzten Satz aus Teil 21 zum einfacheren Einstieg:

Wenn wir „in Christus“ sind, dann sind wir auch in seiner Liebe.

Was heisst dies ganz einfach und praktisch? Wenn du die Gabe der Lehre hast und lehrst, aber deine Beziehung zu Jesus ist aus irgendeinem Grund nicht in Ordnung (unbekannte Sünde, absichtlicher Ungehorsam, usw) dann wird dein Lehren keine dauerhafte Frucht bringen, weil du nicht in der Liebe bist. Die Menschen werden es eher als „belehrend“ anstatt als „überführend“ empfinden, es wird kein geistliches Leben bringen. Wenn du die Gabe der Erkenntnis hast, und du durchschaust und hinterschaust Dinge, die andere nicht sofort sehen, du aber keine Liebe hast, dann wird das in einem kritischen Geist resultieren, der nur noch Fehler sieht und kritisiert. Daher ist die Liebe und das „in Christus-Sein“ noch viel wichtiger als die Gaben selber. Der Geber ist größer als die Gaben, das dürfen wir niemals vergessen. Ich habe vorher geschrieben, dass die Gnadengaben, die Kraftwirkungen und die Dienste nichts anderes als Manifestationen von Christus sind, aber wenn du nicht „in Christus“ bist, dann sind es nur Manifestationen von dir selbst, von deinem Ich und deinem Fleisch. Du teilst nicht Christus an den Leib aus, sondern du teilst dich selbst dem Leib Christi mit. Die Ausübung deiner Gaben ist „irdisch“, und wenn du sie weiter exzessiv ausserhalb von Christus praktizierst, dann wird es nicht „irdisch“ bleiben, sondern es wird weiter abdriften, es wird seelisch und irgendwann dämonisch. Glauben wir wirklich, dass wir christlichen Dinge und Taten ausserhalb von Christus tun können? Selbst Jesus weigerte sich, seine eigene Kraft zu benutzen, obwohl er ohne Sünde war. Das heisst, es geht gar nicht darum wie gut oder wie schlecht unsere Taten sind, sondern ob sie „in Christus“ oder ausserhalb von Christus sind. Alles was nicht in Christus ist, das ist irdisch. Darauf kommt es an, und daran kann man erkennen, ob man Eins mit Christus ist oder nicht. Und darauf kommt es auch bei der Ausübung der Gnadengaben an, denn obwohl die Gaben an sich übernatürlich sind und vom Geist gegeben werden, so werden sie doch in unsere Verantwortung und zu unserer Verwaltung gegeben und wir werden Gott Rede und Antwort stehen, wenn wir seine übernatürlichen Werkzeuge für uns selbst missbrauchen indem wir sie ohne Liebe praktizieren. Denn die Gaben ohne Liebe zu praktizieren heisst gleichzeitig, sie nicht für die anderen, sondern für sich selbst auszuüben: Continue reading →

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Kommentar zum Korintherbrief (#21) – Gaben des Geistes oder Frucht des Geistes

Mittlerweile sind wir im 13. Kapitel angelangt und ich bin mit meinem Korintherbriefkommentar noch lange nicht fertig. Ich weiss, dass einige den Senf regelmäßig lesen und schätzen, aber ich habe keine Ahnung wie viele das sind – ist mir eigentlich auch egal, wäre aber mal interessant zu wissen, wer sich solche langen Beiträge durchliest…könnt ja nen Kommentar hinterlassen. Andererseits hat der Senf auch schon zu einigen relevanten Disskussionen geführt, was ich durchaus schätze. Das 13. Kapitel ist das Kernstück des Korintherbriefes in Bezug auf die Gnadengaben und den Heiligen Geist, und hier werden einige Fragen (zur Dauer der Gaben usw) beantwortet, die von immenser Wichtigkeit sind. Ich wünsche euch viel Spaß mit diesem Kapitel. Leider habe ich meine korrigierte Version irgendwo verschlürt, deswegen werde ich jetzt hier die fehlerhafte Fassung posten. Wer einen Fehler findet darf ihn behalten oder einen Kommentar posten…

Paulus erwähnte am Schluss von Kapitel 12 dass er einen noch besseren Weg aufzeigen möchte, und damit sind wir mitten im Thema des 13. Kapitels.
Was aber ist der bessere Weg? Was kann denn größer sein, als die Gaben, wenn wir aufgefordert werden, nach ihnen zu „eifern“, also sie von ganzem Herzen zu begehren? In welchem Maße sollen wir dann nachdem noch besseren Weg eifern? Diesen Fragen müssen wir uns stellen. Das Thema des 13. Kapitels kein Geheimnis, es ist Liebe, das wird schon im ersten Vers unmissverständlich klar. Continue reading →

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Kommentar zum Korintherbrief (#2o) – Ein besserer Weg

…und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch. (1. Kor 12:31)

Das Ende von 12:31 zeigt, dass Kapitel 12 und Kapitel 13 nicht von einander zu trennen sind. Mit der Einteilung der Bibel in Kapitel bin ich sowieso auf dem Kriegsfuß, die Einteilung ist alles andere als “inspiriert”, meines Wissens nach wurde die Einteilung von Mönchen im Mittelalter vorgenommen, und sie hat ihren Wert darin, dass man sich in der Bibel besser zurechtfindet und nicht immer Seitenzahlen angeben muss. Allerdings hat sie auch ihre Nachteile und Grenzen, wenn Abschnitte, die zusammengehören, der Übersicht halber getrennt werden und im Laufe der Zeit dann von den Lesern als eigenständige Abschnitte wahrgenommen werden (So sehen wir in Jesaja 52-53 klar, dass die letzten Verse aus 52 eigentlich vom Sinn her nach 53 gehören müssten, ebenso macht die Trennung von Römer 6-7 keinen Sinn, es gibt noch viele weitere Beispiele). Wir müssen einfach im Kopf behalten, dass Paulus die Briefe in einem Stück geschrieben hat, ohne Satzzeichen und Absätze (die waren damals noch nicht erfunden, außerdem war das Papier damals für solche Scherze zu teuer).

Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass wir Menschen mit Aussagen wie “Diese Sache ist sehr gut, und diese ist noch besser” schlecht umgehen können. Wenn zwei Dinge miteinander verglichen werden, und eins sich als besser herausstellt, dann neigen wir dazu, dass erstere zu verwerfen. Dies zeigt jedoch, dass wir keine nüchterne Gesinnung haben. Paulus macht hier eine ähnliche Aussage: Die Gaben sind gut, und es gibt sogar noch etwas besseres. Viele Christen haben diese Aussage leider so verstanden, dass die Gaben irgendwie doch nicht gut sind, und das wir nur nach dem besten Streben sollen und mit so etwas wie Gnadengaben gar nicht erst die Zeit verschwenden sollten. Einige (z.B. Alexander Seibel) interpretieren diese Aussagen sogar als eine Art “Ironie” von Paulus, so als wolle er eigentlich genau das Gegenteil von dem sagen, was er da eigentlich geschrieben hat. Ich finde diese Interpretationsweise sehr erschreckend, denn sie verdreht das göttliche Wort so das genau das Gegenteil herauskommt. Dadurch kommt es, dass so viele Christen diese Kapitel über Gaben als kompliziert empfinden, wobei sie nüchtern betrachtet eher einfach und nicht sehr tiefgehend sind. Wenn Gottes Wort allerdings auf einmal nicht so gemeint ist, wie es geschrieben steht, dann wird es allerdings kompliziert – wie soll man es dann verstehen? Dann ist man ja auf gewisse Leute angewiesen, die einem Gottes Sarkasmus und Ironie erst einmal erklären. Wenn wir Gottes Wesen kennen, dann wissen wir, dass Gott schrecklich direkt und unkompliziert ist. Gott nennt die Dinge beim Namen, und was er sagt, das meint er auch. Wenn der Heilige Geist spricht, dann herrscht Klarheit und nicht Verwirrung.

Was also sagt Paulus hier? Er sagt, dass die Gaben gut sind, und dass man danach eifern soll. Nachdem diese Sache geklärt ist, zeigt er einen noch besseren Weg auf, den man ebenfalls gehen soll. Dadurch dass dieser Weg besser ist, wird der vorige nicht schlechter, denn in Gottes Ordnung hat alles seine Zeit und seinen Platz.

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Kommentar zum Korintherbrief (#19) – Um die größeren Gnadengaben eifern

Eifert aber um die größeren Gnadengaben; (1. Kor 12:31)

Wahrscheinlich hat der Heilige Geist geahnt, dass die vorigen Verse von vielen falsch und unnüchtern verstanden werden, daher ist es umso bemerkenswerter, dass nach 12:29-30 diese Aufforderung geschrieben steht. Es haben nicht alle, stellt Paulus fest, daher ist es umso notwendiger, dass die Glieder des Leibes Christi nach den Gnadengaben eifern, und es steht sogar nach welchen Gaben die Kinder Gottes streben sollen: Nach den größeren Gnadengaben. Hier legen wir oft eine falsche Bescheidenheit an den Tag, viel zu oft sind wir mit dem zufrieden, was wir haben, anstatt dass wir der dem Wort Gottes gehorchen und uns nach den Dingen ausstrecken, wie Gott es uns gebietet.

Wenn wir hier das griechische Wort zeloo betrachten, welches hier mit „eifern“ übersetzt wird, dann erkennen wir die Ernsthaftigkeit, die hinter diesem Wort steckt. Dieses Wort bedeutet nicht nur einfach „danach streben“, oder „etwas begehren“, nein, die Bedeutung dieses Wortes ist viel stärker und extremer. Der Begriff „Zelot“ ist aus diesem Wort abgeleitet, wer die Zeloten kennt, der weiss, das dies nichts anderes als Fanatiker waren. Wir haben ihm deutschen kein Wort, dass die Intensität dieses Ausdrucks angemessen wiedergibt (vielleicht weil unsere deutsche Kultur nüchterner ist als die semitische Kultur). Wenn hier also im deutschen das Wort „eifern“ steht, dann ist damit gemeint, dass wir mit einem fanatischen Eifer die Gnadengaben begehren sollen. Mir ist klar, dass dies ungewohnte Worte für einige Gläubige sind, aber es sind nicht meine Worte, ich habe bloß erklärt, was hier im Wort Gottes schwarz auf weiß geschrieben steht. Wenn Christen predigen, dass wir nicht nach den Gaben streben sollen, dann steht das im direkten Gegensatz zu dem geschriebenen Wort Gottes. Unser Gott ist ein eifernder Gott, und er möchte dass wir diesen Wesenszug widerspiegeln, daher schreibt er diese Worte – und sie stehen ja nicht nur im 12. Kapitel des Korintherbriefes, es gibt noch viele andere Stellen in der Bibel, wo uns gesagt wird, dass wir nach den geistlichen Dingern eifern sollen. Vielleicht denkst du, dass was da in der Bibel steht, ist vielleicht anders gemeint, oder du denkst, man muss dass nicht so ernst nehmen, dann prüf dich einmal, warum du so eine innere Abneigung dagegen verspürst, warum lehnst du dich gegen das Wort Gottes so auf? Warum rebelliert dein Herz oder dein Verstand innerlich? Weil diese ganze Angelegenheit eine Herrschaftsfrage ist. Dies ist nichts, was man mit dem Verstand einfach so begreifen kann, um diese Dinge zu verstehen muss man sich der Herrschaft des Geistes in allen Bereichen (auch im Bereich des Verstandes) unterordnen. Hast du das nicht getan, dann wird es dir nicht helfen, dieses Thema immer und immer wieder zu studieren und ein Buch nach dem anderen darüber zu lesen. Das einzige, was dich dem wahren Verstehen näher bringt, ist die Buße, die Herzensänderung. Warum musste zuerst Johannes der Täufer kommen und die Buße predigen, bevor Jesus kommen und das Evangelium predigen konnte? Weil nur die Herzen, die Buße getan hatten, für das Evangelium aufnahmefähig waren. Wer sich nicht demütigen wollte, der konnte das Evangelium der Gnade – trotz aller Wunder und Zeichen – nicht verstehen. Genauso verhält es sich mit allen geistlichen Dingen: Der Schlüssel zum wahren Verständnis ist die Buße, die Demütigung und Herzensänderung.

Paulus sagt uns auch genau, um welche Gnadengaben wir eifern sollen, nämlich um die größeren Gaben. Dies steht auch im Gegensatz zu unser deutschen Prägung, wir wurden gelehrt, dass wir Bescheiden sein sollen und uns mit dem was wir haben zufrieden geben sollen. Aber diese deutsche Prägung steht nirgendwo in der Bibel. Du kannst sie von vorne bis hinten untersuchen, du wirst bei den Männern Gottes diese Haltung nicht finden, im Gegenteil, sie waren nie zufrieden mit dem was sie hatten, sie wollten mehr. Die Bibel nennt dieses Zufriedensein mit dem gegenwärtigen Zustand auch Lauheit. Es ist eine falsche Bescheidenheit, wenn wir uns mit dem was wir haben zufrieden geben, wenn Gott uns durch sein Wort mitteilt, dass er gerade das nicht möchte. Diese Art von Bescheidenheit ist in Gottes Augen ein Greuel, er wird dies genauso verurteilen, wie er den Knecht verurteilt hat, der sein Talent vergraben hatte. Wer sind wir, dass wir meinen, es besser zu wissen als Gott? Wenn Gott sagt „Eifert!“, dann sagen wir, dass ist nicht notwendig, es gibt ja wichtigere Dinge. Wenn Gott sagt „Nach den größeren Gnadengaben!“, dann sagen wir „Ach ich hab doch schon Sprachenrede und Gebet, das reicht doch!“

Einer der Hauptgründe, warum wir uns nicht trauen nach den größeren Gaben zu eifern ist der, dass wir Angst vor der Enttäuschung haben. Wir haben unbewusst Angst, dass unser Eifern nicht belohnt und vergebens war. Dies ist nichts anderes als Feigheit und Unglaube. Zum einen sind wir zu feige uns in so ein Wagnis zu stürzen, zum anderen hegen wir immer noch so ein geheimes Misstrauen gegenüber Gott, als ob er uns was Böses wolle. Oder wir denken, wir könnten nachher von Gott enttäuscht sein – wenn Gott uns enttäuschen kann, dann heisst dass, das unser Glaube ziemlich oberflächlich ist, und wir ein falsches Bild von Gott haben. Je eher dieses falsche Bild von Gott einstürzt, umso besser. Dietrich Bonhoeffer schreibt, dass Gott uns „ent-täuschen“ muss, dass er uns von all unsereren Täuschungen befreien muss, bis wir eine echte Gotteskenntnis haben. Natürlich ist das ein schmerzhafter Prozess, und das wiederum gehört zu dem Preis, den man für geistliche Dinge bezahlen muss. Viele lesen diese Verse, und in einem anfänglichen brennenden, aber oberflächlichen Eifer stürzen sie sich in das Gebet und sagen Gott, dass sie von jetzt an nach den größeren Gnadengaben streben wollen. Dieser anfängliche Eifer ist nicht zu verurteilen, im Gegenteil, er ist besser als niemals Eifer zu haben, es ist ein erster Schritt auf dem Weg. Dieser anfängliche Eifer ist ganz natürlich, aber er wird auf die Probe gestellt werden von Gott, und nach einiger Zeit wird der erst Eifer die Person verlassen, und sie wird ins Zweifeln kommen, wenn die Gaben immer noch nicht gegeben wurden. Dann kommt die entscheidende Phase, wenn man dann trotz aller Gefühle und trotz allen ausbleibenden Eifers trotzdem im Glauben beharrt und weiterstrebt, dann ist amn auf dem besten Weg zum Empfang der größeren Gaben. Man kann davon ausgehen, dass der Teufel hier nicht unbeteiligt ist und einfach nur zuschauen wird, wie der Christ eine Ausrüstung empfäng, die dem Teufel allergrößten Schaden anrichten kann. Der Teufel wird angreifen, denn er weiss, dieser Christ ist auf dem besten Wege, wirklich gefährlich zu werden. Durch diese Kämpfe gibt es keine Abkürzungen und viel zu wenige Bücher, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzten berichten von diesen Kämpfen. Viele Bücher lassen diese Kämpfe und den Preis, der zu zahlen ist, oft aus, dadurch werden die Leute oft in die Irre geführt oder lernen nicht das Ausharren im Glauben. Der einzige mir bekannte Author, der über diese Kämpfe beim Empfang der Kraft des Geistes und der Geistesgaben geschrieben hat, war A. W. Tozer (vielleicht kennen die Leser ja noch mehr, bitte mich informieren…).

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Kommentar zum Korintherbrief (#18) – Haben alle Alles?

Sind etwa alle Apostel? Alle Propheten? Alle Lehrer? Haben alle Wunderkräfte? Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Legen alle aus? (1. Kor 12:29-30)

Natürlich ist nicht jeder alles – wenn schon einige Lehrer sind, dann sind sie keine Apostel mehr, wenn einige Propheten sind, dann sind sie keine Lehrer, das ist natürlich logisch. Jeder hat eine Berufung, aber das erklärt den Vers noch nicht ganz. Denn leider gibt es viel mehr Leute, die von Gott zu einem Amt berufen sind, als Leute die diese Berufung auch wirklich ergreifen und fest machen. Viele Leute sollten sein, sind aber nicht, weil sie Gott in einigen Dingen ungehorsam sind, oder noch schlimmer, weil sie sich weigern ihr Leben komplett unter die Herrschaft des Geistes zu stellen. Dies ist meistens der Hauptgrund. Wir denken oft, der Hauptgrund, warum bestimmte Dienste und Gaben nicht in unserer Mitte sind, ist der das Gott es nicht will, und kümmern uns nicht weiter darum. Aber das ist durch und durch oberflächlich und fleischlich. Gerade bei den Ämtern muss man einen Preis zahlen, um in diese Berufungen hineinzukommen, aber viele Leute sind nicht bereit, diesen Preis zu zahlen, und das ist der Hauptgrund, warum viele nicht sind, was sie sein sollten. Wenn wir denken, wir haben keine Propheten, weil der Geist nicht will, dann ist das nur eine faule Ausrede für unsere Fleischlichkeit. Wir sehen aus der Bibel klar, dass der Heilige Geist nicht will, dass eine Ortsgemeinde ohne Propheten ist, ohne ein göttliches Korrektiv, dass die Heuchelei und falschen Motive aufdeckt, das betont Paulus vor allem in 1. Kor 14. Wenn in unser Gemeinde niemand mit dieser Berufung ist, dann liegt das nicht daran, dass der Geist „nicht will“, sondern dann liegt das daran, dass die Berufenen den Preis nicht zahlen wollen. Wir kommen dann schnell mit diesem Vers und sagen als Begründung: „Aber es steht geschrieben, es sind nicht alle…“ – Ja, dass „nicht alle“ sind, heisst genauso, dass es wenigstens einige sind, oder wenigstens einer. Wenn wir mit diesem Vers aber unser Gewissen beruhigen und als Begründung dafür nehmen, dass es sowas bei uns überhaupt nicht gibt, dann haben wir uns vom Wort Gottes abgewandt und sind auf dem Weg der Verführung.

Ich habe Verständnis dafür, wenn wir in Deutschland keine echten, gereiften Propheten haben, weil wir auch kaum echte neutestamentliche Gemeinden haben, aber es sollte zumindest „Propheten in der Ausbildung“ geben, damit meine ich Glieder, die bereit sind, diesen Weg zu gehen und den Preis zu zahlen, falls Gott sie dazu beruft. Solche „Potentielle Berufene“ gibt es in fast jeder Gemeinde, und es ist die Verantwortung der Ältesten, diese zu entdecken und in den Wegen des Geistes zu lehren. Ich habe jetzt speziell das prophetische Amt als Beispiel genommen, da wir ja bei Lehrern immer sehr schnell sind, jeder der auch nur halbwegs eine Bibelschulausbildung hat wird ja von den Gemeinden als Lehrer bezeichnet – wobei es Heiligen Geist nicht interessiert, welche natürliche Ausbildung jemand hat. Ein Bachelor- oder Magisterabschluss macht uns nicht zum Lehrer oder Hirten oder zum Propheten, Apostel oder Evangelisten. Wir haben bereits in diesem Kapitel gesehen, was einen Menschen dazu macht, nämlich ausschließlich Gottes Geist. Der Geist gibt die Dienste und die Gaben, und nicht die Bibelschule. Es geht hier um Gnadengaben und nicht um natürliche Gaben. Es ist eine große Irrlehre, wenn wir der Meinung sind, dass wenn wir Menschen für drei Jahre auf eine Schule schicken, wo zu 95% der Verstand gefüttert wird und nicht der Geist, dass diese Menschen dann ihre Berufung entdecken. Seit den Tagen von Abraham gibt es nur einen einzigen Weg, seine Berufung zu entdecken, das hat sich niemals geändert: Es ist absolute Lebenshingabe an Gott, gefolgt von einem absoluten Gehorsam, der die Beziehung zu Gott über alle natürlichen Bindungen (Verwandte, Brüder, Schwester, Eltern, usw.) stellt und der im Zweifelsfall für Gott und gegen die Menschen entscheidet. Wer diesen Preis nicht zahlen will, und wer den Weg des absoluten Gehorsams nicht gehen will, der wird nicht einmal bis in die „Wüste“ kommen, die die einzige und wichtigste Ausbildungsstätte Gottes für die Menschen ist. Abraham musste in der Wilderniss leben, Mose musste in die Wüste, David lebte in der Wüste, Jesus musste in die Wüste, usw. Es ist total lächerlich, wenn wir glauben, wir könnten Menschen in einer so kurzen Zeit zu „Dienern Gottes“ machen, als ob die Bibelschule oder ein Kurzeinsatz eine Abkürzung zur Berufung darstellen würde. Auf der Bibelschule lernen die meisten Leute mit natürlichen Mitteln Texte im Hinblick auf historisches Hintergrundwissen zu analysieren (das lernt man in Literaturwissenschaften und in Geschichte auch, nur mit nichtchristlichen Texten und als praktische Anwendungen zeigt man ihnen dann, wie man „effektive Rundbriefe“ schreibt und einen großen Unterstützerkreis aufbaut. Sowas hatten die Männer Gottes in der Bibel nicht, aber sie hatten was viel besseres: Sie hatten eine Berufung von Gott, sie hatten Gnadengaben von Gott, sie konnten zwar nicht so gut Texte analysieren, aber dafür konnten sie die Menschen aus den Bindungen des Teufels befreien, sie konnten erkennen, wenn jemand von Dämonen gequält wurde und sie hatten Glauben, um diese Dämonen auszutreiben. Und sie hatten noch etwas, was man heute nicht auf der Bibelschule lernt: Sie hatten so eine enge Beziehung zu Gott, dass sie dem Tod ohne Angst ins Auge blicken, und im festen Vertrauen auf Gott Folter und Tod ertragen konnten. Sie haben gepredigt, obwohl sie genau wussten, dass jedes Wort ihr Todesurteil bedeuten konnte – die meisten der heutigen sogenannten Diener Gottes verzweifeln schon, wenn andere Christen falsche Gerüchte über sie verbreiten, oder wenn sie Ablehnung und Widerstand erfahren, oder wenn sie auf ihr Auto und ihre schöne Wohnung verzichten müssen. Das ist der Unterschied zu einer Bibelschule und zu der Schule Gottes. Deswegen sollten wir uns nicht wundern, wenn bei uns nicht alle Berufungen und Gnadengaben haben. Unser ganzes christliches Ausbildungssystem, was auf die Auferbauung und Ausrüstung des Verstandes abzielt kann solche Ergebnisse niemals bewirken. Hüten wir uns also, diese Verse aus Ausrede für unser Versagen zu missbrauchen.

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Kommentar zum Korintherbrief (#17) – Kraftwirkungen, Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, Sprachen

..sodann Kraftwirkungen [gr.: dunamis], sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, Arten von Sprachen. (1. Kor 12:28)

Nach den Ämtern kommen die Kraftwirkungen, das heisst, die sichtbaren Wirkungen des Heiligen Geistes, zum Beispiel dass Menschen wiedergeboren werden, dass Menschen von der Sünde und von Bindungen frei werden. Kraftwirkungen können aber genauso auch Heilungen, Befreiungen von Dämonen und andere Wunder sein (z.B. Strafwunder), diese Kraftwirkungen zeigen, dass hier ein lebendiger Gott am Werk ist. Gerade in der Endzeit sind diese Dinge wichtiger denn je, denn je näher wir auf das Ende zusteuern, umso heftiger wird der Teufel wüten, er wird die Menschen gefangen nehmen und wir brauchen die Kraft des Heiligen Geistes, um sie aus der Gefangenschaft des Teufels zu befreien. Das bedeutet nicht nur Dämonenaustreibungen, es beginnt schon damit, dass wir den Menschen zeigen, wie sie von ihren Bindungen (verschiedene Süchte wie Drogen, Magersucht, Alkohol oder Minderwertigkeitskomplexe, Selbstmordgedanken usw) frei werden können. Wir brauchen bei solchen Dingen nicht lange auf Knien beten und Gott fragen, ob es sein Wille ist, dass die Person frei wird, wer das Neue Testament auch nur halb durchgelesen hat, der kennt die Stellen, wo Jesus deutlich klar macht, dass es sein Wille ist, dass wir den Menschen helfen, dass sie aus der Macht des Teufels befreit werden. Natürlich ist es oft nicht mit einem vollmächtigen Gebet getan, wenn Sünde im Spiel ist, dann ist auch immer Sündenbekenntnis und Buße notwendig, damit die betroffene Person aus der Macht Satans befreit wird. In den meisten Fällen sind die Menschen durch Lügen gefangen (z.B. bei Selbstmordgedanken), hier können wir gemäß 2. Kor 10:3-5 beten und die Person wird frei werden, wir müssen ihr die biblische Wahrheiten klar vor Augen halten und zeigen wie sie im Namen Jesu laut beten können und dem Teufel im Gebet widerstehen. Oft hängt in solchen Fällen alles davon ab, ob die betroffene Person den innerlichen Kampf gewinnt und laut im Gebet dem Teufel widersteht, aber wenn wir merken, dass die Person nicht die Kraft hat, die befreiende Worte auszusprechen, dann können wir ihr im Gebet beistehen (so wie Aaron dem Mose im Gebetskampf beistand und ihm die Arme hochhielt) und dem Teufel gebieten, und früher oder später wird er weichen (hier ist gerade am Anfang oft Hartnäckigkeit gefordert) und die Person kann das befreiende Gebet sprechen.

Dies alles gehört zu den Kraftwirkungen, aber es geht hier um viel mehr, als nur um Wunder zu tun, oder übernatürliche Kräfte zu erleben. Die Kraftwirkungen sind Demonstrationen, die zeigen, dass hier eine neue Kraft am Wirken ist, die im Gegensatz zu den Kräften dieser Welt steht, eine Kraft hinter der der König der Könige steht, der hier seine Herrschaft durch uns aufrichtet. Daher sind diese Kraftwirkungen des Geistes für die Gemeinde Christi so wichtig, denn sie zeigen, dass hier nicht das System der Welt, das Reich Satans regiert, sondern sie zeigt, dass die Glieder des Leibes Christi in ein neues Reich, in einen neuen Herrschaftsbereich versetzt wurden. Der Teufel ist nicht mehr unser Vater, und deshalb hat er auch kein Recht mehr uns zu strafen. Gott ist unser Vater und nur er darf uns züchtigen. Ein Vater darf nur seinen Sohn erziehen, er hat aber nicht das Recht, die Nachbarskinder zu erziehen, da diese nicht unter seiner Verantwortung stehen. Genau das muss die Gemeinde – gerade die Ortsgemeinde – demonstrieren. Das Wort, das im Neuen Testament mit „Gemeinde“ übersetzt wird, heisst ekklesia, und es bedeutet „herausgerufen“. Die Gläubigen sind die Menschen, die aus dem System der Welt, aus dem Herrschaftsbereich Satans herausgerufen und in das Reich Gottes hineinversetzt wurden.

…sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, Arten von Sprachen. (1. Kor 12:28)

Die Gnadengaben kommen erst jetzt. Die eben genannten Kraftwirkungen sind nicht besondere Gnadengaben, die einzelne tun, sondern gehören zu den typischen Merkmalen einer neutestamentlichen Gemeinde. Es sind natürliche Resultate der Herrschaft des Geistes, wenn die einzelnen Glieder ihr Leben in allen Bereichen unter die Kraft des Heiligen Geistes gestellt, dann werden diese Dinge denen folgen, die an daran glauben. In diesem Vers taucht wieder neue Gnadengaben auf, nämlich Hilfeleistungen und Regierungen. Wir sind oft geneigt diese Arten von Gaben als natürliche Gaben zu kategorisieren, aber die Bibel tut dies nicht. Viele Ausleger teilen die Geistesgaben in übernatürliche und in natürliche Gaben ein, aber wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass dies nicht biblisch ist. Geistesgaben sind durch und durch alle übernatürlich, denn der Mensch hat sie nicht durch Training üder Ausbildung empfangen, sondern durch Gnade. Auch hier stehen die Gnadengaben Hilfeleistungen und Regierungen (gemeint sind Administrations- , Leitungs- und Organisationsgabe) zwischen den Gnadengaben der Heilungen und den Arten von Sprachen. Diese Reihenfolge zeigt, dass Paulus diese Gaben nicht als natürlich versteht, sondern dass sie für ihn genauso übernatürlich sind wie die Sprachengabe und die Heilungsgabe sind.

Was ist denn so übernatürlich an einer Gnadengabe der Hilfeleistungen? Natürlich kann jeder Christ mit ein wenig Anstrengung und guten Vorsätzen Hilfsdienste verrichten, wenn er sich dazu überwindet. Das ist ganz normal und überhaupt keine besondere Gabe, allerhöchstens gute Erziehung. Wenn die Hilfeleistungen aber eine Gnadengabe vom Heiligen Geist sind, dann hat die so beschenkte Person die Kraft selbst ihren Feinden und den Leuten, die sie nicht mag, Hilfsdienste zu erweisen. Sie kann auch dann noch helfen, wenn alle natürlichen Umstände dagegen sprechen, auch dann, wenn sie selbst keine eigene Kraft mehr hat, denn die Kraft mit der sie die Hilfeleistungen verrichtet, ist nicht ihre eigene Kraft, sondern eine vom Heiligen Geist geschenkte übernatürliche Kraft. Wir sehen im Alten Testament, dass Gott manchmal Leute mit handwerklichen Gaben ausstattete (in der Wüste, zum Bau der Stiftshütte oder zur Zeit Salomos, zum Bau des Tempels). Das Resultat war, dass diese Leute auf einmal handwerkliche Fähigkeiten hatten, die sie sich unmöglich in so kurzer Zeit aneignen konnten. Wenn wir die Geschichten lesen, dann merken wir, dass sie zu höchst filigranen und komplizierten Arbeiten in der Lage waren, und wenn wir die Geschichten aufmerksam lesen, dann werden wir schnell die Passagen finden, wo geschrieben steht, dass sie diese Fähigkeiten nur deshalb hatten, weil der Heilige Geist auf sie gekommen war. Das ist ein großer Unterschied, denn diese Handwerker konnten sich nicht selbst die Ehre für ihre Leistungen geben, und jedermann im Volk wusste, dass es Gottes Kraft und Gottes Geschicklichkeit waren, mit denen die Arbeiter diese arbeiten verrichteten. Gott bekam dadurch die Ehre, und so ist es auch heute: Wenn es übernatürliche Fähigkeiten sind (selbst wenn sie ein natürliches Gegenüber haben, wie die Gabe des Lehrens, oder auch Hilfeleistungen und Regierungen), dann wird Gott die Ehre bekommen, wenn es natürliche Gaben sind, dann kriegt auch immer der Mensch die Ehre, denn er hat ja etwas dazu beigetragen. Aber zu einer Gnadengabe hat der Mensch nichts beigetragen, das wäre ein Widerspruch zu dem Verständnis von Gnade.

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Kommentar zum Korintherbrief (#16) – Erstens Apostel, zweitens Propheten

Und einige hat Gott in der Versammlung eingesetzt: Erstens als Apostel, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer, sodann Kraftwirkungen [gr.: dunamis], sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, Arten von Sprachen. (1. Kor. 12:28)

Diesen Vers muss man ersteinmal auf sich Wirken lassen. Es fällt als erstes auf, dass Paulus hier wieder keine vollständige Aufzählung liefert, das sehen wir schon allein daran, dass er einige Verse vorher Gaben genannt hat, die hier nicht aufgezählt werden. Wenn wir dann noch genauer hinschauen, merken wir, dass Paulus die Aufzählung nicht mit Gnadengaben beginnt, sondern mit den Diensten (oder auch „Ämtern“): Zuerst hat Gott Menschen eingesetzt, und zwar als Apostel (das ist keine Gnadengabe, sondern ein Amt, zu dem man von Gott berufen wird, siehe 1. Kor 1:1, Röm 1:1, 2. Kor 1:1, Gal 1:1 und viele andere Verse), zweitens Propheten und drittens Lehrer. Wenn wir diese Aufzählung mit der aus Epheser 4:11 vergleichen (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer) so merken wir, das die ersten beiden Ämter in der Reihenfolge übereinstimmen, die anderen nicht. Dies ist ein sehr wichtiger Hinweis, der im Neuen Testament sogar ein drittes Mal betont wird, und zwar im 2. Kapitel des Epheserbriefes, wo Paulus die Grundlage der Gemeinde beschreibt:

…aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, indem Jesus Christus selbst Eckstein ist (Eph 2:20)

Dieser Vers gibt uns einen Hinweis auf die Wichtigkeit dieser beiden Dienste, die im Neuen Testament auffällig oft im Zusammenhang genannt werden (siehe dazu auch Luk 11:49, 2. Petr 3:2, Offb 18:20). Die Gemeinde steht und fällt mit diesen beiden Ämtern. Wir dürfen nicht vergessen, dass ein Amt immer in Verbindung mit einer Person und deren Leben steht. Das Wort „Dienst“ ist hier ein wenig irreführend, es lässt uns denken, es ist etwas, was man eine Weile tut, aber aus dem Kontext der Bibel sehen wir, dass das Wort „Dienst“ oder „Amt“ niemals so gebraucht wird. Stattdessen stehen die Ämter immer im Zusammenhang mit der Berufung, das sehen wir in so vielen Versen, nicht allein schon in den Anfangsversen der paulinischen Briefe, von denen ich oben schon einige genannt habe. Ein Amt ist eine Berufung, die so ausgelegt ist, dass mein ganzes Leben eine Vorbereitung ist, damit ich diese Berufung ausfülle. Bis Mose sein Amt als Prophet und als Gesandter Gottes (das bedeutet nichts anderes als „Apostel“) beginnen konnte, musste er viel leiden und durchmachen, sein Leben war von Anfang an dazu bestimmt, ihn zu dem Mann zu formen, der später das Volk Israel aus der Wüste führen sollte, dazu gehörte auch die 40-jährige Wartezeit in der Wüste. So können wir viele Beispiele von Männern Gottes aus der Bibel durchgehen, z.B. Josef, alles was ihm vorher passierte, der Verrat seiner Brüder, sein Dienst als Sklave, seine Zeit im Gefängnis, all dies war eine Vorbereitung, damit er seine Berufung als Führer des Volkes in Demut ausüben konnte. Ein anderes Beispiel ist David. Wir wissen von David, dass er nicht nur ein König war, sondern auch ein Prophet – aber bis er seinen Dienst antreten konnte, mussten viele Jahre vergehen, Jahre in denen er Schafe gehütet hatte, in denen er vor Saul fliehen musste und um sein Leben fürchtete. Ein Dienst oder Amt ist nicht einfach eine Gnadengabe, die auf Glauben hin verliehen wird, nein, es ist unsere Berufung, unsere Bestimmung, die Gott für uns ausgesucht hat. Auf diese Bestimmung hin hat Gott unser Leben geplant, all unsere Situationen die wir erleben tragen entweder dazu bei, dass wir dieser Bestimmung näher kommen und sie festmachen (2. Petr. 1:10) oder dass wir uns von ihr entfernen. Ein Amt ist nicht etwas, was man schnell bekommt, eine Zeit lang ausübt und sich dann wieder anderen Aufgaben zuwendet. Ich möchte hier nicht ausführlicher auf den Unterschied zwischen Gaben und Ämtern eingehen, da es zu sehr vom Thema wegführt. Falls hier fragen auftauchen, so könnt ihr mit e-Sword alle Verse heraussuchen, wo diese Worte gebraucht werden, und dann genau untersuchen, in welchem Kontext und mit welcher Bedeutung diese Worte gebraucht werden (es bringt absolut keine geistliche Erkenntnis, wenn wir uns ein Wörterbuch nehmen und diese Begriffe im Wörterbuch nachschlagen. Die Bedeutung der Worte ändert sich von Zeit zu Zeit, und in den Wörterbüchern stehen die Definitionen von Menschen. Daher ist unsere einzige Möglichkeit, die ursprüngliche und volle Bedeutung eines Wortes herauszufinden, alle Verse in der Bibel nachzuschlagen und genau beachten, wie diese Worte benutzt werden, welche anderen Worte mit ihnen im Zusammenhang stehen, usw. Dies kann eine Weile dauern, normalerweise erschließt sich die Bedeutung nicht sofort, denn auch hier sind wir auf die Hilfe des Heiligen Geistes angewiesen, der uns in alle Wahrheit leiten wird).

Wir sehen also, dass zwei Ämter für die Gemeinde ausschlaggebend sind, nämlich das Amt des Apostel und das Amt des Propheten. Falls jemand genauer wissen möchte, was diese Worte alles bedeuten, dem seien die Bücher von Arthur Katz empfohlen, und zwar „Auf der Grundlage der Apostel“ und „The Prophetic Call“ (umsonst online unter www.benisreal.org).

Schon Darby hatte die Wichtigkeit dieser Dienste anerkannt und da er glaubte, dass diese Dienste zu seiner Zeit nicht existierten, schloß er daraus, dass es auch keine echten Gemeinden im Sinne des Neuen Testamentes geben könne. Daraufhin nannte er die Gemeinden nicht mehr Gemeinden, sondern nur noch Versammlungen von Gläubigen. Darby zeigt ein bemerkenswertes Verständnis dieser Verse: Wenn es keine Apostel und Propheten mehr gibt, dann kann es auch keine echte neutestamentliche Gemeinde mehr geben. Das nenne ich Konsequenz – dieser Mann hat das Wort Gottes nicht oberflächlich gelesen, sondern ernst genommen. Wir müssen uns natürlich hüten, aus dieser Folgerung ein Gesetz zu machen, aber wenn diese beiden Ämter die Grundlage der Gemeinde darstellen, dann sollte uns das zu denken geben. Heutzutage sind eher die anderen Ämter als Grundlage der Gemeinde zu sehen: Es gibt Gemeinden, die entstanden durch einen Evangelisten, bei dem sich viele bekehrten, dieser gründet daraufhin eine Gemeinde und wird der Vorsteher der Gemeinde. In anderen Gemeinden gründen sich hauptsächlich auf einen „Pastor“, also einen Hirten und sind komplett von diesem abhängig. Die meisten Gemeinden aber stehen auf dem Fundament des Lehrdienstes. Man erkennt das schon daran, dass die Gemeindeglieder nach Lehre sortiert und zugelassen oder ausgeschlossen werden (nicht nach dem, ob sie in den Leib hineingetauft wurden oder nicht).

Ich gebe zu, dass ich in Deutschland keinen Propheten kenne, der auch nur halbwegs an einen echten biblischen Propheten erinnert. Die Propheten, die sich selber so nennen (das sind meistens Christen aus dem charismatischen Lager), disqualifizieren sich meistens durch ihre eigenen Prophezeiungen, da diese nicht eintreffen (oder nur dann eintreffen, wenn die betreffende Person mit ihrer eigenen Kraft nachhelfen muss…) oder durch ihren Lebensstil und Charakter. Ich kenne in Deutschland keinen Propheten (was aber nicht heißt, dass es hier solche nicht gibt!), die wie Jeremia oder Jesaja das Volk Gottes zur Umkehr aufrufen, die wie Elia die gottlose Regierung konfrontieren und den Christen und der Welt nicht nach dem Mund reden und sich dadurch unbeliebt machen. Echte Propheten werden von der Welt und von den meisten Christen gehasst werden, sie werden nicht beliebt sein, denn sie decken schonungslos die Heuchelei und die geheimen Motive der Herzen auf. Aber ich finde nur „Propheten“, die die Christen in ihrem gegenwärtigen Zustand bestätigen, die die Gemeinden und ihre Glieder mit Lob überschütten und andauernd irgendwelche Erweckungen oder andere Segnungen prophezeien, die nicht eintreffen und die zu allem Überfluss noch ihre Bücher verkaufen möchten. Man beachte nur einmal die Prophezeiungen, die über die Stadt Berlin ausgesprochen wurden, und die zu über 90% nicht eingetroffen sind. Es gibt dazu eine theologische Magisterarbeit (Heim, Detlef: Prophetische Reden und Evangelisation. Eine missiologische Untersuchung der über Berlin ausgesprochenen Prophetien (1980-2000). MTh 2003, online unter http://www.gbfe.org von Dr. Johannes Reimer betreut. Diese Magisterarbeit wurde nicht von konservativen Anticharismatikern geschrieben, sondern von einem Mitarbeiter einer sehr bekannten charismatischen Gemeinde in Berlin). Wir sehen am Beispiel des Propheten Johannes, dass er sich selber nicht für einen Propheten gehalten hat, dafür aber von Jesus ein Prophet genannt wurde. Das sollte uns zu denken geben, wenn immer wir Leuten begegnen, die uns auf die Nase binden wollen, dass sie Propheten sind. Dafür hat Johannes der Täufer hauptsächlich die Buße gepredigt, und den Leuten ihre Sünden vorgehalten, und die Leute haben entweder Buße getan, oder ihn gehasst, und schließlich endete Johannes im Gefängnis und wurde hingerichtet. Dieses Muster sehen wir bei so vielen Propheten in der Bibel, und es unterscheidet sich so stark von den heutigen Christen, die sich selber Propheten nennen, dass sich hier ein weiterer Kommentar erübrigt. Selbst Derek Prince sagt in einer Predigt (hab ich hier irgendwo aufm Rechner, wer die genaue Quelle will, bitte nachfragen), dass jeden Propheten anzweifelt, der die Christen in ihrem gegenwärtigen Zustand bestätigt und nicht zuerst über Buße und Umkehr zu Gott redet.

Was sind die Grundzüge des Apostelamts? Diese Frage hier in aller Kürze zu klären scheint mir auch unmöglich. Der Prototyp des Apostels ist der Apostel Paulus, wenn wir uns sein Leben anschauen, so finden wir einige bemerkenswerte Stationen: Seine Vorgeschichte als Pharisäer und Christenverfolger, seine radikale Bekehrung, inklusive der Heilung und Erfüllung des Heiligen Geistes durch Hananias, seine lange Abgeschiedenheit in der Wüste, wo er alleine ohne sich mit Fleisch und Blut zu beraten mit dem neuen Licht des Heiligen Geistes das Wort studierte, dann sein erstes Auftreten in Damaskus, wo er zum ersten Mal öffentlich Stellung für Christus bezieht, so daß die Juden ihn umbringen wollten und er zum ersten Mal mit dem Widerstand des Teufels konfrontiert wurde, und er nach Jerusalem fliehen muss. Diese ganzen Stationen waren notwendige Vorbereitung, aber noch war Paulus kein Apostel. Erst als er und Barnabas in Antiochia vom Heiligen Geist ausgesondert und berufen wurde, und die übrigen Ältesten ihnen die Hände auflegten und sie aussandten, erst ab diesem Moment war Paulus ein Apostel, ein „Gesandter“. Sein weiteres Leben ist durch aussergewöhnliche Kraftwirkungen und Taten gekennzeichnet, aber gleichzeitig auch durch aussergewöhhnliche Leiden. Zusätzlich muss Paulus die Ablehnung von anderen Menschen, ja selbst von geisterfüllten Christen erdulden, er gründet zwar viele Gemeinden, doch einige der Gemeinden wenden sich nachher von ihm ab, ebenso lesen wir, wie er später zu Timotheus schreibt, dass alle seine Mitarbeiter ihn verlassen haben. Je mehr sein Leben dem Ende zugeht, umso mehr muss er für Christus leiden. Dieses Leben ist uns als Beispiel gegeben, den Paulus sagt selber: Eifert mir nach! Aber wir sollten wissen, dass jeder, der für dieses Amt berufen wurde, aussergewöhnliche Anfechtungen und Leiden durchmachen wird.

Heutzutage wird mit dem Begriff Apostel sehr leichtsinnig umgegangen. Auf der einen Seite haben wir die konservativen Denominationen, die solche Verse ignorieren und fest behaupten, es gäbe das Apostelamt nicht mehr, das Amt wäre nur auf die 12 Jünger und auf Paulus beschränkt (wobei im NT über 20 Leute aufgezählt werden, die dieses Amt innehatten, in der Lutherübersetzung fällt das jedoch nicht auf, da oft das Wort „Gesandter“ benutzt wird, und fast nur im Hinblick auf die Zwölf einschließlich Paulus die Übersetzung Apostel – dabei wird im griechischen Text kein Unterschied gemacht). Es ist natürlich klar, dass die Zwölf eine Sonderrolle haben, die möchte denen ja auch niemand wegnehmen.

Dann gibt es da die gemäßigten Evangelikalen, die einsehen, dass es sehr wohl Apostel gibt und geben muss, die aber unter dem Wort Apostel nichts weiter als „Missionar“ verstehen (Im Bibelseminar Bonn wird diese Position z.T. vertreten). Natürlich ist „Missionar“ eine korrekte Übersetzung, jedoch ist dieser Begriff sehr irreführend und im heutigen Sprachgebrauch versteht man unter einem Missionar jemand der das Evangelium verkündet und neue Gemeinden gründet. Das haben die Apostel zwar auch getan, jedoch muss man dafür kein Apostel sein, um neue Gemeinden zu gründen. Ein Apostel im eigentlichen Sinne ist mehr als ein Gemeindegründer oder als jemand der das Evangelium verkündet.

Als drittes Lager gibt es dann noch die charismatischen Denominationen, die beim Apostelamt die Betonung hauptsächlich auf die Wunder und auf ein großes „Ministry“ legen. Zusätzlich haben wir in diesem Lager noch eine Apostel-Inflation, fast jeder, der ein etwas größeren und erfolgreicheren Dienst hat, oder der eine Mega-Church leitet, darf sich hier Apostel nennen. Dies ist in meinen Augen genauso schlimm wie die vorige Position, es ist sehr oberflächlich. Obwohl es natürlich stimmt, dass das Apostelamt von gewaltigen Kraftwirkungen begleitet ist, wird hier die andere Seite, nämlich das gewaltige Leiden, das Tragen des Kreuzes und die Verfolgung und Ablehung, die ein Apostel ebenso begleitet unter den Tisch gekehrt. Wenn Paulus in einer Stadt gepredigt hat, dann gab es immer zwei Reaktionen: Zum einen waren da Zeichen und Wunder und Bekehrungen und zum anderen war da Verfolgung, Gefängnis und sogar Steinigung. Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, dann sehen wir die gewaltigen Manifestationen des Geistes durch den Apostel Paulus, aber dies ist die Sichtweise von Lukas. Wenn wir dagegen den zweiten Korintherbrief lesen, so erfahren wir, wie Paulus diese Zeit in Asien empfunden hat (siehe dazu unter anderem 2. Kor 1:8-11).

Weiter möchte ich auf die Frage, was den Apostel kennzeichnet nicht eingehen, dies ist kein Thema; was man auf einigen Seiten „abhandeln“ kann. Stattdessen möchte ich noch kurz auf die Frage eingehen, ob es heute noch Apostel gibt. In der Bibel gibt es keinen Vers und keine Andeutung, die auch nur irgendwie darauf hinweist, dass dieses Amt „zurückgezogen“ wird, oder in irgendeiner Weise „aufhören“ wird. Wir haben vorher gesehen, wie ungeheuer wichtig die Apostel und die Propheten für die Gemeinde sind, müsste dann nicht irgendein Hinweis darauf in der Bibel stehen, wenn der Gemeinde das Fundament entzogen wird? Aber in der Bibel gibt es einen klaren Hinweis, und zwar steht in Epheser 4 ganz genau beschrieben, wie lange es das Apostelamt und die anderen Ämter geben wird:

Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus. (Eph 4:11-13)

Hier finden wir fünf Ämter aufgezählt, und hier steht ganz genau wofür diese Ämter gegeben wurden:

a) Zur Vollendung der Heiligen
b) für das Werk des Dienstes
c) für die Auferbauung des Leibes Christi

Gott hat diese fünf Ämter für diese drei Ziele gegeben, und das zeigt uns, wie wichtig diese Ämter sind. Denn wenn Gott sagt, dass diese Dienste notwendig sind, um diese Ziele zu erreichen, dann bedeutet das, dass wir diese Ziele ohne die Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer niemals erreichen werden. Wir können uns noch so viele Methoden und Konzepte ausdenken (z.B. Willow Creek, Saddleback, Leben mit Vision, und was es nicht alles noch so gibt…), das wird nicht funktionieren. Gottes Methode sind Menschen: Menschen als Apostel, Menschen als Propheten, Menschen als Evangelisten, Menschen als Hirten und als Lehrer. Hier ist nicht von Gnadengaben die Rede, sondern von Ämtern. Denken wir nicht, weil wir in einer charismatischen Gemeinde aufgewachsen sind und mit den Gaben vertraut sind, werden wir diese Ziele erreichen. Nein, diese drei Ziele werden nicht durch Gnadengaben erreicht, sondern durch Menschen, die ihre Berufungen ergriffen und festgemacht haben. Wenn diese Ziele erreicht sind, dann sind diese Ämter nicht mehr notwendig, dann braucht keiner mehr einen Apostel oder einen Propheten. Welche Gemeinde möchte jetzt behaupten, dass ihre „Heiligen“ vollendet sind? Welcher Christ kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass der Leib Christi heutzutage auferbaut ist und keiner weiteren Bauarbeiten mehr bedarf? Wer kann sagen, dass das Werk des Dienstes (gemeint ist unter anderem die Missionsarbeit), abgeschlossen ist? Und deshalb gibt der Apostel Paulus im nächsten Vers eine genaue Angabe des Zeitpunktes an, ab dem die Dienste hinfällig geworden sind:

…bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus. (Eph 4:11-13)

Wir lesen hier schwarz auf weiss, dass diese Dienste gegeben sind bis ein bestimmter Zeitpunkt gekommen ist: Er hat die einen gegeben als Apostel und andere … bis wir alle hingelangen. Diese Ämter wird es solange geben, bis alle Christen zur Einheit des Glaubens gelangt sind, bis alle in der Fülle des Geistes leben, bis alle erwachsen und reif geworden sind. Vielleicht bist du schon bei der Vollkommenheit angelangt, vielleicht auch deine Gemeinde, aber du wirst immer noch zugeben müssen, dass die anderen noch nicht so weit sind. Verstehen wir jetzt, wie widersinnig es ist, zu behaupten, es gäbe diese Dienste nicht mehr? Wir würden erstens unsere Ziele nicht erreichen und zweitens würde Gott sein Werk auf dieser Erde niemals vollenden können. Erst wenn die Gemeinde zur Braut geworden ist, erst dann werden diese Dienste überflüssig. Gott hat sich darauf beschränkt, seine ewigen Ziele und Absichten, die vor Grundlegung der Welt beschlossen wurden, durch Menschen zu verwirklichen, und diese Menschen sind die Apostel, die Propheten, die Evangelisten, usw. Wenn also jemand behauptet, es gäbe ein Amt heute nicht mehr, so steht das im krassen Widerspruch zu Gottes Wort. Solcherlei Lehren sind nicht von Gott, und wir müssen ihnen widerstehen. Sie gehören nicht zu dem von Paulus überlieferten Evangelium. Wir müssen aber auch den oberflächlichen Definitionen dieser Ämter durch viele moderne evangelikale und charismatische Christen widerstehen, denn dadurch berauben wir diesen Ämtern ihren wirklichen Wert, wenn ein Apostel zu einem „Gemeindegründer“ oder einem christlichen Wundertäter degradiert wird. Den falschen Aposteln müssen wir widerstehen, und dafür werden wir von Gott gelobt werden, so wie die Gemeinde zu Ephesus von Gott in den Sendschreiben dafür gelobt wurde, dass sie die falschen Aposteln entlarvt hat.

Viele Irrtümer in Bezug auf diese Dinge kommen daher, dass wir von unser Erfahrung her urteilen. Wir kennen keine Apostel, haben noch nie von welchen gehört (und wenn, dann haben sie sich als unecht erwiesen), deshalb folgern wir daraus, dass es das nicht gibt. Aber die Welt ist größer als unser Freundeskreis und unsere Erfahrung. Ich kenne auch keine Person, die ich mit Sicherheit als Apostel identifizieren könnte, aber das heißt noch lange nicht, dass sich Gottes Wort geändert hat, das heißt noch lange nicht, dass diese Verse aus Epheser 4 nicht wahr sind. Anstatt ständig mit unserer Erfahrung Rat zu halten, sollten wir lieber in aller Offenheit den Kontakt mit Gott suchen und ihn ernsthaft Fragen, was es mit diesen Dingen auf sich hat. Wir müssen dafür keine charismatischen Bücher lesen, alles was wir an Information brauchen steht bereits in der Bibel, und da wird nichts hinzugefügt. Es bedarf allerdings des Heiligen Geistes, damit wir diese geschriebenen Informationen verstehen und damit auch unser Herz demütig und offen wird, um für Diese geistlichen Wahrheiten empfänglich zu werden.

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Kommentar zum Korintherbrief (#15) – Viele Glieder, ein Leib

Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum gehöre ich nicht zum Leib, so gehört er deswegen nicht weniger dazu! Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum gehöre ich nicht zum Leib; so gehört es deswegen nicht weniger dazu! Wäre der ganze Leib Auge, wo bliebe das Gehör? Wäre er ganz Ohr, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder, jedes einzelne von ihnen, so am Leibe gesetzt, wie er gewollt hat. Wenn aber alles ein Glied wäre, wo bliebe der Leib? Nun aber gibt es viele Glieder, doch nur einen Leib… (1. Kor. 12:14 – 25)

Hier fasst Paulus das eben gesagte nochmal zusammen. Wir halten folgende Punkte fest: Im Leib Christi gibt es keine Gleichheit, sondern Einheit. Einheit bedeutet, dass die einzelnen Glieder verschieden sind (und mit verschieden ist hier auch verschieden gemeint, nämlich verschieden in der Lehre, verschieden in den Ansichten, verschieden in den Gaben, verschieden im Charakter, usw.) und dadurch dass sie vom Geist eine Gnadengabe und damit auch eine Verantwortung bekommen haben werden sie zu einer Einheit, wenn sie dieser Verantwortung nachkommen.

Das bedeutet, wir brauchen uns gar keine Sorgen darum zu machen, was für Aufgaben wir den einzelnen Gliedern geben – dafür ist der Geist verantwortlich. Wer seine Gnadengabe entdeckt, der weiss auch, was er zu tun hat und welche Verantwortung er hat. Die Aufgabe der Ältesten ist nicht, die einzelnen Glieder zu beschäftigen und sie mit Aufgaben zu überhäufen, sondern sie dahin bringen, dass sie ihre Gnadengaben und ihre Berufung entdecken. Die Glieder dagegen, die sich nicht unter die Herrschaft des Geistes stellen wollen, die werden auch niemals ihre Funktion im Leib entdecken, geschweige denn ihre Gnadengabe. Allerdings sollten die einzelnen Glieder zuerst ein Leib-Bewusstsein haben. Ihnen sollte klar sein, dass ihre Versammlung nur eine Repräsentation des einen Leibes ist, und dass die anderen Christen in ihrer Stadt ebenfalls zu diesem einen Leib gehören, und das deren Zusammenkünfte ebenfalls eine Realisierung des einen Leibes Christi darstellen.

Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. (1. Kor. 12:26)

Wenn wir uns die Hand brechen, kommt dann nur unsere Hand ins Krankenhaus? Nein, wir kommen ins Krankenhaus, unser gesamter Körper liegt im Krankenhaus. Wenn uns dann jemand fragt, ob wir krank sind, dann antworten wir doch nicht: “Nein, ich ich bin gesund, nur meine Hand ist krank!”. Wenn unsere Hand krank ist, dann wird jedermann sagen: Wir sind krank. Das ist Leib-Bewusstsein. Komischerweise verhalten wir uns beim Leib Christi aber total anders. Wir sagen oft: “Wir sind gesund, aber das eine bestimmte Glied, diese eine bestimmte Person, die nicht mit uns übereinstimmt, die ist krank”. Das ist totaler Blödsinn. Wenn im Leib Christi ein Glied krank ist, dann ist der ganze Leib krank. So einfach ist das, udn das drückt Paulus hier auch aus, diese Einheit, dieses Leib-Bewusstsein ist sehr wichtig. Viele Glieder – ein Leib.

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Kommentar zum Korintherbrief (#14) – Was ist eine Ortsgemeinde?

Denn gleichwie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, wiewohl ihrer viele sind, doch nur einen Leib bilden, also auch Christus. (1. Kor 12:12)

Ein Leib, viele Glieder – dies ist ein wichtiges Prinzip im Reich Gottes: Einheit ist nicht Gleichheit. Wir wissen von Paulus, dass die Ehe ein Bild für die Gemeinde ist. Mann und Frau werden niemals gleich sein, der Mann wird immer ein Mann bleiben und die Frau wird immer ein weibliches Wesen bleiben, aber trotzdem werden die zwei unterschiedlichen Wesen eins sein (Eph 5:31-32). Es wäre fatal, wenn der Mann versucht, seine Frau zu einem Mann umzugestalten – ebenso umgekehrt. Gott schafft aus zwei verschiedenen Menschen eine neue Kreatur. Das ist das Prinzip, das hinter der Gemeinde steckt. Es ist daher sehr unvernünftig, wenn man eine Gemeinde haben möchte, wo alle Mitglieder “gleich” sind. Wir können nicht erwarten, dass die Glieder der Ortsgemeinde ähnlich oder genauso begabt sind wir wir, wir können davon ausgehen, dass unsere Geschwister in der Gemeinde von uns so verschieden sind, wie ein Auge von der Hand verschieden ist. Wenn wir hoffen oder davon ausgehen, dass die Geschwister in unserer Gemeinde oder Versammlung auch nur halbwegs so denken oder geprägt sind wie wir, dann haben wir den Gemeindegedanken nicht verstanden, dann haben wir Einheit mit Gleichheit verwechselt.

Dies hört sich auf dem Papier vielleicht einfach an, hat aber schwerwiegende Auswirkungen in der Realität. Wenn wir davon ausgehen, dass die anderen Brüder alle verschieden sind, dann hat das zur Folge, dass wir nicht immer gleich denken und es werden früher oder später Meinungsverschiedenheiten auftreten.

Wir sind durch einen Geist in einen Leib getauft worden, ob Juden oder Griechen, Knechte oder Freie, alle sind mit einem Geist getränkt worden. (1. Kor 12:13)

Dieser Vers ist entscheidend für das richtige Gemeindeverständnis – Wir haben eben festgestellt, dass zwischen den einzelnen Gemeindegliedern ein großer Unterschied herrscht, aber es muss doch irgendeine Gemeinsamkeit, irgendeinen gemeinsamen Grund geben, das haben wir von vorneherein geahnt, und hier legt Gott durch Paulus diesen Grund: Wer in den einen Leib getauft ist, der gehört dazu. Das ist das einzige Kriterium. Wir haben bezüglich der Gemeindezugehörigkeit im Laufe der Jahrhunderte viele verschiedene Kriterien entwickelt: Man muss bestimmte Lehren glauben, man muss bestimmte Ordnungen befolgen, man muss bestimmte Lehren bejahen, man muss bestimmte Dinge nicht tun, man muss in einigen Gemeinden bestimmte Gaben haben und in anderen Gemeinden muss man bestimmte Gaben nicht haben um als vollwertiges Gemeindemitglied zu gelten. Aber bei Gott gibt es nur dieses eine Kriterium: ist die Person in den einen Leib getauft worden oder ist sie es nicht? Beachten wir die Vergangenheitsform: Es handelt sich um ein bestimmtes Ereignis, dass bereits geschehen ist. Es handelt sich um die Taufe, aber ich möchte hinzufügen: Um das neutestamentliche Verständnis von Taufe, als Taufe und Bekehrung noch nicht voneinander getrennt waren. Wer sich bekehrte, der tat Buße von seinen Sünden und ließ sich taufen – so lief das damals. Wir finden in den biblischen Berichten keine langen Wartezeiten zwischen der Wiedergeburt und der Taufe. Es gibt zwischen Tod und Beerdigung auch keine langen Wartezeiten, weil die Leichen sonst anfangen zu verschimmeln und zu stinken. Wer sich zu Gott bekehrt und sich aber nicht taufen lassen will, der hat zu Gott nicht “Ja” gesagt, sondern nur “Jein” und es mag sein, dass er mit diesem “Jein” nicht lange auf Gottes Seite bleibt, sondern von der Welt wieder eingefangen wird. Wir wissen aus Römer 6 um die geistliche Bedeutung der Taufe, wir sterben für die Welt, wir bezeugen dass unser alter sündiger Mensch mit Christus am Kreuz mitgestorben ist und dass wir ab jetzt für die Welt und für die Sünde tot sind. Alles was Flesich war, geht in das Wasser hinein und unter das Wasser und verreckt dort. Alles was aus dem Wasser dann herauskommt, ist die Auferstehung, eine neue Kreatur kommt aus dem (Wasser-)Grab, die in Gottes Reich versetzt ist. Jeder der diesen Schritt der Taufe (zusammen mit der Bekehrung) vollzogen hat, ist zugleich in den Leib hineingetauft – ab dem Moment, wo jemand aus dem Wasser des Todes hervorkommt, ist er nicht mehr in der Welt, sondern im Leib – ganz unabhängig davon ob er das möchte und unabhängig davon, ob sein Verstand das weiß. Es ist eine geistliche Tatsache, die die unsichtbare Welt akzeptieren muss.

Diese Person, die jetzt im Leib ist, braucht sich nicht eine Gemeinde zu suchen, sie ist bereits in der Gemeinde Christi, denn es gibt geistlich gesehen nur eine. Es gibt auf der Welt an vielen Orten viele Versammlungen und Gemeinschaften von Gläubigen, die diese eine Gemeinde mehr oder weniger repräsentieren1.

Verstehen wir diesen Leibgedanken? Hier ist wirkliche geistliche Einheit. Wer getauft worden ist, der gehört dazu – sonst nichts. Keine Zusätze, nichts kleingedrucktes, keine ungeschriebenen Verhaltensregeln, die zusätzlich zu befolgen sind. Die Frage der Gemeindezugehörigkeit ist bei Gott nichts kompliziertes, es ist eine einfache Frage: Bist du von Gott angenommen? Hast du deinen alten Menschen, dein altes Leben in den Tod gegeben?

Vielleicht denken einige, dieses Kriterium bezieht sich auf den universalen Leib Christi, aber für die Ortsgemeinden gelten doch andere Regeln. Mir ist dieses Denken schon oft begegnet, dieser Gedanke, dass für den universalen Leib Christi andere Regeln gelten als für die Ortsgemeinde wird zur eigenen Gewissenserleichterung gebraucht. Was aber sind die Ortsgemeinden? Sie sind nichts anderes als eine lokale Repräsentation dieses einen Leibes Christi. Genauso wie es nur einen Christus gibt, gibt es auch nur einen Leib, das Macht Paulus hier unmißverständlich klar. Die Ortsgemeinden sind nicht viele verschiedene kleine Leibe Christi, so ein Gedanken ist total unbiblisch, die Ortsgemeinden sind lokale Sichtbarwerdungen dieses einen Leibes. Eine Ortsgemeinde repräsentiert den einen Leib, in den wir hineingetauft wurden. Die Ortsgemeinde ist eine Manifestation des universalen Leib Christi.

Wenn jetzt aber so eine Ortsgemeinde ihre eigenen Regeln aufstellt, wer dazu gehört und wer nicht, dann repräsentiert sie nicht mehr den einen Leib, dann repräsentiert sie ihre eigenen Interessen und Ideen. Wenn eine Ortsgemeinde eine Person, die von Christus angenommen ist, nicht annimmt, dann ist das keine Sichtbarwerdung des einen Leib Christi, diese sogenannte Ortsgemeinde ist dann ein Verein von Leuten, die ihre eigenen Interessen vertreten. Erkennen wir jetzt, wie radikal diese Sicht ist? Es gibt ein wahres Sprichwort, das lautet: “Freunde kann man sich aussuchen, Geschwister aber nicht.” Dies trifft auch auf den Leib Christi und die Ortsgemeinde zu. Wir können uns nicht aussuchen, wer in den Leib hineingetauft wurde, wir können uns nicht aussuchen, wer von Christus angenommen wurde. Wenn Christus mit seinem Blut die Sünden einer Person reingewaschen hat und stellvertretend für sie gestorben ist, welches Recht haben wir dann zu sagen, diese Person darf nicht in unsere Gemeinde? Welches Recht haben wir da, dieser Person noch weitere Bedingungen (Kleiderordnungen, Zustimmen zu bestimmten Lehren, usw) aufzuerlegen? Wenn wir Zusatzbedingungen stellen, dann sind wir auf dem Weg zu einer Sekte, denn wir repräsentieren nicht mehr den Leib Christi, sondern unsere eigenen Interessen.

In der Praxis ist dies natürlich nicht so einfach, denn das heisst ja nichts anderes, als dass Personen in die Gemeinde kommen, die total andere Meinungen in Bezug auf Lehre, Lebensstil, usw. In anderen Worten: es werden Leute in die Gemeinde kommen, mit denen uns nicht das Geringste verbindet. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass Christen kommen, die zwar in den Leib hineingetauft sind, aber allerhand komische Lehren mit sich bringen. Jedoch müssen wir beachten, dass Paulus hier in Korinther eine Einheit des Geistes darlegt und nicht eine Einheit der Lehre2. Das erste wonach wir fragen müssen, ist ob die Person in den einen Leib hineingetauft wurde, alles andere muss sich in der Frage der Gemeindezugehörigkeit hintenanstellen. Unsere Gemeinden sind oft Zusammenschlüsse von Gleichgesinnten, von Menschen gleicher Herkunft, gleicher Hautfarbe, gleicher Mentalität, gleicher Lehre und Erkenntnis, usw. In Gottes Augen sind Versammlungen aufgrund solcher Fundamente keine wirklichen Ortsgemeinden, es sind höchstens Interessengemeinschaften, es sind Vereine. In einem Verein treffen sich Leute, die die gleichen Interessen und Hobbies haben, um diesen Gemeinsam nachzugehen, in einer Ortsgemeinde treffen sich Menschen, die in den Leib hineingetauft wurden.

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